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Flavius Valentinianus (I.)

Herrschaft II (Aussenpolitik)

Der Westteil des Reiches mit seiner Residenzstadt Trier wurde von allen Seiten bedroht. Am Rhein drangen die Alamannen nach Gallien und Raetien vor, die Sarmaten und Quaden überfluteten Pannonien, die Goten plünderten Thrakien und die Maurenstämme piesackten die afrikanischen Provinzen. Auch in Britannien sah man sich umzingelt. Sachsen, Pikten, Scotten und Attacotten machten den Bewohnern das Leben schwer.

Mit dieser militärischen Bedrohung von aussen musste Valentinanus seine ganze Regierungszeit leben. Dennoch gelang es ihm das Westreich unter seiner Herrschaft in eine letzte Blütephase zu führen. Der Grund lag im militärischen Genie des Kaisers und dem massiven Ausbau der Befestigungsanlagen an den Grenzen und rund um die Städte. Meterdicke Mauern und verstärkte Kastelle schützten das Reich vor den Eindringlingen.

Bis 365 residierte Valentinianus in Mediolanum (Mailand). Dort empfing er eine Delegation der Alamannen, die sich als seine hartnäckigsten Gegner erweisen sollten. Sie erbaten sich die üblichen Schutzgelder (bestanden aus Geld und Nahrungsmittelleistungen), die Rom bezahlte, um sich die Ruhe von einigen Stämmen zu erkaufen. Ein Blick in die Staatskassa wird den Kaiser davon überzeugt haben, diese Gelder nicht mehr in der bisherigen Höhe zu bezahlen. Prompt fielen die Alamannen in Gallien ein und Valentinianus zog gegen sie zu Felde. Anzahl und Abfolge dieser Feldzüge lassen sich nicht mehr genau rekonstruieren. Es schien auf alle Fälle drunter und drüber gegangen zu sein. Vorstösse gab es auch in das Neckartal und in den Schwarzwald.

Bis zum Sommer 367 hatte Valentinanus einige Siege gegen die Eindringlinge errungen und wollte weiter gegen sie vorgehen. Just in diesem Moment fesselte ihn erneut eine schwere Krankheit ans Bett. Die Schwere der Erkrankung liess in seinem Umfeld die Gerüchteküche über potentielle Nachfolger brodeln. Doch der Kaiser genas unerwartet schnell und zog daraus seine Lehren. Am 24. August 367 ernannte er seinen achtjährigen Sohn Gratianus zum Mitregenten.

Während der Kaiser in Lutetia (Paris) marode darniederlag, plünderten die Alamannen unter ihrem König Rando die Stadt Mogontiacum (Mainz) in der Provinz Germania prima. Wieder diensttauglich verlegte er sein Hauptquartier nach Samarobriva (Amiens) und schlug zurück. Unter grossen Verlusten sicherte er unter der militärischen Leitung seines magister equitum (Befehlshaber der Kavallerie) Flavius Iovinus die Rheingrenze nicht nur gegen diesen Stamm, sondern auch gegen Franken und Sachsen. Danach schlug er seine Kommandozentrale in Treveri (Trier) auf.

Auf der anderen Seite des Ärmelkanals wollte sich ein Mann mit gleichem Namen zum Kaiser aufschwingen, doch wurde er bereits während der Vorbereitungen beseitigt. Um den Bedrohungen aus dem Norden Herr zu werden, kam es zu einer erneuten Befestigung des Hadrianswalles und der Vater des späteren Kaisers Theodosius stellte 368 die römische Herrschaft wieder her.

Das römische Afrika, das sich so lange einer Friedenszeit rühmen konnte, wurde von Berberstämmen bedroht. Der Konflikt hatte sich schon lange angebahnt. Bereits vor dem Regierungsantritt Valentinianus' waren einige Städte von organisierten Plünderern heimgesucht worden. Die Bewohner erflehten vom Militärkommandanten Romanus ein sofortiges Eingreifen. Dieser wollte allerdings nur dann anrücken, falls zuerst grössere Summen in seine eigene Tasche flossen.

