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KULTUR
Der römische Kalender


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AUGUSTUS

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Die Kalenderreform Caesars

Verwendung - Der brauchbare Kalender

Das neue Sonnenjahr wurde zu Caesars Ehren annus Iulianus genannt und durch Zugabe einer Art Witterungskalender (vergleichbar mit unserem Hunderjährigen Kalender der Bauern) populär gemacht. Der Naturwissenschaftler Plinius hatte mehrere solcher Witterungskalender zu Gesicht bekommen und den caesarischen für am brauchbarsten befunden. In ihm wurden die Auf- und Untergänge wichtiger Sterne verzeichnet und die immer wiederkehrenden Witterungsverhältnisse im Bauernjahr.

Der erste Witterungskalender war 432 v.Chr. durch Meton von Athen erstellt werden. Der Schriftsteller Lucan geht sogar soweit, den Witterungskalender des Eudoxos als die grosse Konkurrenz zum Caesarischen anzusehen. So knüpfte Caesar an die wissenschaftliche Tradition der Griechen an. Auf alle Fälle war sein Kalender mithin der genaueste aller bislang aufgestellten in der hellenistischen Welt.

Auch in Rom selbst gab es solche Kalender schon lange für den Privatgebrauch. So hatte etwa Varro seinem Freund Pompeius einen Witterungskalender für die Seefahrt gewidmet. Ein Beweis, dass Caesar nicht nur einfach von den Alexandrinern gekupfert hatte, sondern Neues berechnen liess, ist aus den Sternphasen zu erkennen. Sternbilder wandern in Ägypten zu einem anderen Zeitpunkt über den Himmel als in Italien. So verwundert es nicht, dass Caesar in späteren Zeiten unter die Astronomen gereiht wurde. Wenn er auch vielleicht nicht selbst jeden Tag den Himmel beobachtete, so hatte er die Problematik erkannt und liess wenigstens beobachten. Die Einführung der Astronomie als anerkannte Wissenschaft in Rom ist also ebenfalls Caesar zuzuschreiben.

Um Kontinuität mit dem alten römischen Kalender sicherzustellen verwarf Caesar den Vorschlag von Sosigenes, die astronomisch korrekten Daten der Winter- und Sommersonnenwende und der Tag- und Nachtgleichen in der Reform zu berücksichtigen. Die Daten wurden weiterhin nach dem alten römischen Kalender festgelegt. Da das sonstige Jahr stimmte, fiel dies wohl kaum jemandem auf und war in damaliger Zeit auch nicht von Belang.

Eigentlich wäre der Witterungskalender mit seinen Sternphasen durch den neuen Sonnenkalender überflüssig geworden. Schliesslich brauchte man nun einfach in den Kalender zu schauen, um festzustellen welcher Tag war, welche Jahreszeit usw. Caesar wollte den Übergang vermutlich so einfach wie möglich für die Menschen gestalten. Alle, die sich am bisherigen Witterungskalender orientierten, sollten dies auch künftig tun können. In der Landwirtschaft scheint man den Kalender aber schon sehr bald übernommen zu haben, wie einige Funde gezeigt haben. Die Literatur hinkte dem etwas hinter nach. Erst 60 n.Chr. findet sich bei Columella neben den Sternphasen auch das Sonnenjahr als Berechnungsgrundlage verewigt. Spätestens seit dem 4.Jh.n.Chr. verwendeten die Bauern nur mehr den nun julianisch genannten Kalender.

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Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.


Quellen: H.Pleticha & O.Schönberger "Die Römer", J.-C.Fredouille "Lexion der römischen Welt", "Der kleine Pauly", sowie ein kurzer Traktat von Wolf Tungsten

 

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(PL)