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EINLEITUNG |
Publius Aelius Hadrianus Bewertung
Hadrian war trotz seiner vorbildlichen Verwaltungstätigkeit bei Volk und Senat in Rom eher unbeliebt gewesen. Dazu trug nicht nur die "Verschwörung der vier Konsularen", sondern auch die überschwängliche Verehrung für Antinous bei. Ausserdem ist zu berücksichtigen, dass viele die effektive Niederlage Trajans in Mesopotamien nicht wahrhaben wollten und die Rücknahme der Eroberungen folglich Hadrian "in die Schuhe schoben". Moderne Autoren wollen in ihm einen sympathischen und aufgeschlossenen Mann sehen. Auch seine liberalen Ideen werden hervorgehoben. Die Sichtweise stimmt jedoch nur teilweise. Einiges in Auftreten und Handlungsweise erinnert dennoch an die Exzentrik eines Nero oder die Willkürherrschaft Domitians. Die Ausweitung der Funktionen des Heeres waren die ersten zaghaften Anzeichen für den zwei Jahrhunderte später praktizierten Staatssozialismus eines Diocletian. Auch die Stärkung des Kronrats weist in diese Richtung. Auf dem Gebiet der Verwaltung konnte er die Erfahrungen seiner Vorgänger bündeln und die Rechtssprechung vervollkommnen. Die ausgedehnten Reisen dienten nicht nur der Provinzüberwachung, sondern vor allem der Förderung eines funktionierenden Städtewesens als Basis der römischen Gesellschaft und nicht zu letzt der Anregung seines eigenen rastlosen Geistes. Da Hadrian vollständig auf Expansion verzichtete, konnten grössere Summen zur Stärkung der Verteidigungskraft eingesetzt werden. Es wurden nicht nur Wallanlagen und Palisaden errichtet sondern auch die Idee der Tiefenverteidigung wurde erstmals in Afrika grossflächig umgesetzt. Parallel wurde die Wirtschaftsleistung der Provinzen und hier vor allem der erwähnten Städte gefördert. Hadrian liess wie kaum ein anderer Kaiser Flüsse schiffbar machen, Häfen instandsetzen, Aquädukte bauen und Strassen verlegen. Unterentwickelte Gebiete erhielten städtische Neugründungen und die Verbesserung des Stadtrechtswesens sorgte für einen effizientere lokale Verwaltung. Lediglich Augustus hatte während seiner Herrschaft mehr Städte gegründet. Der Kaiser verkörperte so den gebildeten Römer seiner Zeit. Er interessierte sich für Mysterienkulte, Astrologie und die Geschichten der Alten. All dies verwob die anderen Leidenschaften miteinander. Der Ausdruck in den Statuen der Bildhauer jener Zeit war durch diesen Geist beseelt und unübertrefflich. Die Vorlieben für das Künstlerische drückten sich nicht nur in seinen grossen Taten durch Architektur und Bildhauerei aus. Hadrian konnte selbst ausgezeichnete Gedichte verfassen und gut malen. