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Titus Flavius Domitianus

Herrschaft und Wirken II (Neuerungen)

Domitian war mit der alten kaiserlichen Residenz auf dem Palatin unzufrieden. Sie entsprach nicht seinen Vorstellungen wie ein repräsentativer Palast auszusehen hatte. Deshalb liess er bald nach der Thronbesteigung südlich des Domus Tiberiana einen neuen Gebäudekomplex, das Domus Augustana, in Angriff nehmen.

Der Palast zählte zu den spektakulärsten Bauten Domitians und wurde vom Architekten Rabirius geplant. er war mit prunkvollen Wandmalereien und farbigen Steinen geschmückt. Um Platz für das Gebäude zu schaffen, wurde der Gipfel des Palatins eingeebnet. Die private Residenz umfasste auch einen riesigen Garten in der Form eines Stadions. Insgesamt wurden 41.000 m² verbaut. Ausserhalb seiner neuen Residenz verbrachte Domitian seine Zeit hauptsächlich auf seinem Landsitz. Diese Villa Albana lag etwa 20 km vor der Stadt an der Via Appia und verfügte über ein eigenes Theater und sogar ein Amphitheater.

Der Kaiserpalast war nun der Mittelpunkt des öffentlichen und privaten Lebens von Domitian. Hier wurden die Staatsbankette veranstaltet und Empfänge gegeben. In den luxuriösen Privatgemächern wohnte er mit seiner Frau Domitia Longina. Diese hatte er zur Zeit der Thronbesteigung seines Vaters Vespasian kennengelernt. Damals war die Tochter des unter Nero berüchtigten Feldherrn Corbulo noch mit Aelius Lamia verheiratet, doch liess sich Domitia 70 von ihrem Mann scheiden um Domitian zu heiraten. 73 gebar sie einen Sohn, der aber bereits im Alter von zwei oder drei Jahren verstarb.

Gleich nach Amtsantritt ernannte er sie zur Augusta, doch schon im Jahre 83 soll er sie wegen Ehebruchs mit einem Schauspieler namens Paris in die Verbannung geschickt haben. Paris wurde auf offener Strasse erdolcht. Für die nächste Zeit wählte er seine Nichte Julia als „First Lady“, doch musste er sich unter dem Druck der Öffentlichkeit mit Domitia versöhnen und heiratete sie ein zweites Mal. Zudem scheint der den Tod von Julia verschuldet zu haben, indem er sie zu einer Abtreibung gezwungen hatte.

Während seiner Ehe erwarb sich Domitian den Ruf eines aussergewöhnlichen Lustmolchs. Gerüchte behaupteten er habe seinen Konkubinen die Schamhaare eigenhändig ausgezupft. Seine sexuellen Ausschweifungen bezeichnete er stets als „Ringkämpfe im Bett“. Auch wurde ihm Inzest mit Julia, der Tochter seines Bruders, unterstellt.

Dazu kamen Behauptungen über Lustknaben und dass er sich in seiner Jugend gegen Bezahlung dem einäugigen Konsul Claudius Pollio und auch dem späteren Kaiser Nerva hingegeben haben soll. Je tiefer man aber in diese Abgründe hineinblickt desto mehr stösst man auf Übertreibungen und Hass auf den Kaiser. Zudem ist zu berücksichtigen, dass Domitian Homosexualität Zeit seines Lebens verabscheute.

Zur Verbesserung des eigenen Ansehens stellte er zwei Hofpoeten, Martial und Statius, an. Das taten die beiden auch mit grosser Euphorie, indem sie Domitians militärische Erfolge und Bauprojekte in den schillerndsten Farben lobten.

Die Schäden nach dem Brand von Rom unter seinem Vorgänger Titus waren noch nicht vollständig behoben. So ersann Domitian ein umfassendes Bauprogramm, um die Zerstörungen so rasch als möglich zu beseitigen. Neben Restaurierungen, wie der des Tempels des Iuppiter Capitolinus begann er mit einer Serie von Neubauten. Darunter waren u.a. ein Ehrenbogen für seinen vergöttlichten Bruder Titus am Ende der Via Sacra, ein grosses Stadion für 30.000 Zuschauer, das Forum des Nerva (wurde von seinem Nachfolger eingeweiht, der ursprüngliche Name war Forum Transitorium) und die Gentis Flaviae ein pompöses Grabmonument für die flavische Dynastie. Es wurde das grösste Bauprogramm seit Augustus.

Mit dem Equus Domitiani liess der Kaiser 91 ein überlebensgrosses Reiterstandbild von sich errichten, das seiner Siege über Germanen und Daker gedenken sollte. Die Statue sollte den Tod ihres Auftraggebers nicht überdauern. Sie fiel der blinden Zerstörungswut nach Domitians Ende zum Opfer. Erhalten geblieben ist jedoch der massive Sockel mit 12 Metern Länge und 19 Metern Breite.

Um sich beim Volk beliebt zu machen, trat er bewusst als Schirmherr über die grossen Spiele auf. Dabei führte er einige Neuerungen ein. So liess Domitian erstmals mit offizieller Genehmigung Frauen und Liliputaner in der Arena kämpfen. Seine Vorliebe für das Griechische führten zur Abhaltung von Sportmeisterschaften und literarischen Wettkämpfen im hellenistischen Stil. Es versteht sich von selbst dass der Bau seiner neuen Residenz, die Abhaltung der Spiele und auch die Erhöhung des Soldes für die Legionäre ein Loch in die Staatskasse rissen. Dies war einer der Gründe warum Domitian in seiner Spätzeit zu drastischen Mitteln wie Beschlagnahmungen und Steuererhöhungen greifen musste, um die finanzielle Situation des Reiches nicht vollkommen ausufern zu lassen.

Rest einer Statue
des Domitian

(c) ex libro F.Conti "Das Römische Reich"


 

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(PL)