MILITÄR |
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X FRETENSIS |
LEGIO X FRETENSIS Aufstellung & Aushebung Die Legion wurde in den Jahren 41/40 v.Chr. durch Octavianus aufgestellt und die Nummer 10 in Erinnerung an Caesars 10. Legion, obwohl diese für Marcus Antonius im Osten kämpfte. Möglicherweise gab es eine caesarische Vorgängereinheit. Ihr Beiname Fretensis (des Kanals, der Meerenge) lässt eine frühe Spezialisierung auf Marine(infanterie)operationen schliessen. Die Theorie, wonach der Name vom Wachdienst an der Strasse von Messina herrühren soll, ist durch nichts belegbar. In das 3.Jh.n.Chr. fällt gelegentlich eine Nennung des Ehrennamens Pia Fidelis (pflichtbewusst & treu), doch ist unklar unter welchen Umständen die Verleihung erfolgte und ob dies überhaupt mit der im Osten stationierten Truppe in Zusammenhang gebracht werden kann oder nicht die im Westen operierende Teileinheit gemeint war. Ihre Embleme waren Stier und Eber; gelegentlich gesellten sich auch eine Trireme, ein Delphin und der Gott Neptunus dazu. Stützpunkte & Lager Nach ihren Einsätzen im römischen Bürgerkrieg wurden zahlreiche Veteranen bei Colonia Veneria (Cremona), Brixia (Brescia) und Capua angesiedelt. Gemeinsam mit Ausgemusterten der XII Fulminata wurde auch Patras besiedelt. Die sicher mit neuen Rekruten wieder aufgefüllte Einheit lag nach 30 v.Chr. in Makedonien. Spätestens 6 n.Chr. (vielleicht schon vor 20 v.Chr.) wurde sie nach Syrien verbracht um dort seit 14 n.Chr. in Erscheinung zu treten. 17 n.Chr. lag sie in Cyrrhus um die Transitroute vom Euphrat nach Antiochia zu schützen, später in Zeugma. Nach den Jüdischen Kriegen wurde sie in Jerusalem stationiert und die Veteranen gründeten eine neue Kolonie in Ptolemais, wo sich die Legion nach der Niederlage von 66 n.Chr. bereits einmal neu gesammelt hatte. Als Winterquartier 67/68 n.Chr. diente Caesarea. Nach der Eroberung von Gamala stationierte man die Legion kurzfristig in Scythopolis (Beth-Shean) und nach der Zerstörung von Qumran in Jericho. Nach der Einnahme von Masada kehrten die Soldaten in ihr angestammtes Quartier in Jerusalem zurück. In der 2. Hälfte des 3.Jh.n.Chr. wurde sie nach Aela (Eilat) am Roten Meer transferiert um den Weg über den Skorpionpass zu schützen. Noch um 400 n.Chr. ist die Einheit dort nachweisbar. Einsätze Die Legion wurde von Octavianus für den Kampf gegen Sextus Pompeius ausgehoben und auch in den Schlachten von Mylae und Naulochus eingesetzt, da dieser mit der Besetzung Siziliens die Getreideversorgung Roms unterbunden hatte. Da unbekannt ist, ob sie 4 v.Chr. bereits in Syrien stationiert war, kann eine Teilnahme an der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes unter Judas, Simon und Athronges nach dem Tode des Herodes d.Gr. nicht entschieden werden. Jedenfalls mit von der Partie war die Legion im Jahre 6 n.Chr., als sie gemeinsam mit III Gallica, VI Ferrata & XII Fulminata Unruhen nach der Absetzung des Herodes Archelaus niederschlug. Mit III Gallica, VI Ferrata & XII Fulminata eroberte die Legion Ende der 50er Jahre Armenien für den prorömischen König Tigranes. Nach dessen Sturz und der Einsetzung von Tiridates, dem Bruder des Partherkönigs Vologases I., kam die Heerschar bei der Zurückeroberung erneut zum Einsatz. Im Herbst 66 n.Chr. versuchte eine Teileinheit der Legion Jerusalem von den aufständischen Juden zurückzuerobern. Als sich dieses Vorhaben als aussichtslos erwies, trat die Einheit den Rückzug an, wurde aber auf ihrem Marsch angegriffen und schwer in Mitleidenschaft gezogen, was sogar zum Verlust des Adlers führte. Dieser Vorfall war einer der Gründe für das entschlossene Einschreiten Roms gegen die Aufständischen. Nach ihrem Winterquartier in Ptolemais focht die X Fretensis entschlossen im Judäischen Krieg und eroberte Gamala. Im Sommer 68 n.Chr. operierte die Legion im Jordantal und zerstörte das Kloster von Qumran. 