GEOGRAFIE |
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EINLEITUNG ALPHABETISCH |
Pompeii (Pompeji
in Italien)
Die ultimative Katastrophe - der Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n.Chr. Für die Römer war der Vesuv ein ganz gewöhnlicher Berg (im Latein gibt es ursprünglich kein Wort für "Vulkan"). Während ihrer bisherigen Herrschaft über Italien war er nie ausgebrochen und auch die unmittelbar davor liegenden Kulturen hatten keine Erinnerung an ein solches Ereignis bewahrt. Der letzte geologisch bestätigte Ausbruch fand im Jahre 1774 v.Chr. statt und verwüstete weite Landstriche auf Jahrhunderte. Die nach dem Ort Avellino - 15 km nordöstlich des Vesuvs - genannte Avellino-Eruption ereignete sich in bereits besiedeltem Gebiet. In Ascheschichten konservierte Fussabdrücke von Flüchtenden, Tier- und Wagenspuren deuten auf eine panikartige Flucht in einer kleinen Siedlung nahe Avellino hin. Versuche die kleinen Ortschaften wieder zu besiedeln, scheiterten wohl an den Eruptionsschäden. Erst nachdem die Umweltschäden von der Natur durch die Jahrhunderte beseitigt worden waren, drangen wieder Menschen in die Gegend vor. Wegen des durch die Vulkanasche fruchtbaren Bodens und des angenehmen Klimas entstanden rund um den Vesuv und die Bucht von Neapel zahlreiche Siedlungen, wie Pompeji, Herculaneum, Stabiae, Misenum und andere. Damals wäre niemand auf die Idee gekommen, inmitten einer Katastrophenzone zu leben. Auch als die Zahl und die Stärke der Erdbeben zunahm, dachte man sich nichts. Dabei waren die letzten Anzeichen bereits bedrohlich. Das grosse Erdbeben von 62 n.Chr. und die Erdbewegungen am Berg (es entstanden Erdspalten und Quellen versiegten) waren die Vorzeichen des bevorstehenden Ausbruchs; denn je länger ein Vulkan ruht, desto gewaltiger der nächste Ausbruch. Der Weg zur plinischen Explosion und die pyroklastischen Wellen In den 1853 Jahren seit der letzten grossen Eruption hatte sich unter dem Vesuv eine Magmakammer von annähernd drei km Durchmesser gebildet. Ein Hervorquellen des flüssigen Erdinnerens verhinderte ein gewaltiger Gesteinspfropfen aus seinerzeit erstarrtem Magma. Das jahrhundertelange Eindringen von Wasser bei gleichzeitigen Gasaustritten vom Inneren her, liess den Pfropfen durch beständige chemische Reaktionen mürbe werden. Am 24. August 79 n.Chr. war es dann so weit. Mit einem lauten Knall zerbröselte der Pfropfen und gab dem Druck nach. Im Gegensatz zu einem "gewöhnlichen" Vulkanausbruch spie der Vesuv keine glühende Lava, sondern ein Gemisch aus Asche, überhitztem Gas und Magma, das überschallschnell hoch in die Atmosphäre vordrang. Nach ihrem ersten Berichterstatter Plinius d.Ä. wird diese Eruption eine "plinische" genannt. Nach der Explosion stieg eine gigantische Rauchwolke bis zu 33 km in den Himmel und nachdem das Gemisch sich abgekühlt und auch den Schwung verloren hatte, regnete es als Bimsstein auf die Umgebung des Berges hinab. Die mitgerissenen "echten" Gesteinsbrocken schlugen Bomben gleich mit bis zu 180 km/h auf die Erde hernieder. Während des Höhepunktes des Ausbruches drangen jede Sekunde über 100.000 Tonnen Asche-Gas-Gestein-Gemisch ans Freie! Gewöhnlich weht der Wind bei Pompeji aus Südwest vom Meer her, doch wohl infolge der Aufhitzung direkt unter dem Vulkan, kühlte sich die Landmasse nicht mehr ab, und an besagtem 24. August ging der Luftstrom von Nordost aus - direkt vom Berg auf die Stadt zu - mit all der gefährlichen Fracht des Ausbruches. Die Bucht von
