Version LX

MILITÄR
Die Legionen des Imperiums


XII FULMINATA
XII VICTRIX

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LEGIO XII FULMINATA

Aufstellung & Aushebung

Die Legion stammt wahrscheinlich von Caesars 12. Legion ab, die er gemeinsam mit einer 11. Legion 58 v.Chr. ausheben liess. Nach der Ermordung Caesars 44 v.Chr. organisierte Lepidus eine Neuformierung der Legion und übergab sie Marcus Antonius. Der Beiname Fulminata (Blitze schleudernd, blitzbewaffnet) steht etwas im Gegensatz zu ihren überlieferten Leistungen. Für die Zeit nach dem Bürgerkrieg ist auch der Beiname Victrix (die Siegreiche) überliefert. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Existenz einer spätantiken Legion mit dieser Bezeichnung. Einen dritten Beinamen hatte unter Marcus Antonius in Syrien inne, wo sie als Antiqua (die Alte; im Sinne von "guter alter Kampfqualität") bezeichnet wurde.

Infolge ihrer Weigerung sich dem Gegenkaiser Avidius Cassius anzuschliessen, wurde die Truppe von Marcus Aurelius mit dem Ehrennamen Certa Constans (wirklich standhaft) ausgezeichnet. Während der Herrschaft des Palmyrenischen Reiches im Osten erhielt die Legion den Beinamen Galliena, was vermutlich als Geste des Odaenathus an den im Westen regierenden Kaiser Gallienus zu werten ist. Eigentlich würde man für eine caesarische Einheit den Stier als Emblem vermuten, doch gibt es keine Belege, dass dieser je in Verwendung stand; stattdessen erschien - dem Namen entsprechend - der Blitz als Symbol.

Stützpunkte & Lager

Während der gallischen Feldzüge kampierte die Legion lediglich in Feldlagern. Nach der Schlacht von Pharsalos wurden die Veteranen ausgemustert und erhielten 45 v.Chr. Lang nahe Parma in Italien zugewiesen. Nach ihrer Neuformierung scheint die Einheit kurz bei Perugia in Italien gelegen zu sein, wie aufgefundene Inschriften und Schleudersteine nahe legen. Nachdem sich die Triumvirn auseinandergelebt hatten, wurde die Legion nach Syrien verbracht. Nach der Schlacht von Actium 31 v.Chr. wurden zahlreiche Veteranen entlassen und gemeinsam mit solchen von der X Fretensis bei Patras in Griechenland angesiedelt. Die vermutlich durch Soldaten anderer Einheiten wieder aufgefüllte Einheit wurde danach von Octavianus zurück in den Osten geschickt und könnte kurze Zeit im ägyptischen Babylon (Cairo) gelegen haben. Danach erscheint sie wieder in Syrien und zwar spätestens ab 14 n.Chr. in Raphanae. Nach dem Ende des Judäischen Krieges 70 n.Chr. wurde die Legion in das gerade erst annektierte Königreich Melitene, das nun Teil der Provinz Cappadocia war, verlegt. Ihren Platz in Syrien nahm die III Gallica ein. In den Krieges des 2.Jh.n.Chr. kamen Truppenkontingente für einige Zeit an den Kriegsschauplätzen zu liegen, wie etwa in Artaxata (Jerewan) oder an der Donaugrenze. Nach den Markomannenkriege kehrte die Legion 175 n.Chr. wieder nach Melitene zurück, wo sie noch im 5.Jh.n.Chr. die Euphratgrenze bewachte und sich ihre Existenz im Nebel der Geschichte verliert.

Die Einsätze der caesarischen Legion & der lepidischen Legion für Marcus Antonius

Die caesarische Legion war für Caesars Feldzug gegen die Helveter ausgehoben worden und auch im Bericht über die Schlacht gegen die Nervier im Spätsommer 57 v.Chr. wurde die Einheit genannt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass sie bei allen weiteren Kampagnen des Feldherrn in Gallien ebenfalls präsent war. Im Kampf gegen seinen Rivalen Pompeius schickte Caesar 49 v.Chr. die Einheit nach Italien um seine Position zu stärken. Am 9. August 48 v.Chr. nahm sie schliesslich an der Schlacht von Pharsalos teil.

