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EINLEITUNG |
Titus Flavius Domitianus
Herrschaft
und Wirken IV (Tyrannei) Domitian hatte grosse Probleme mit sich selbst und der Welt um ihn klar zu kommen. Er litt seit langem unter einem ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex. Nach dem Abendessen verzichtete er auf Gelage oder Feiern und ging alleine an einem abgeschirmten Ort spazieren um mit sich und seinen Gedanken alleine zu sein. Dazu kam eine bedrohliche Ängstlichkeit vor Überraschungen. Die Säulengänge in seinem Palast wurden auf seine Anweisung hin mit weiss spiegelndem Marmor verkleidet, damit er jederzeit sehen konnte, was sich hinter einer Säule verbirgt. In der Zeit nach seiner Inthronisation wirkten seine Entscheidungen noch massvoll und weitsichtig. Er liess Verleumder bestrafen und berücksichtigte Umstände für milde Urteile. Den Wendepunkt brachte das Jahr 85, in dem die Finanzlage des Imperiums äusserst angespannt war. Domitian liess, um die Staatskasse wieder füllen zu können, zahlreiche Vermögen beschlagnahmen. Zu diesem Zweck legte er sich den Titel eines Zensors auf Lebenszeit zu. Zum eigentlichen Problem wurde aber nicht das Loch im Staatssäckel sondern seine ausufernde Paranoia. Sie zwang ihn schlussendlich zu Brutalitäten und zahlreichen Hinrichtungen. Während der ersten sechs Jahre seiner Herrschaft gibt es aber kaum Belege für versuchte Konspirationen; weder in den Provinzen, noch in Rom selbst. Das erste Anzeichen für eine wirkliche Verschwörung ist die kurze Erwähnung eines Dankgebetes für die Aufdeckung einer Konspiration am 22. September 87. Als Folge wurden einige führende Senatoren hingerichtet, die darin verwickelt waren. Die nächste Aktion geschah im Jänner 89 und war eine Meuterei bei den Rheintruppen. Der Statthalter von Obergermanien, Lucius Antonius Saturninus, war mit der Friedenspolitik des Kaisers gegenüber den Germanen nicht einverstanden. Weiters dürfte eine Rolle gespielt haben, dass Domitian den Donaulegionen mehr Gewicht bei der Verteidigung des Reiches zubilligte. Bekannt ist auch, dass Domitian Abscheu gegen die Homosexualität seiner Militärführer hatte und Saturninus deshalb abgelöst werden sollte. Zudem stand dieser mit kaiserkritischen Senatoren in Verbindung. Indem er sich der Soldgelder der beiden Legionen in Moguntiacum (Mainz) bemächtigte, nötigte er seine Truppen, ihn zum Kaiser auszurufen. Die germanischen Hilfstruppen leisteten ebenfalls einen Eid auf ihn. Der Aufstand wurde durch den niedergermanischen Statthalter Lappius Maximus in der Schlacht bei Castellum niedergeschlagen und Saturninus fand den Tod im Feld. Nach 42 Tagen war der Aufstand beendet. Domitian war persönlich an die Rheingrenze gekommen, um die Legionen von aufsässigen Offizieren zu säubern. Dabei hatte Maximus noch versucht das Morden in Grenzen zu halten, indem er die Aufzeichnungen seines Gegners vernichtet hatte. In Judäa setzte Domitian in verstärktem Masse die Politik Vespasians fort, jene Juden, die ihre Abstammung auf das Haus Davids zurückführten, zu verfolgen und zu töten. Aus diesem Grund eilte der Vorsteher der Hauptgemeinde der Juden, Gemaliel II. mit drei führenden Vertretern der Pharisäer nach Rom um weiteres Unheil abzuwenden. Der von Vespasian eingeführte fiscus Iudaicus (Judensteuer) wurde erbarmungslos eingetrieben; auch von jenen, die nur die jüdische Lebensweise pflegten und sich deshalb dem Kaiserkult entzogen. Wie Nero, liess Domitian auch die Christen verfolgen, doch wissen wir nicht, ob dies systematisch geschah, oder es nur punktuelle Verfolgungen gab, die gerade ins Konzept passten um sich einer ungeliebten Person zu entledigen. Formal gesehen, war das Christentum eine verbotene Religion und hochrangige Römer, auch aus der Kaiserfamilie, wurden als Christen verurteilt. Ende 93 begann Domitian das Imperium mit einem wahren Terrorregime zu überziehen. Von seiner Paranoia angestachelt wütete der Kaiser gegen alle Honoratioren, denen er habhaft werden konnte. Senatoren, Ritter, kaiserliche Beamte und sogar seine engsten Mitarbeiter und Angehörigen fielen dem Verfolgungswahn entweder durch Exekution oder Verbannung zum Opfer. Alleine zwölf Konsuln - schätzt Sueton - mussten sich einem Hochverratsprozess stellen. Unter dem fadenscheinigen Vorwurf des Atheismus verurteilte Domitian 95 den Ex-Konsul und Mann seiner Nichte, Flavius Clemens, zum Tode. Seine Witwe Domitilla wurde auf die kleine Insel Pandateria in die Verbannung geschickt. Beide hatten offen mit den Juden sympathisiert. Auch könnte eine Rolle gespielt haben, dass Clemens über Söhne verfügte, die Domitian für gefährlich hielt. Über deren Schicksal ist nichts bekannt, doch dürften sie ebenfalls den Tod gefunden haben. Domitian vertraute nicht einmal mehr seiner Garde. Beide Präfekten wurden von ihm entlassen und unter Anklage gestellt. Aber auch die Nachfolger Petronius Secundus und Norbanus fühlten sich unwohl. Ihnen war zu Ohren gekommen, dass auch sie auf der Abschussliste des Kaisers standen. |
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