Die Städte waren nicht in der Lage die geforderte Summe aufzubringen und schickten anlässlich des Regierungswechsels 364 eine Gesandtschaft mit einem Protestbrief zum Kaiser. Doch Romanus konnte sich geschickt herauswinden und beeinflusste eine Untersuchungskommission zu seinen Gunsten. Im Winter 367 fielen die Austorianer in Leptis Magna und die Städte versuchten es mit einer erneuten Gesandtschaft. Der Kaiser schickte seinen Notare Palladius zur Untersuchung der Vorfälle. Doch der wurde von Romanus bestochen und die Bewohner mussten in einem Prozess unter Androhung von Gewalt ihre Anschuldigungen widerrufen.

Um 371 erhob sich ein mauretanischer Fürstensohn namens Firmus gegen die römische Herrschaft. Unter der frustrierten Bevölkerung breitete sich der Aufstand schnell aus. Die Lage war prekär und Valentinianus musste seinen Heerführer Theodosius den Älteren 372 für drei Jahre nach Afrika schicken. Die von Firmus daraufhin angebotene Unterwerfung wurde abgelehnt und die Sache militärisch gelöst. Nach dem Sieg der römischen Waffen floh Firmus, beging jedoch - nachdem er in die Enge getrieben worden war - Selbstmord. Theodosius erkannte die Korruption der römischen Beamten, deckte deren Machenschaften auf und zog die Schuldigen zur Verantwortung. Er selbst sollte 375 einer Palastintrige zum Opfer fallen.

Während dieser Vorfälle blieb der Kaiser am Rhein. Nachdem die Römer einen Vertrag mit den Burgundern nicht eingehalten hatten - diese waren mit den Alamannen verfeindet und Valentinianus hatte sie ins römische Heer aufgenommen -, zogen diese 370 gegen das Reich. Schon ein Jahr zuvor hatte er begonnen die Befestigungen zügig und massiv ausbauen zu lassen. Von den Alpen bis zum Rhein erstreckten sich nun steinerne Türme, Mauern, Kastelle und Lager auch an Orten wo bislang nur mindere Anlagen existierten - wie z.B. in Basileia (Basel).

Nach einer kurzen Reise ins italische Mediolanum, beaufsichtigte der Kaiser im Frühjahr 374 von seiner Residenz Trier aus, die Arbeiten am Limes. Als er sich gerade in der Nähe von Basel aufhielt, wurde ihm vom Grenzübertritt der Quaden und Sarmaten an der mittleren Donau berichtet. Die Nachricht zeichnete ein düsteres Bild. Die Stämme waren durch den beständigen Ausbau der Militäranlagen in den letzten Jahrhunderten bislang nicht in der Lage gewesen in grösseren Verbänden über die Donau zu setzen.

Den Winter verbrachte Valentinianus in seiner Residenzstadt, um sobald es das Wetter zuliess mit einem Heer nach Pannonien zu ziehen. Die einst blühende Stadt Carnuntum (Petronell) fand er als halbe Ruine vor. Sogleich liess er die Stadt wieder instand setzen und mit Mauern neu bewehren. Sie sollte für den bevorstehenden Feldzug als Ausgangsbasis dienen.

Der Kaiser wurde von seiner zweiten Frau Iustina begleitet. Diese hatte er nach der Scheidung von Marina Severa 370 geheiratet. In Konz/Mosel wurde ihm mit Valentinianus (II.) ein zweiter Sohn geboren, der nach dem Tod des Vaters zum Augustus ernannt wurde. Marina Severa schenkte zudem noch drei Töchtern das Licht der Welt.

Kolossalstatue aus der Zeit der Valentinianus, die vermutlich den Dynastiegründer selbst zeigt


 

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(PL)