Version LX

PERSONEN
Kaiser


Imperialer Adler EINLEITUNG
HERKUNFT
SCHWERES ERBE
SEPARATISTEN
PALMYRA
GOTENKRIEG
Imperialer Adler TOD
Imperialer Adler BEWERTUNG
Imperialer Adler ZITATE

zurück zur den
Soldatenkaisern

zurück zum
Kaiserindex

zurück zur
Übersicht Personen

zurück zum Index

Publius Licinius Egnatius Gallienus

Herrschaft II (Separatisten - Das Gallische Sonderreich)

Als schwerwiegendstes Ereignis für das Römische Reich sollte sich (nach der Gefangennahme des Valerian) die Revolte des Postumus herausstellen. Gallienus hatte es trotz aller Widerwärtigkeiten geschafft das Donaugebiet unter seiner Kontrolle zu halten. In den Ostprovinzen und im Rheingebiet sah die Sache anders aus.

Die Juthungen waren bei Mediolanum (Mailand) zur Umkehr gezwungen und in Rätien besiegt worden. Ein anderer Teil wütete aber noch in Gallien. Um die Soldzahlungen an die Soldaten in dieser Krisensituation zu gewährleisten, richtete der Kaiser 259 auch in Mailand eine Münzstätte ein.

Mit den Franken, einem losen Bund kleinerer Stämme, tauchten auch neue Gegner auf den Schlachtfeldern auf. In mehreren Vorstössen durchbrachen sie mit Streitkräften im Ausmass von 30.000 Mann mühelos die Verteidigungsanlagen. Sie durchquerten Gallien und zogen bis Spanien. Dabei radierten die Stadt Tarragona (Tarraco) aus. Entlang der Küste streiften sie plündernd, überschritten die Meerenge von Gibraltar und kamen bis in die Provinz Mauretania Tingitana. Weder der Kaiser selbst noch sein Sohn Saloninus, der in Colonia Agrippina (Köln) für Ordnung sorgen sollte, konnten den betroffenen Gebieten zu Hilfe eilen.

Die Begegnung mit den Germanen verlief nicht immer blutig. Beispielsweise gestattete er den Markomannen im heutigen Böhmen ihre Staatsgründung weiter voranzutreiben und das Gebiet bis an die Donaugrenze in Besitz zu nehmen. Gerüchten zufolge soll er eine zweite Ehe mit einer ihrer Fürstentöchter eingegangen sein.

Der Druck von aussen musste zwangsläufig einmal zu einem Gebietsverlust führen. Die Agri decumates, der Gebietskeil zwischen Oberrhein und Donau, wurde von den Sueben überrannt und ging den Römern verloren. Damit war der rätische Limes zusammengebrochen.

In dieser für viele hoffnungslosen Lage gelang es dem Statthalter von Untergermanien, Postumus, eine der eingefallenen Horden zu besiegen. Wie schon genug andere vor ihm, nützte er seinen Popularitätsgewinn und liess sich nach einem Streit mit dem Prätorianerpräfekten Silvanus von seinen Soldaten zum Kaiser ausrufen. Saloninus, der trotz seines jugendlichen Alters kurz zuvor zum Augustus ernannt worden war, und der Prätorianerpräfekt waren zuvor von den aufständischen Truppen eingeschlossen und die Stadt Colonia Agrippina (Köln) belagert worden. Nachdem sie den beiden habhaft geworden waren, brachte man sie um. Der Ausrufung zum Kaiser stand nun nichts mehr im Wege.

Postumus gelang es im folgenden die Eindringlinge (allen voran die Franken) aus dem Provinzen zu vertreiben und die Grenzen wieder herzustellen. Ende 261 wurde er von Britannien, Gallien und Spanien als Kaiser anerkannt. Gallienus gegenüber stellte er klar, dass er sich mit diesem Gebiet begnügen werde und er keine Lust verspüre, nach Rom zu  marschieren. Den gerade erst verwundeten Gallienus rettete diese Vorgehensweise, denn er hatte absolut keine Truppen übrig, um Postumus entgegentreten zu können.

Nachdem sich die Verhältnisse im übrigen Reich langsam aber doch wieder beruhigten, begann der Kaiser sich ab Frühjahr 265 um seinen Rivalen zu kümmern. Gallienus drang tief in Gallien ein, konnte jedoch keine Entscheidungsschlacht herbeiführen. Postumus vermied klug eine offene Feldschlacht und Gallienus sah sich zum Abbruch des Unternehmens gezwungen. Auch war entscheidend, dass der Kaiser bei einer Belagerung von einem Pfeil im Rücken verletzt worden war. Den Rest seiner Amtszeit musste er sich damit abfinden, dass Postumus die uneingeschränkte Herrschaft über die betroffenen Provinzen ausüben konnte, die als Gallisches Sonderreich in die Geschichte eingingen.

Trotz des Druckes von allen Seiten demonstrierte Gallienus gegenüber seinen Mitbürgern stets Gelassenheit. In diesem Sinne verbrachte er sieben Jahre seiner Herrschaft in Rom - für die Zeit der Soldatenkaiser eine Seltenheit. Sogar das zehnjährige Regierungsjubiläum 262 feierte er ausgelassen in der Hauptstadt. Als ihm nach der Verwundung in Gallien eine rasche Lösung des Separatistenproblems als nicht durchführbar erschien, reiste er 265 einfach nach Athen ab und liess sich in die Geheimnisse der eleusinischen Mysterien einführen. Zuletzt war Marcus Aurelius diese Ehre zuteil geworden.

Rest einer Statue
des Gallienus

Aureus für Licinius Saloninus, den am Rhein durch Postumus ermordeten Sohn des Gallienus


Quellen: M.Clauss "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", C.Sarre "Die römischen Kaiser", O.Veh "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)