Version LX

KULTUR
Der römische Kalender


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AUGUSTUS

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Die Kalenderreform Caesars

Das Edikt - Ein Kalender wird Gesetz

Die Neuordnung des Kalenders erfolgt nicht durch Senatsbeschluss, wie man vielleicht hätte annehmen können. Weder gab es eine lex Iuliae noch eine Beschlussfassung als Pontifex Maximus. Caesar erliess ein Edikt im Rahmen seiner Machtbefugnisse als Dictator.

Der Grund dürfte in einer engen Bindung der Reform an seine Person zu suchen sein. Caesar wollte die Neuordnung des Kalenders dazu nutzen, sie an den Beginn einer vollständigen Umkrempelung des römischen Staatswesens zu stellen. Da auch König Numa Pompilius seine Politik mit der Einrichtung eines Kalenders begonnen hatte, dürfte dieser Umstand kein Zufall sein. Auch einige Historiker, wie etwa Sueton, sahen dies so und würdigten die Reform entsprechend.

Sosigenes erhielt von Caesar den Auftrag Fachartikel über die Reform zu verfassen. Aber auch er selbst griff zum Griffel und veröffentlichte die Schrift ad astris. Es war wohl der Versuch die gebildeten Römer für seine Reform zu gewinnen. Der mathematisch-astronomische Anteil Caesars an der Neuordnung darf nicht unterschätzt werden. Im Gegensatz zu Papst Gregor XIII., der lediglich seinen Namen für die Berechnungen anderer hergab, hat er an der Reform selbst mitgewirkt. So berichtet Plutarch, dass die Kommission mehrere Varianten für den neuen Kalender ausgearbeitet hatte und Caesar alle prüfte und sich schliesslich die endgültige Version selbst zusammenzimmerte.

Caesar verfolgte mit der Reform zweierlei Absichten. Zum einen konnten nun die Jahreszeiten des Kalenders wieder dem Stand der Sonne entsprechen zum anderen sollten durch korrekte Schaltung künftige Fehler vermieden werden. Er hatte auch den Ehrgeiz beide Ziele auf einmal erreichen zu wollen. Somit unterschied seine Reform von allen anderen bislang vorgelegten Änderungsversuchen. Es war somit nötig, den kommenden 1. Jänner exakt auf das Sonnenjahr auszurichten.

Die Kalenderkommission hatte vorgeschlagen nach einem Einschub von 23 Tagen im Februar weitere 67 Tage unterzubringen. Caesar verteilte sie geschickt über das Jahr mittels zweier überlanger Einschubmonate, dass das während der Vorkommnisse laufende Jahr 708 (nach der Zählung Varros) mit dem alten Dezember endete. Dieses Jahr wurde annus confusionis ultimus (= letzes Jahr der Kalenderkonfusion) genannt. Das neue Jahr begann somit bereits mit der caesarischen Reform versehen am 1. Jänner 709. Die Reform war sicherlich auch deshalb leichter durchsetzbar, da der Kalender der Wirklichkeit hinterherhinkte und somit Tage "gewonnen" werden mussten. Papst Gregor XIII. hatte 1582 damit zu kämpfen, dass er zehn Tage "vernichten" musste.

Der neue Kalender hatte nunmehr 365 statt 355 Tagen. Diese 10 Tage wurden von Caesar so geschickt auf die zwölf Monate verteilt, dass der Tagescharakter der bisherigen Tage nicht berührt wurde. Diese Betonung der sakralen Kontinuität wurde besonders betont und scheint bei den Bürgern gut angekommen zu sein. Erst im Jahre 44 liess er einen sakralen Charakter eines Tages zu seinen Ehren verändern. Zwei Jahre zuvor waren derartige Gedanken noch noch abwegig gewesen.

Da das neue Jahr gegenüber dem Sonnenjahr um etwa einen viertel Tag zu kurz war, wurde ja periodisch ein Schalttag eingeführt. Leider kann aus den überlieferten Quellen nicht eindeutig herausgelesen werden, ob das bereits im Jahre 45 der Fall war.

Durch die Eile der Reform und mangelnde Kommunikation mit den Pontifices (die weiterhin für die Schaltung zuständig waren) wurde eine Formulierung zur Schaltung aus Caesars Schriften missverstanden. Caesar hatte festgelegt quarto quoque anno (= alle vier Jahre) schalten zu lassen. Doch die Pontifices schalteten alle drei Jahre. (Übrigens ein Problem, mit dem wir heute auch noch kämpfen. Man sagt "in acht Tagen" und meint eigentlich eine Woche mit sieben Tagen...) So wurde innerhalb der nächsten 36 Jahre drei Mal ein Tag zu viel eingefügt.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", J.-C.Fredouille "Lexion der römischen Welt", "Der kleine Pauly", sowie ein kurzer Traktat von Wolf Tungsten

 

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(PL)