Neapel am Tag des Ausbruchs. Ganz links Misenum, ganz rechts Pompeji. Der Ausbruch dauerte nicht ganz einen Tag und sogar im transmarinen Afrika war der Ascheregen noch spürbar. Insgesamt wurden 4 Kubikkilometer Asche-Gas-Gestein-Gemisch ausgespieen. Nach und nach brach der Vulkanschlot in sich zusammen und die dadurch ausgelösten pyroklastischen Wellen (hitzegeballte Lawinen aus 500°C heisser Asche & geschmolzenen Gesteins) bedeckten alles in unmittelbarem Umfeld um den Berg. In Herculaneum war die Schicht bis zu 25 m stark. Die den Wellen ausgesetzten Menschen starben qualvoll innert weniger Augenblicke. Beim ersten Atemzug gelangten heisses Gas & Asche in die Lunge, was sich anfühlt, als atme man Feuer ein. Dabei bildete sich Flüssigkeit in der Lunge. Der zweite Atemzug lässt Asche und Flüssigkeit zu einer Art Zement werden, der sich bei jedem weiteren Luftholen mehr und mehr verfestigt. Andere erstickten einfach an den Gasen oder wurden von der heissen Gesteinswelle verdampft. Zahlreiche Körper blieben der Nachwelt erhalten. Die pyroklastische Welle hüllte sie im Moment ihres Todes ein und nachdem die organischen Bestandteile zerfallen waren bildete sich ein Hohlraum. Nachdem dies vom Archäologen Giuseppe Fiorelli erkannt worden war, begann man einige dieser Hohlräume mit Gips auszugiessen. Das Ergebnis waren erschaudernd realistische Eindrücke über die letzten Minuten von Pompeji. Die Chronologie des Schreckens am 24. August 79 n.Chr.
Die Zeit danach Die Zahl der Opfer kann nur geschätzt werden, da - wie gesagt - Pompeji eine von Wanderarbeitern bevölkerte Baustelle war. Kaiser Titus organisierte sofort nach bekannt werden der Katastrophe eine grossangelegte Hilfsaktion, doch es gab kaum etwas zu tun. Nach einiger Zeit begannen einerseits Überlebende sowie Erben und andererseits Räuber nach verschütteten Reichtümern zu graben. Ein zunächst geplanter Wiederaufbau wurde nach einigen Notbauten am Rande des alten Pompeji wieder fallen gelassen und die Stadt geriet über die Jahrhunderte hinweg in Vergessenheit, wohingegen andere, weniger betroffene Siedlungen wie Nola, Neapolis oder Sorrent wieder völlig instandgesetzt wurden. Am 24. August 79 n.Chr. war Pompeji immer noch eine gigantische
Baustelle gewesen. Die Zahl der wiedereröffneten Läden liess sich zwar sehen, doch stand der Handel ganz unter dem Eindruck der Bedürfnisse von Handwerkern und
angeheuerten Arbeitern. Dies ist bei allen Schlüssen zu
berücksichtigen, die sich durch die exzellente Funde ergeben. So
wurde in der Vergangenheit der Stellenwert der Bordelle in der
römischen Gesellschaft masslos überschätzt, denn auch im ältesten
Gewerbe der Welt orientierte man sich am Markt und der hiess in Pompeji: zahllose Wanderarbeiter ohne weiblichen Anhang. Spätere antike Ausbrüche ereigneten sich 202, 472 und 512 n.Chr. In der Neuzeit eruptierte der Vesuv 1631, 1872, 1906 und zuletzt 1944. Da die Wissenschaft annimmt, ein grosser plinischer Ausbruch finde ca. alle 2000 Jahre statt, gab es in den letzten Jahren bereits erste Katastrophenübungen für eine etwaige Evakuierung. |
Der grosse Ausbruch ereignete sich während der Herrschaft des Titus.
Auch unter Kaiser Septimius Severus brach der Vesuv aus.
Als der Vesuv
472 n.Chr. ausbrach, regierte gerade Kaiser Olybrius
und das Westreich lag in seinen letzten Zügen. |
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Quellen: Coarelli, La Roca, De Vos "Pompeji", J.-A.Dickmann "Pompeji", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", N.Harris & P.Dennis "Feuerregen auf Pompeji", "Der kleine Pauly" sowie das Computerspiel "Pompei - The Legend of Vesuvius" & die DVD "Pompeji - Der letzte Tag" |
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(PL) |