Die neuformierte Einheit kämpfte in weiterer Folge für die Sache Marc Antons, so gegen Octavianus in der Schlacht von Modena 43 v.Chr., aber auch gegen die Caesarmörder in der Schlacht von Philippi 42 v.Chr. Im Osten setzte sie der Feldherr im unglücklichen Feldzug gegen die Parther ein.

Die Einsätze der augusteischen Legion

Octavianus nutzte die Osterfahrung der Legion für die Besetzung von Ägypten, zog sie jedoch schon bald wieder ab. 20 v.Chr. gehörte sie zum Truppenaufmarsch Roms gegen die Parther um die verlorengegangenen Standarten aus der Schlacht von Carrhae 53 v.Chr. wiederzugewinnen.

Der Statthalter Publius Quinctilius Varus unterdrückte mit drei der vier syrischen Legionen nach dem Tod des König Herodes 4 v.Chr. einen Aufstand messianischer Juden unter der Führung von Judas, Simon und Athronges. Inwieweit die vorliegende Einheit darin involviert war, ist unbekannt. Unter dem Statthalter Gnaeus Domitius Corbulo leistete die Legion auch ihren Dienst bei der Eroberung Armeniens und der Einsetzung des romfreundlichen Königs Tigranes. Nachdem die Parther kurze Zeit später ihrerseits intervenierten und Vologases I. auf den armenischen Thron brachten, wollte der Statthalter der Cappadocia, Lucius Caesennius Paetus, 62 n.Chr. mit einem Entsatzheer aus XII Fulminata und IV Scythica Armenien erneut für Rom gewinnen, wurde jedoch ausmanövriert und die Legionen mussten sich im Winter 62/63 n.Chr. bei Rhandeia den Parthern geschlagen geben. Infolge dieser Schande, durfte die Legion nicht am später erfolgreich weitergeführten Feldzug unter Corbulo teilnehmen.

Im Oktober 66 n.Chr. benötigte der Statthalter von Iudaea, Gessius Florus militärische Unterstützung, da infolge seiner Steuerpolitik und einer Tempelschändung in Jerusalem ein Aufstand ausgebrochen war. Unterstützt von einigen Teileinheiten der IV Scythica und VI Ferrata machte sich die Legion auf den Weg. Vor Jerusalem angekommen erkannte der Legionskommandant, dass sich der Aufstand ausgeweitet hatte und er über nicht genügend Soldaten verfügte um der Lage Herr zu werden. So trat er den Rückzug an um an Verstärkungen zu kommen. Dabei wurde die Einheit aus dem Hinterhalt von Zeloten unter der Führung von Eleaser angegriffen und schwer geschlagen, wobei sie zeitweise ihren Legionsadler verlor. Wohl durch Rekruten wieder aufgefüllt focht sie in weiterer Folge bravourös im Jüdischen Krieg unter Vespasianus war auch 70 n.Chr. bei der Eroberung Jerusalems zu gegen. Als sich dieser zum Kaiser proklamieren liess, votierten die Soldaten logischerweise für ihn.

Nach dem Krieg wurde die Legion abgezogen und bewachte gemeinsam mit der XVI Flavia Firma die neue Euphratgrenze zu Parthien. Im Jahre 75 n.Chr. entsandte Kaiser Domitianus die Legion an das mare Caspium im Zuge einer militärischen Hilfestellung, welche die verbündeten Königreiche von Iberia und Albania im Kaukasusgebirge angefordert hatten. Im Zuge des grossen Krieges Traianus' gegen Parthien 114 n.Chr. könnte die Legion bei der Eroberung Armeniens zum Einsatz gekommen sein.

134 n.Chr. bedrohten die Alanen aus der Kasachischen Steppe heraus römisches Territorium und Arrianus, der Statthalter der Cappadocia, zog ihnen mit XII Fulminata und XV Apollinaris entgegen. Der folgende Sieg bewahrte die Provinz vor Schaden. Auch im Partherkrieg des Lucius Verus spielte die Legion eine für sie typische Rolle: eine vexillatio (gemischtes Truppenkontingent) aus den beiden vorgenannten Einheiten eroberte die armenische Hauptstadt Artaxata (Jerewan).

