Version LX

DIE KRIEGE ROMS
Der erste Dakerkrieg Trajans


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Der (erzwungene) zweite Feldzug

Nach dem Sieg bei Tapae und dem dakischen Rückzug in die Bergfestungen, wollte Decebalus das weitere Handeln nicht den Römern überlassen. So entsann er einen Plan, der die Spaltung der gegnerischen Truppen herbeiführen und direkt ins römische Reichsgebiet führen sollte.

So bewegte sich nicht nur eine dakische Reiterarmee in Richtung römischer Grenze, sondern auch roxolanische Verbündete und ganze dakische Stammesgruppen mitsamt ihrem Hab und Gut. Im Herbst 101 dürften diese Trecks Untermoesien erreicht haben. Da die dakische Hauptstreitmacht um die Hauptstadt Sarmizegetusa gebunden war, versuchte Decebalus mit dieser Vorgangsweise eine zweite Front zu schaffen oder zumindest die Römer durch die vielen Zivilisten abzulenken. Dies hätte ihm die nötige Verschnaufpause zur Verteidigung des dakischen Kerngebietes gegeben. Sein Plan war es, dass ein Vorstoss auf den Balkan möglicherweise zu Aufständen der thrakischen Bevölkerung führen würde. Um das Reichsgebiet zu sichern, hätte Trajan seine Offensive abbrechen und sich hinter die Donau zurückziehen müssen.

Der Donauübergang wurde vermutlich nicht an einem Punkt sondern auf breiter Linie des untermoesischen Limes östlich der Legionslager von Novae und Oescus gewagt. Auf alle Fälle war er mit Verlusten für die dakische Kavallerie verbunden. Die feindlichten Truppen machten sich sofort an die Verteidigungswerke des Limes heran, die von Auxiliarverbänden gehalten wurden. Während des Vorstosses gelang es dem Roxolanenführer Susagus den Sklaven Callidromus aus dem Haushalt des lokalen Statthalters gefangenzunehmen. Als Kriegsbeute gelangte er in Besitz von Decebalus und wurde als Zeichen für die militärischen Erfolge als Geschenk an den parthischen Hof verbracht.

Wie aus Münzhorten zu entnehmen ist, verheerte der feindliche Einbruch das unmittelbare Hinterland der Grenze und im Osten Thrakiens auch das Gebiet jenseits der Pässe des Kleinen Balkans. Das thrakische Kernland war hingegen nicht davon betroffen.

Die Situation war für die Römer brenzlig und es sah anfangs so aus, als würde die Strategie des Decebalus aufgehen. Trajan schiffte sich sofort nach bekannt werden des Einfalls mit Truppenverbänden in Drobeta ein und eilte auf dem Wasserweg dem Krisengebiet entgegen. Der Angriff auf Sarmizegetusa wurde zwar gestoppt, aber die Angriffslegionen blieben vor Ort. Abgezogen wurden hauptsächlich Auxiliarreiterei und Vexillationen der beigezogenen Legionen. Wahrscheinlich hat in diesen Tagen auch das in Pannonien verbliebene Hauptkontingent der legio XI Claudia den Marschbefehl Richtung Untermoesien erhalten. Die verbliebenen Armee wurde unter ein eigenes konsularisches Kommando gestellt, das bis 103 Quintus Sosius Senecio inne haben sollte.

Vermutlich bei Oescus ging Trajan mit seinen Verbänden an Land um sich sogleich mit leichten mobilen Einheiten dem Gegner zu stellen. Noch bevor der Kaiser in die Kampfhandlungen eingreifen konnte, war es römischen Truppen gelungen im westlichen Teil Untermoesiens zwei bedeutende Siege zu erringen. Zum einen wurden die gefürchteten roxolanischen Panzerreiter in einer Kavallerieschlacht zurückgedrängt, zum anderen gelang es einen grossen dakischen Treck in einer nächtens stattfindenden Überraschungsaktion zu vernichten. Von ihrer Aussichtslosigkeit überzeugt, ergaben sich zahlreiche Daker, andere, die weiter kämpften, gelangten nach den römischen Siegen in Gefangenschaft.

