DIE KRIEGE ROMS |
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ZW.KRIEGSZEIT |
Zwischen den beiden Dakerkriegen
Nach dem Ende des ersten Dakerkrieges, dem Abzug der römischen Hauptmacht und der Errichtung des Lagers von Sarmizegetusa normalisierten sich die Zustände in und um Dakien wieder. Auch die sarmatischen Roxolanen strebten eine Beruhigung der gegenseitigen Beziehungen an und gingen irgendwann zwischen 101 und 106 n.Chr. ein Klientelverhältnis mit Rom ein. Dass ihnen dieses auch Goldzahlungen brachte, dürfte mitausschlaggebend gewesen sein. Jedenfalls passte es in das trajanische Kalkül den Dakerkönig Decebalus diplomatisch zu isolieren. Die besetzten Gebiete im Donauraum konnten nun einer organisierten Verwaltung übergeben werden. Südwestdakien mit seinen wohl zwei Legionen (legio IV Flavia felix in Berzovia und wohl auch die legio XIII Gemina in Sarmizegetusa) wurden gemeinsam mit den Gebieten in Nordwestoltenien der Provinz Moesia Superior (Obermoesien) angeschlossen. Die vorhandenen Streitkräfte gingen jedoch nicht in Provinzhoheit über, sondern unterstanden weiterhin einem Sonderkommando; zunächst noch unter Q.Sosius Senecio und nach 103 Pompeius Longinus. Die von den Truppen der Provinz Moesia Inferior (Untermoesien) 102 besetzten Gebiete (östliches Oltenien, Muntenien, südliche Moldauebene, etc.) wurden an diese Provinz angegliedert. Die Verteidigungsstellungen gegen die dakischen Südkarpaten blieben aufrecht. Die Jahre 103 bis 105 nutzte Trajan um die Verteidigungsstellungen und Strassenverbindungen in den neuen Gebieten und am Limes zu verbessern. Die grösste architektonische Leistung und Ausdruck des römischen Willens jenseits der Donau Fuss zu fassen, war die Errichtung einer Donaubrücke bei Drobeta. Sie wurde vom bekanntesten Architekten der damaligen Zeit, Apollodorus von Damaskus, geplant. Mit einer Länge von 1,2 km auf 20 massiven Steinpfeilern überbrückte sie den trennenden Donaustrom zwischen dem Lager von Drobeta und dem Brückenkopf Pontes (Kladovo). Der Standort bedeutete nicht nur einen ausgezeichneten Schutz vor eventueller gegnerischer Einnahme, sondern auch einen perfekten Lückenschluss auf den Nachschubwegen für künftige Operationen. Aber auch die Daker unter Decebalus nützten die Friedenszeit für ihre Zwecke. Die geschleiften oder in Mitleidenschaft gezogenen Festungen im Orastiegebirge wurden so rasch es ging wieder instand gesetzt; einige Werke (z.B. in Blidarul) sogar ausgebaut. Die Rüstungsanstrengungen erreichten einen neuen Höhepunkt. Parallel warb der Dakerkönig erneut römische Deserteure an und missachtete damit die Bedingungen des Friedensvertrages. Auf diplomatischem Weg liess er nichts unversucht erneut eine antirömische Koalition zustande zu bringen. Verbündete Roms, wie etwa die Jazygen, wurden sogar militärisch in die Zange genommen - sie mussten den Dakern Gebiete östlich der mittleren und oberen Theiss abtreten. Es dürfte sich dabei allerdings um ehemaliges Dakerland gehandelt haben, das die Jazygen während des ersten Dakerkriegs für sich erobert hatten. Der Streit um diese Gegend sollte noch später die Grundlage für den Sarmatenkrieg 106/107 werden. Die dakischen Anstrengungen blieben den Römern natürlich nicht verborgen und eine absehbare Eskalation veranlasste Trajan ebenfalls Massnahmen zu ergreifen. Schon für die Monate Jänner bis Mai des Jahres 105 sind aus Funden mehrerer Militärdiplome logistische Aktivitäten in Moesien zu erahnen. Dennoch dachte man nicht daran vor 106 die Initiative zu ergreifen. Am anderen Ende des Imperiums wollte Trajan im Winter 105/106 das Nabatäerreich mit seinen schwer zugänglichen Festungen niederringen. Vor einer Beendigung dieses Feldzuges waren von den Römern keine offensiven Massnahmen zu erwarten. Die offensichtlichen Vertragsverletzungen seitens Decebalus scheinen den Kaiser jedoch beunruhigt zu haben und in der zweiten Hälfte des Mai 105 beantragte er durch den Senat eine offizielle Kriegserklärung. Schon am 4. Juni brach er mit führenden Mitgliedern des militärischen Stabes - allen voran Lucius Licinius Sura, Quintus Sosius Senecio und der Prätorianerpräfekt Claudius Livianus - an die moesische Front auf. Ihnen folgte nach dem Ende des Konsulats noch Gaius Iulius Quadratus Bassus. Aus den Reliefen auf der Trajanssäule lässt sich die genaue Reiseroute - zu Lande und zu Wasser - nicht genau ermitteln, doch scheint sie unter Zeitdruck zustande gekommen zu sein. Mitte 105 standen in Moesien und Pannonien insgesamt 14 Legionen und wohl über 60.000 Mann in Auxiliareinheiten. Dazu sind noch die Verbände der germanischen Föderaten des mittleren Donaurraumes und diverse irreguläre Truppen hinzuzurechnen. Diesen gut 150.000 Mann hatten die Daker nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen. Im Gegensatz zum ersten Dakerkrieg verliess sich Decebalus nicht auf seine Festungen, sondern ging noch im Jahre 105 in die Offensive. Für Trajan und seinen Stab war schon länger klar, dass eine militärische Konfrontation unausweichlich war, doch von der offensiven Kriegsführung des Dakerkönigs war man überrascht worden. Viele in der dakischen Oberschicht erkannten die Ausweglosigkeit der Grossmachtbestrebungen ihres Königs und liefen mitsamt ihren Gefolgsleuten zu den Römern über. Dies bewog Decebalus kurz nach der römischen Kriegserklärung um Frieden zu bitten. Da er jedoch eine bedingungslose Kapitulation ablehnte, zog er unvermutet Truppen zusammen und verstärkte seine diplomatischen Bestrebungen Verbündete für eine antirömische Koalition zu finden. Dem weiteren Kriegsverlauf ist zu entnehmen, dass sich ihm niemand anschliessen wollte. |
Die Trajanssäule in Rom dokumentiert
die beiden Kriege Trajans gegen die Daker |
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Quellen: Karl Strobel "Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans"; Karl Strobel "Die Donaukriege Domitians"; Annette Nünnerich-Asmus "Trajan", P.Conolly "Die römische Armee" |
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(PL) |