Version LX

MILITÄR
Die Legionen des Imperiums


X FRETENSIS
X GEMINA

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LEGIO X GEMINA

Aufstellung & Aushebung

Die Legion wurde 59 v.Chr. oder früher durch Caesar ausgehoben und gehört mit VII Claudia, VIII Augusta & IX Hispana zu jenen Truppenkörpern mit der ältesten durchgehenden Tradition. Während des Bürgerkrieges ist ihre Armeezugehörigkeit unsicher. Im Jahre 44 v.Chr. von Octavian neu formiert wurde sie Teil seiner Armee nach der Schlacht von Actium. Zu Caesars Zeiten trug die Legion den Beinamen Equestris (beritten), was auf einen grösseren Teil von Legionskavallerie schliessen lässt, den sie jedoch nach einer Revolte gegen Octavianus 31/30 v.Chr. verlustig wurde. Der nun folgende Beiname Gemina (Zwillinge) ergab sich aus der Zusammenführung von Soldaten mehrerer aufgelöster Einheiten. Die Legion verdiente sich nach der Niederringung des Saturninusaufstandes das Prädikat pia fidelis Domitiana (pflichtbewusst & treu zu Domitianus) verdient; wobei nach der Ermordung des Kaisers 96 n.Chr. der letzte Teil einfach gestrichen wurde. Im 3.Jh.n.Chr. wurde die Einheit beinahe inflationär für ihre Treue zu den jeweiligen Herrschern mit temporären Beinamen geehrt; so Antoniniana (Caracalla oder weniger wahrscheinlich Elagabal für den Einsatz gegen die Germanen), Gordiana (Gordianus III. für den Einsatz gegen die Perser), Floriana (Florianus; Es ist unbekannt, warum die Legion diesen Ehrennamen erhielt, da sich der Kaiser nur 88 Tage im Amt hielt und Kleinasien nie verlassen hatte) und Cariniana (Carinus für den Einsatz gegen die Germanen). Unter Gallienus erhielt die Legion den Pia-Fidelis-Titel zum sechsten Mal verliehen, sodass die anderen vier Verleihungen in die 164 Jahre zwischen Domitianus und Gallienus fallen müssen ohne dass überliefert wurde wann und aus welchen Anlässen dies geschah. Als Caesarische Einheit benutzte die Legion den Stier als Emblem.

Stützpunkte & Lager

Seit 30 v.Chr. lag die Einheit in der Hispania Tarraconensis, vermutlich in Petavonium (Rosinos de Vidriales). Bei der grossen Befriedungsaktion in Spanien teilte sich die X Gemina vermutlich mit der VI Victrix ein Lager bei Braga, da Legionäre aus beiden Einheiten zu den ersten römischen Siedlern von Mérida, Cordoba und Zaragoza gehörten. Um 64 n.Chr. erfolgte ihre Verlegung ins pannonische Carnuntum (Petronell), wo sie die XV Apollinaris ablöste. Vier Jahre später wurde sie auf Anweisung Galbas nach Spanien zurückgeschickt und die neu aufgestellte VII Galbiana nahm ihren Platz ein.

Bereits Vespasianus schickte sie 70 n.Chr. an die Rheingrenze in das Winterquartier bei Arenacum (Rindern). Daraufhin bezog sie am Hunerberg östlich von Noviomagus (Nijmegen) Stellung um ein wachsames Auge auf die Bataver zu haben. Hier entfaltete die Legion auch eine grosse ökonomische Tätigkeit (Ziegeleien, Töpfereien), die sich auch quer über die Provinz und darüber hinaus erstreckten (Steinbrüche im Moseltal).

Noch vor Beendigung des ersten Dakerkrieges ging sie 102 n.Chr. nach Pannonien, um zuerst um 104 n.Chr. in Aquincum (Budapest) ihr Quartier aufzuschlagen. Zu Beginn der Regierung Hadrian wurde sie 118/119 n.Chr. im Zuge der Rückführung der Partherkriegskontingente in Vindobona (Wien) stationiert. Die Legion existierte an diesem Standort noch Anfang des 5.Jh.n.Chr.

Einsätze

Ihren ersten belegbaren Einsatz fand die Legion 58 v.Chr. bei der Invasion Galliens im Kampf gegen den Germanenfürsten Ariovistus, wobei sich Caesar lobend über ihre Loyalität äusserte. Im Jahr darauf tat sie sich in der Schlacht gegen die Nervier hervor und auch bei der kurzen Invasion Britanniens unter Caesar im Sommer 55 v.Chr. spielte die Einheit eine bedeutende Rolle. 52 v.Chr. gehörte sie auch zum Belagerungsheer von Gergovia.

Im folgenden Bürgerkrieg focht die Legion im Sommer 49 v.Chr. gegen Pompeius in der Schlacht von Ilerda, im Frühling 48 v.Chr. bei Dyrrachium und schliesslich am 9. August 48 v.Chr. bei Pharsalus. Daraufhin wurden die Soldaten nach Italien zurückgeführt und entlassen; doch bereits 46 v.Chr. hatten sie sich erneut unter dem Adler versammelt und unterstützten Caesar bei seinem Feldzug in Africa. Zu guter letzt nahmen sie noch an der Schlacht von Munda am 17. März 45 v.Chr. teil. Auf ihrem Rückmarsch von Spanien wurde ihnen bei Narbo (Narbonne) Land zugewiesen und begonnen die Legionäre erneut zu entlassen. Doch noch im Winter 44/43 v.Chr. folgten sie einem Aufruf von Lepidus zu ihren Standarten, sodass man nicht wirklich von einer erneuten Auflösung sprechen kann. 42 v.Chr. kämpfte die Legion auf der Seite der Triumvirn gegen die Caesarmörder und danach wuden einige Veteranen bei Cremona in Norditalien angesiedelt.