Infolge der Bedrohung durch Markomannen und Quaden, verbrachte Marcus Aurelius die Legion an die Donaugrenze und setzte sie vor allem im Kampf gegen letztere ein. In diesem Zusammenhang hat sich auch das vielzitierte "Regenwunder" ereignet. Demzufolge, wurde die Legion (wohl eine Teileinheit) an einem heissen Sommertag des Jahres 172 oder 174 n.Chr. an einem quellenlosen Ort von Feinden umzingelt. Die Quaden setzten auf Zeit und wollten die Römer ausdürsten, doch als plötzlich Regen fiel, konnten die geschlauchten Legionäre wieder zu Kräften kommen und den Gegner besiegen. Christliche Autoren haben dies später als ein Wunder bezeichnet, das durch die Gebete christlicher Soldaten in der Truppe herbeigeführt worden sein soll. Dem gegenüber gibt es auch eine heidnische Interpretation: der ägyptische Mager Harnuphis - wohl einer Priester der Legion - habe dies ermöglicht.

Nach ihrer Rückkehr von der Donau musste sich die Legion mit der Usurpation des Avidius Cassius herumschlagen, da sie diesem die Gefolgschaft verweigerte. Im Bürgerkrieg des Jahres 193 n.Chr. wechselte sie jedoch die Seiten und folgte dem syrischen Gegenkaiser Pescennius Niger. Der siegreiche Septimius Severus schob im weiteren die Reichsgrenze vom Euphrat zum Tigris vor und die beiden Legionen in Melitene waren damit im Hinterland zu Reserveeinheiten degradiert worden - sicherlich eine Auswirkung ihres Verhaltens im Bürgerkrieg.

Es ist anzunehmen, dass die Legion im 3.Jh.n.Chr. in sämtliche militärische Auseinandersetzungen an der Ostgrenze involviert war. So unter Caracalla 217 n.Chr., Severus Alexander 230 n.Chr. und Gordianus III. 244 n.Chr. Nur acht Jahre später eroberte der Perserkönig Shapur die Festung Satala - immerhin Stützpunkt der XV Apollinaris. Während der folgenden Konsolidierungsphase unter dem Reich von Palmyra stand die Legion von 261 bis 274 n.Chr. praktisch unter der Verfügungsgewalt deren Herrscher Odaenathus und Zenobia.

Nach der Wiederherstellung der Reichseinheit unter Aurelianus wurde die Legion vermutlich bereits unter Diocletianus wieder aktiv eingesetzt; vor allem um die Reichsgrenze in Nordmesopotamien zu sichern. Über weitere Einsätze schweigen die Quellen vollständig. Es ist möglich, dass die Truppe oder zumindest Teile davon dem späteren byzantinischen Heer einverleibt worden waren.

Personal

66 n.Chr. wurde die Einheit von Cestius Gallus kommandiert. Jenen Soldaten, die sich 70 n.Chr. tapfer geschlagen hatten, wurde aufgrund der Vorfälle vier Jahre zuvor eine Ehrung durch Kaiser Titus verweigert. Um 75 n.Chr. verstarb der Centurio Lucius Iulius Maximus bei einem Hilfseinsatz für römische Alliierte nahe des Kaspischen Meeres, wie ein dort aufgefundener Grabstein belegt.

Die Legion war gegen Ende der hohen Kaiserzeit ein Hort des Christentums und so ist es nicht verwunderlich, dass ihr Name bzw. jener ihrer Soldaten bei einigen Märtyrerlegenden auftaucht. Beispiele sind etwa Polyeuctes, der 259 n.Chr. unter Kaiser Valerianus den Märtyrertod gefunden haben soll, oder die Sage von den 40 Märtyrern, welche im Winter in einen See der Provinz Armenia minor geworfen worden sein sollen und deren jüngster den Namen Melito trug. Möglicherweise handelte es sich um Rekruten.

Legionär der
hohen Kaiserzeit


Quellen: M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.Le Bohec "Die römische Armee"; www.livius.org 

 

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