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Provinz Noricum

Das Regnum Noricum

Um 200 v.Chr. schlossen sich unter der Führung der Noriker und dem Einfluss der Römer dreizehn keltische Stämme zum Königreich von Noricum zusammen. Acht Stämme sind namentlich bekannt: Ambidraven, Ambilinen, Ambisonten, Helveter, Laianken, Noriker, Saevaten und Uperaken. Die Bezeichnung Taurisker verschwand indes nach und nach. Wann die Gründung genau erfolgte ist unbekannt, doch könnte sie im Zusammenhang mit einem Stammesbündnis unter einem Keltenfürsten namens Cincibili stehen. Auf ihn bezieht sich zumindest der Schriftsteller Livius.

Die Führung dürfte ein König inne gehabt haben, der von einem Ältestenrat unterstützt wurde. Dies war zudem die erste Staatsgründung auf norischem Boden und mithin die einzige keltische Staatsgründung überhaupt. Es umfasste die heutigen Bundesländer Kärnten, Osttirol, Salzburg, Steiermark, Ober- und Niederösterreich (wahrscheinlich über die Donau hinaus), Burgenland und Teile Westungarns. Die Hauptstadt des Regnum Noricum war Noreia, dessen genaue Lage bislang im Dunkeln blieb. Man vermutet es in der Gegend um das steirische Neumarkt bzw. das kärntnerische St.Veit/Glan. Auch wurde der Name Noreia mehrfach bei Siedlungen verwendet.

Bereits 170 v.Chr. war Cincibili - vielleicht jetzt König - durch ein hospitum publicum (freundschaftliches Gastrecht auf staatlicher Basis) mit den Römern verbunden. In der Nähe von Noreia kam es 113 v.Chr. zur Niederlage der Römer unter dem Consul Papirius Carbo gegen die Kimbern und Teutonen. Die Römer waren von den Tauriskern gegen die nordgermanischen Eindringlinge zu Hilfe gerufen worden. Und da klar war, dass der Feind sich auch nach Italien wenden würde, kam es zum Kampf.

Seit 100 v.Chr. bildete das Regnum Noricum einen friedlichen Randstaat von Rom. Bergbau und Metallverarbeitung gelangten zur Blüte. Durch ein neuartiges Blasverfahren konnte Eisen gehärtet und damit zu Stahl verarbeitet werden. Das norische Eisen war bald der Exportschlager schlechthin. Neue Techniken setzten sich auch beim Salzbergbau (Schwemmung statt Bruch im Berg) und der Pferdezucht durch. Bis kurz vor Christi Geburt wurden die Höhensiedlungen ausgebaut und bildeten Handelszentren. Seit der 1.Hälfte des 1.Jh.v.Chr. gestatteten die Noriker den römischen Kaufleuten eigene Wohnungen am Rande ihrer Siedlungen zu unterhalten. Die wirtschaftliche Blüte erlaubte es auch das Königreich im Norden und Osten auszudehnen.

Um 60 v.Chr. verliessen die keltischen Boier wohl unter dem Druck anderer Völkerschaften ihre Heimat Boiohaemum (Böhmen) und siedelten sich teilweise in Noricum an. Ein anderer Teil geriet in Auseinandersetzung mit dem Dakerkönig Burebista und wurde westlich des Lacus Peiso (Plattensee) vernichtend geschlagen.

Seit 50 v.Chr. kam es zu erweiterten Handelsbeziehungen zwischen Rom und Noricum. Aus dieser Zeit ist ein römisches Händlerlager auf der Stadt auf dem Magdalensberg nachweisbar. Auch in den Bürgerkrieg am Ende der Republik war das Königreich verwickelt. König Voccio stellte Caesar eine Abteilung Reiter zur Verfügung. Diese kamen bei Corfinium in Mittelitalien zum Einsatz. Damit war der gute Ruf der norischen Reiterei begründet.

Auf dem Magdalensberg wurden auch die den Stämmen gemeinsame Huldigung der Mitglieder des Kaiserhauses vorgenommen. Nach Claudius dürfte diese, sowie die Versammlung des norischen Landtages und das Büro des Amtspriesters, nach Virunum verlegt worden sein.

Während die Okkupation des benachbarten rätischen Raumes unter blutigen Kämpfen erfolgte, fiel das im Osten angrenzende Regnum Noricum praktisch kampflos dem Imperium zu. Die Annexion geschah unter dem Eindruck der pannonischen Stämme, die Rom zu dieser Zeit Ärger bereiteten. Eine Absicherung der Nordgrenze war somit unerlässlich.

Das keltische Königreich war zu diesem Zeitpunkt bereits von römischem Kulturgut durchdrungen. Die wirtschaftlichen Kontakte mit dem Raum um Aquileia hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Leider ist der genaue Zeitpunkt des aktiven Eindringens der Römer nicht bekannt, kann aber mit den letzten beiden Jahrzehnten vor Christi Geburt angesetzt werden. In den Städten überwog die römische Kultur auch durch Eitelkeit und Eifer norischer Emporkömmlinge und Neureicher. Gewiss leisteten sakrale und profane städtische Einrichtungen, wie etwa collegia (sakrale, berufliche und private Vereinigungen) ihren Beitrag. Reiche Handelsfamilien aus Aquileia, wie die Barbii, standen in direktem Kontakt mit der neuen Provinz.

Um 15 v.Chr. existierte bereits ein kleines Militärlager samt Zivilstadt bei Arelape (Pöchlarn). Siege durch Tiberius in den Jahren 12 bis 9 v.Chr. in Pannonien brachten Noricum die Grenze mit der erweiterten Provinz Illyrien. Kurze Zeit später siedeln sich nördlich der Donau die Markomannen unter ihrem König Marbod im heutigen Böhmen an. Mähren hingegen ging an die Quaden und das Gebiet an der Mündung des Inns in die Donau an die Naristen.

Kriegerische Auseinandersetzungen mit den Markomannen wurden im Jahre 8 n.Chr. durch einen Friedens- und Freundschaftsvertrag beendet. Das Reich umfasste nach der Unterwerfung mehrerer Stämme zu dieser Zeit Böhmen, Mähren und Schlesien bis zur und der unteren Elbe. Um 10 n.Chr. gelang den Germanen - vermutlich den Quaden - die Anlage von geschlossenen Siedlungen nördlich der Donau, v.a. im heutigen Weinviertel (Niederösterreich). Sie sollten - von einigen kurzen Unterbrechungen abgesehen - bis Mitte des 3.Jh.n.Chr. ein mit Rom verbündetes Klientelfürstentum bleiben. 19 n.Chr. wurde das Markomannenreich von Aufständen erschüttert und ihr König Marbod floh nach Noricum.

Claudius Paternus Clementianus war um 125 Statthalter von Noricum.



 

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(PL)