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EINLEITUNG |
Publius Aelius Hadrianus Machtwechsel
Die genauen Umstände des Machtwechsels beim Tode Trajans liegen im Dunkeln. Möglicherweise hatte sich der Kaiser am Krankenbett in Selinus - später in Traianopolis umbenannt - in letzter Minute doch noch entschlossen Hadrian als Nachfolger zu designieren. Wahrscheinlicher scheint jedoch jene Version, die der Historiker Cassius Dio überliefert hat. Ihm zufolge hielt Kaiserin Plotina den Tod ihres Gatten am 8. August mehrere Tage lang geheim, um Hadrians Adoption mit Datum 9. August per Eilboten an den Senat schicken zu lassen. Die Botschaft trug ihre eigene Handschrift. Dies wurde damit erklärt, dass der sterbende Kaiser bereits zu schwach zum Schreiben gewesen sei. Auch wurde darüber gemunkelt, die Kaiserin habe jemanden beauftragt am Sterbebett die Stimme Trajans nachzuahmen. Wie dem auch sei, nachdem der Herrschaftsanspruch gesichert war, gab Plotina den Tod Trajans am 11. August bekannt. Nicht ausser Acht lassen darf man, dass zu jenem Zeitpunkt Hadrian in Syrien eben das grösste Armeekontingent des Reiches kommandierte! Die Soldaten nahmen die Adoption freudig auf. Um das Ereignis zu feiern wurden Münzen mit der Aufschrift Hadriano Traiano Caesar geprägt. Interessant daran ist, dass sie Hadrian als Caesar und nicht als Augustus feiern. Der neue Kaiser hatte sich sehr demütig gegeben und die ihm übertragenen Titel seines Vorgängers abgelehnt. Auch dessen Triumph nahm er nicht für sich in Anspruch, sondern liess ihn zu Ehren des vergöttlichten Trajan feiern. Beim Senat "entschuldigte" er sich richtiggehend, weil die Soldaten den Senatoren bei der Designation des neuen Kaisers vorgegriffen hatten. Im gleichen Atemzug versprach er keinen Senator ohne rechtskräftige Verurteilung töten zu lassen. Nachdem dies über die Bühne gegangen war, nannte sich Hadrian Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus. Neu für Rom war die Überführung der kaiserlichen Asche in einer goldenen Urne und deren Bestattung innerhalb der Stadtgrenzen im Sockel der Trajanssäule. Als Plotina Anfang 123 verstarb, wurde sie ebenfalls zu den Göttern entrückt und im Tempel des vergöttlichten Trajan beigesetzt. Seine Schwiegermutter Matidia, die Ende 119 das Zeitliche gesegnet hatte, bekam einen eigenen Tempel und zudem wurde eine Basilika nach ihr benannt. Hadrian war zu diesem Zeitpunkt noch immer Statthalter in Syrien. Nach Erhalt der Todesnachricht seines Vorgängers brach er sofort nach Seleucia auf. Dorthin war der Leichnam des verstorbenen Kaisers gebracht worden, um eingeäschert zu werden. Die Asche wurde per Schiff auf die Reise nach Rom geschickt. Hadrian selbst konnte sich nicht auf den Weg in die Hauptstadt machen; zu angespannt war die Lage. Zum einen war die grosse Offensive im Osten gegen die Parther mit den jüdischen Aufständen von Ägypten bis Mesopotamien zusammengebrochen. Die meisten Gebiete waren ohnehin bereits aufgegeben worden. Diese Nachrichten hatten dafür gesorgt, dass sich auch andere Völker aufmachten gegen ein vermeintlich geschwächtes Imperium zu kämpfen. So gab es plötzlich Unruhen in Mauretanien, Schwierigkeiten an der Nordgrenze Britanniens und ein Vorrücken von Roxolanen und Sarmaten an der unteren Donaugrenze. Der neue Kaiser handelte energisch und vor allem rasch. Die römische Ostgrenze wurde wieder an den Euphrat zurückgenommen, der noch von seinem Vorgänger eingesetzte Partherkönig - er hatte sich politisch nicht halten können - wurde mit dem Reich von Edessa in Nordmesopotamien abgefunden. Während die Niederschlagung des mauretanischen Aufstandes dem erfahrenen Feldherrn Quintus Marcius Turbo übertragen wurde, begab sich Hadrian persönlich an die Donaugrenze um dort die Ordnung wieder herzustellen. Anfang Oktober 117 brach er mit den von der Donau einst abgezogenen Legionen auf, um im Jahr darauf bereits in Moesien zu stehen. Der Konflikt mit den Roxolanen konnte rasch auf diplomatischem Wege beendet werden, wohingegen die Sarmaten militärisch niedergerungen werden mussten. Hadrians Bestrebung war es im selben Geist zu regieren, wie sein Vorgänger. Doch hatte er zu diesem Zeitpunkt schlechte Karten. Noch bevor er in Rom ankam, eilte ihm der Ruf voraus, den Tod von vier honorigen Senatoren auf dem Gewissen zu haben. Als Vorwand für ihre Beseitigung diente ihr angeblicher Plan, Hadrian entmachten zu wollen. Der Kaiser bestritt jedoch seine Verantwortung für die Hinrichtungen. Für den Tod der vier Senatoren verantwortlich zeichnet mit Sicherheit der Prätorianerpräfekt Attianus, wobei die genauen Hintergründe wohl für immer verborgen bleiben werden. Hadrian selbst erreichte die Nachricht von der Existenz der Verschwörer Anfang 118, als er im bithynischen Nicomedia mit den Truppen überwinterte. Wohl waren sie zu diesem Zeitpunkt bereits hingerichtet worden. Um sein Ansehen beim Senat wieder in Ordnung zu bringen, leistete er einen Schwur auf seine Nichtverantwortlichkeit und bezog sich auf das Schreiben, wonach es in keinerlei Exekutionen ohne Gerichtsverhandlung geben sollte. Einige sahen dies nicht als vertrauensbildende Massnahme und die Affäre blieb Hadrians Schandfleck. Die offizielle Geschichtsschreibung legte die Todesurteile dem Senat in die Hand, denn auch hochrangige Senatoren dürften an der Hinrichtung verwickelt gewesen sein. Nach einiger Zeit wurde Attratinus seines Posten als Prätorianerpräfekt enthoben, später jedoch in den Konsulat berufen. Als Geste gegenüber dem Senat, bekleidete Hadrian nur noch ein weiters Mal das Amt eines Konsul. Die Quelle der Unzufriedenheit könnte im Rückzug aus dem Osten zu suchen sein; hatte doch bereits Caesar vor gehabt das Partherreich für Rom zu erobern. Alle vier Konsulare waren enge Freunde Trajans gewesen. Unter ihnen war etwa der Offizier Lusius Quietus, der von Hadrian aus Iudaea zurückgerufen wurde. Aber auch der sehr wohlhabende und über gute Beziehungen verfügende G. Avidius Nigrinus war daran beteiligt. Er galt im übrigen als bester Kandidat für die Nachfolge Hadrians. Auch die Blauäugigkeit von Senatoren aller Fraktionen dürfte dazu beigetragen haben, dass sich die Situation derart aufgeschaukelt hatte. Kaum einer von ihnen hat die tatsächlichen Zustände in Parthien aus eigener Erfahrung gekannt! |
Reste einer |
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Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
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