70 n.Chr. nahm die Einheit an der Belagerung von Jerusalem teil und nach der Eroberung der Stadt bewachte sie die Kriegsgefangenen auf ihrem Weg nach Seleucia, wo diese unter der Anleitung römischer Ingenieure am Tituskanal bauen mussten. Die Zwangsarbeiter waren dennoch froh über diesen Einsatz, da zuvor eine Verbringung nach Rom zum Bau des Colosseums im Raum gestanden war. Spätestens nach der Einnahme von Masada war die Legion nach dem Verlust ihres Adlers zu Beginn des Krieges rehabilitiert. Wie die anderen Legionen im Osten wurde sie von Kaiser Traianus für seinen Partherkrieg der Jahre 115 bis 117 n.Chr. herangezogen. Unter Hadrianus setzte man sie gegen die Aufständischen unter der Führung von Simon ben Kosiba ein, doch musste ihre Basis in Jerusalem kurzfristig geräumt werden. Dies legen jedenfalls judäische Münzen nahe, welche die Wiedererrichtung ihres Kultes im alten Tempel feiern. Möglicherweise nahm die Legion an der Belagerung von Bethar teil - dem letzten Zufluchtsort der Aufständischen -, da es für das Ende der Kämpfe Anfang 136 n.Chr. eine Weihung ihrer Soldaten an Neptunus gab. Um künftigen Bedrohungen besser begegnen zu können, wurde zur Unterstützung der X Fretensis die VI Ferrata nach Caparcotna (später Legio; heute Leijun) verlegt. In den Markomannenkriegen des Marcus Aurelius focht eine Teileinheit weitab von Syrien an der Donaugrenze und auch in Dakien ist eine Präsenz von abkommandierten Truppenteilen anhand einiger Grabsteine nachweisbar. Nach der Ermordung von Kaiser Pertinax votierte die Legion zunächst für den Gegenkaiser Pescennius Niger. Kurz danach brach zwischen Juden und Samaritern ein Bürgerkrieg aus, in dem die Legion intervenierte. Dabei soll es sogar zu Kämpfen mit der VI Ferrata gekommen sein. Ob dies noch in Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg stand oder andere Ursachen hatte ist nicht bekannt. Für das 3.Jh.n.Chr. gibt es kaum Nachrichten. Möglicherweise wurde die Legion im Zuge der Heeresreform des Gallienus in eine im Osten stationierte Grenztruppe und eine in den Westen abkommandierte mobile Heeresgruppe geteilt. Jedenfalls sind berittene Einheiten der Legion in der Zeit des Gallischen Sonderreiches der Jahre 260 bis 274 n.Chr. für Gallien nachgewiesen. Im 4.Jh.n.Chr. ist dieser Truppenkörper jedoch nicht mehr nachweisbar; womöglich standen sie auf der Seite des Sonderreiches und wurden danach aufgelöst oder in andere Truppenkörper der mobilen Feldarmee eingegliedert. Personal In den Jahren ab 67 n.Chr. war Marcus Ulpius Trajanus - der gleichnamige Vater des späteren Kaisers Traianus - Kommandant der Einheit im Jüdischen Krieg. Nach der Mitte des Jahres 69 n.Chr. hiess - nach Überlieferungen des Schriftstellers Flavius Iosephus - der Kommandant Terentius Rufus. Nach dem Partherkrieg des Traianus wurden zahlreiche Offiziere hoch dekoriert. |
Legionär der |
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Quellen: Y.LeBohec "Die römische Armee", M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus"; www.livius.org |
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