Nun war es wichtig die Haemus-Pässe abzuriegeln. Dahinter lag das unzugängliche thrakische Bergland, in das der Feind keinesfalls einsickern durfte. Nach dem Krieg gründete Trajan anlässlich des Sieges über Daker und Sarmaten im strategischen Vorfeld des Passes die Stadt Nicopolis ad Istrum (Nikup in Nordbulgarien). Trotz der Siege war immer noch eine grosse dakische Streitmacht in Moesien, gegen die Trajan nun mit aller Härte vorging.

Die Schlacht bei Adamklissi wurde die blutigste während beider Dakerkriege Trajans. Der Sieg wurde wohl durch die Legionäre der Vexillationen und den massiven Einsatz von Artillerie entschieden. Er bedeutete die Vernichtung des Gegners (sieht man von kleineren Kontingenten ab, denen die Flucht gelang) und schwere Verluste für die Römer. Cassius Dio schreibt darüber, dass den Römern das Verbandsmaterial ausgegangen sei und der Kaiser Gewänder aus seinem Fundus zur Verfügung stellte, damit man dem Mangel abhelfen konnte.

Mit der anschliessenden Adlocutio (Truppenansprache) des Kaisers an seine siegreichen Truppen wurde damit der zweite Feldzug des ersten Dakerkrieges noch im Jahre 101 beendet. Es folgten noch Auszeichnungen an die Soldaten und die dritte Akklamation Trajans zum Imperator. Schlussendlich liess der Kaiser ein Gedenkmonument für die Gefallenen errichten und ordnete jährliche Leichenspiele für sie an.

Der Feldzug war beendet worden, doch standen noch Sicherungsmassnahmen für die Provinz Moesien an. Immerhin musste verhindert werden, dass sich eine ähnliche Konstellation nochmals ergab. Gemeinsam mit der legio XI Claudia drangen die lokalen römischen Verbände über die Donau - ebenfalls in breiter Front - gegen Süddakien vor. Gleichzeitig sollte damit verhindert werden, dass sich Daker samt Verbündeter in diesem Gebiet nochmals vereinigen konnten und vielleicht der Hauptarmee in die Flanke warfen.

Im Frühjahr 102 wurden Brückeköpfe gebildet und zahlreiche Gebiete besetzt: die Walachischen Ebenen, die Südkarpatenpässe und die Sereth-Pruth-Region. Starke Kontingente der moesischen Truppen arbeiteten sich durch Nordostmuntenien zu den Südkarpatenpässen vor. Hier wurden mehrere Lager als Riegelstellungen errichtet (ähnlich wie es Agricola in Schottland gemacht hat). Damit wurden die Nachschubwege für die römischen Truppen gesichert. Die Lager sollten bis zum zweiten Dakerkrieg beständig ausgebaut werden. Einige Lager wurden später wieder aufgegeben, als Kaiser Hadrian 117/118 die Grosse Walachei und die Gebiete an der unteren Moldau räumen liess. Auch am Donaulimes selbst wurde ab nun massiv gebaut. Es scheint, dass es bis zu diesen Ereignissen Verteidigungsanlagen nur bis Sexaginta Prista und Appiaria gab und auch das Legionslager von Durostorum wurde erst jetzt gebaut.

Durch die Flussgrenze und die Nähe zum Pontus Euxinus oblag die Grenzverteidigung der Classis Flavia Moesica, die von ihren Basen in Sexaginta Prista (Ruse) und Noviodunum aus operierte. Es gab einen eigenen Militärbezirk unter dem Kommando eines praefectus Moesicae et ripae Danuvii (Militärpräfekt von Moesien und der Donauküste). Gegen Ende der Regierung Domitians ist mit Marcus Arruntius Claudianus sogar ein Präfekt namentlich überliefert. Der einzige "Festlanddegen" der Flotte dürfte die in der alten getischen Festung Troesmis gelegene Ala I Pannoniorum gewesen sein.

Erst 103 waren dann auch andere Lager in Bau und mit ihnen erschienen neue Kontingente, wie etwa die Ala II Hispanorum Aravacorum. Teile der legio V Macedonica dürften ebenfalls in Troesmis ihr Lager aufgeschlagen haben. Vermutlich bereits 102 wurde deren altes Lager in Oescus von der legio XI Claudia übernommen, die dann 106/107 nach Durostorum abgehen sollte.

Victoria mit Tropaion
e libro E.Künzl
"Der römische Triumph"


Quellen: Karl Strobel "Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans"; Karl Strobel "Die Donaukriege Domitians"; Annette Nünnerich-Asmus "Trajan"

 

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(PL)