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Titus Flavius Vespasianus

Herrschaft & Wirken I (Der verhasste Thronerbe)

Vespasian hatte seinen ältesten Sohn schon von Anbeginn als seinen Nachfolger festgelegt. So verwundert es auch nicht, dass er sich mit ihm sieben Mal das Konsulat teilte. Nur künftige Kaiser hatten bislang so oft das Konsulat innegehabt. Zudem erhielt er die Amtsgewalt eines Volkstribuns und wurde noch vor seiner Thronbesteigung von den Truppen vierzehn Mal zum Imperator ausgerufen. Auf Münzen des Jahres 71 erscheint Titus in Uniform und mit der Umschrift DES IMP (designatus imperator = designierter Kaiser, besonders im Sinne als Truppenkommandeur). Im gleichen Jahr teilte sich Vespasian mit ihm die tribunizische Amtsgewalt und 73/74 das Amt des Zensors.

Er unterstütze seinen Vater wo es nur ging. Er befreite ihn von Routineangelegenheiten, diktierte oftmals Briefe, entwarf Erlasse und hielt für seinen Vater sogar Reden vor dem Senat. Bei aller Nähe und Zusammenarbeit verblieben die Entscheidungen jedoch immer bei Vespasian selbst. Als sich Titus noch in Alexandria aufgehalten hatte, musste er fürchten, Mucianus würde zu grossen Einfluss auf seinen Vater ausüben. Doch waren solche Sorgen wie bereits erwähnt unbegründet.

Sueton erschien er als Partner und Beschützer seines Vaters, zumal Titus überraschend zum Prätorianerpräfekten ernannt wurde. Es scheint, als hätte der Verrat der Gardisten an Galba, Vespasian vorsichtig werden lassen. So ist es verständlich, dass das Kommando über die Prätorianer jemandem anvertraut wurde, dem Vespasian hundertprozentig vertrauen konnte. Die Garde war überdies etwas verkleinert worden und Titus führte sie mit harter Hand.

Aber es gab auch noch einen zweiten Grund für diese Ernennung. Als Präfekt konnte er seinem Vater die Schmutzarbeit abnehmen, wenn es darum ging politische Gegner auf mehr oder weniger legalem Weg zu beseitigen. Titus galt fortan als perfekter Taktiker der Macht, der auch vor Beweisfälschung nicht zurückschreckte. So gab es zahlreiche fingierte Briefe, die als Vorwand für diverse Verhaftungen verwendet wurden.

Zu Titus’ und Vespasians schärfsten Kritikern gehörte Epirus Marcellus, der gemeinsam mit Vitellius’ ehemaligen Feldherrn Caecina, in den Verdacht geraten war, ein Attentat auf Vespasian zu planen. Titus lud Caecina zu einem Gastmahl ein und liess ihn dabei erdolchen. Marcellus wurde vom Senat zum Tode verurteilt, nahm sich aber zuvor selbst das Leben, indem er sich die Kehle durchschnitt.

Durch die Anwendung solcher Methoden wurde Titus beim Volk schnell verhasst. Zum Ruf eines skrupellosen Machtmenschen gesellten sich noch Berichte über seine Ausschweifungen. Oft soll er sich als Wüstling und Lebemann vergnügt haben, indem er mit Lustknaben und Eunuchen ganze Nächte durchzechte. Doch schien es dabei eher feuchtfröhlich, denn dekadent und luxuriös zugegangen sein.

Die Spitze des Eisbergs bildete seine Beziehung zur zehn Jahre älteren Königin Berenice, die er während seines Aufenthaltes im Osten kennen und lieben gelernt hatte. Sie gehörte dem judäischen Hochadel an und war deshalb beim Volk unpopulär. Sie besass ein bedeutendes Vermögen, galt weithin als kluge Frau und soll auch eine Schönheit sondergleichen gewesen sein. Eine Beziehung eines römischen Herrschers zu einer orientalischen Prinzessin erinnerte doch sehr stark an die Beziehung zwischen Caesar und Kleopatra. Und orientalische Prinzessinnen waren in Rom noch nie hoch im Kurs der Gunst gestanden; trotz ihrer guten Beziehungen zum römischen Hof.

Titus wagte es erst im Jahre 75 sie zu sich in die Hauptstadt zu holen, als ihr Bruder Agrippa II. Rom einen Besuch abstattete. Sie lebten in offener Beziehung miteinander im Palast. Auf Druck des Volkes und eines darauf basierenden Befehls seines Vaters musste er sie schliesslich nach Judäa zurückschicken. Nach dem Tod seines Vaters stattete sie Titus einen zweiten Besuch ab, doch distanzierte er sich - zu beider Leidwesen - öffentlich von ihr. Die Regierung des Imperiums war wichtiger.

All dies führte auch zu Gerüchten, die Titus die Ermordung seines Vaters zur Last legten. Es gibt jedoch nicht die Spur eines Beweises für ein solches Verhalten. Sogar einige seiner grössten Gegner haben diesbezüglich nichts negatives überliefert.

Portraitbüste
des Titus


 

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(PL)