Die wohl durch Rekruten wieder aufgefüllte Einheit kam in der Folge unter die Oberhoheit von Marcus Antonius, der sie sogleich 36 bis 34 v.Chr. gegen die Parther und Armenien einsetzte. Nach diese Feldzüge zu keinem guten Ende gekommen waren, wurden die Truppen zurückbeordert und nach der Schlacht von Actium 31 v.Chr. ergab sich die Legion dem Sieger Octavianus, der ihre Veteranen bei Patras ansiedelte. Dabei kam es aus unbekannten Gründen zu einer Revolte unter den Soldaten und die Einheit wurde bestraft. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde die Einheit mit Legionären aus anderen - ebenfalls aufgelösten Legionen - aufgefüllt.

25 bis 13 v.Chr. war die Legion Teil des gigantischen augusteischen Eroberungsprogrammes für Spanien gemeinsam mit I Germanica, II Augusta, IV Macedonica, V Alaudae, VI Victrix, (wahrscheinlich VIII Augusta), IX Hispana und XX Valeria Victrix. Die folgenden Jahre waren von mehreren Verlegungen und Lagerbau gekennzeichnet. Erst 70 n.Chr. stand die Einheit gegen die aufständischen Bataver in der Germania Inferior im Felde, wo sie sich sogleich in ihrem Winterquartier Arenacum (Rindern) zu verteidigen hatte. Die folgenden zwei Jahrzehnte standen dann im Zeichen des ökonomischen Aufbaus der in Mitleidenschaft gezogenen Provinz.

Während der Revolte des Saturninus im Jahre 89 n.Chr. hielt die Legion treu zu Kaiser Domitianus und die gesamte Besatzung der Provinz (I Minervia, VI Victrix, X Gemina, XXII Primigenia) hasteten gen Mogontiacum (Mainz) um den Aufstand niederzuringen. Unter Nerva und den ersten Jahren des Traianus wurden die Legionäre zum Ausbau der Befestigungsanlagen an der Rheingrenze herangezogen; wobei 99/100 n.Chr. neben Forts wie Dormagen und Leiden-Roomburg auch ein Deich am Rhein errichtet wurde.

Während der beiden Partherkriege bewachte die Legion die Donaugrenze in Pannonien, war jedoch als Gesamttruppenkörper nicht in die Kämpfe involviert. Von der Teilnahme einer starken Vexillation am zweiten Dakerkrieg Trajans 105/106 n.Chr. kann jedoch ausgegangen werden, zumal es eine Inschrift gibt, welche eine vexillatio (gemischtes Truppenkontingent) aus I Minervia, VI Victrix & X Gemina nennt.

In hadrianischer Zeit erfolgte die Abkommandierung eines Kontingentes nach Iudaea um 132 bis 136 n.Chr. gegen die Aufständischen unter Simon ben Kosiba zu kämpfen. Ein ähnlicher Einsatz kam unter Antoninus Pius in Mauretanien zustande. Lucius Verus zog eine Teileinheit 162 n.Chr. für seinen Partherfeldzug heran. Die gesamte Truppe musste sich erstmals wieder unter Marcus Aurelius einem Feind - den Quaden - stellen und kämpfe damit in den Markomannenkriegen dieses Kaisers.

Nach der Ermordung von Pertinax votierte die Legion 193 n.Chr. für Septimius Severus und ein Kontingent wurde möglicherweise in den Osten gegen dessen Rivalen Pescennius Niger in Marsch gesetzt (es könnte sich aber auch um einen späteren Einsatz gegen die Parther handeln). Für ihre Treue wurden die Legionäre belohnt und nicht wenige von ihnen gelangten in die Kaisergarde nach Rom.

Geht man von den zahlreichen von Kaisern verliehenen Ehrennamen aus, so stand die Legion im 3.Jh.n.Chr. mehrfach erfolgreich im Kampf mit eindringenden Germanenstämmen und nahm als Teileinheit am Perserkrieg des Gordianus III. teil. 235 bis 238 n.Chr. setzte sie Kaiser Maximinus Thrax in Dakien und Südgermanien ein. In den Auseinandersetzungen mit dem Gallischen Sonderreich unterstützte die Legion Kaiser Gallienus. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Nachrichten mehr über Einsätze der Legion. Es ist deshalb anzunehmen, dass sie bei der Heeresreform des Gallienus dem festen Grenzheer zugeteilt worden war um die Donaugrenze zu verteidigen.

Inschrift aus Mérida in Spanien mit der Erwähnung eines Soldaten
der LEG X GEMINA
(c) incognatus

Rest eines Soldatenportraits mit Hinweis auf die 10.Legion in Vindobona
(c) incognatus


Quellen: Y.LeBohec "Die römische Armee", M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus"; www.livius.org 

 

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(PL)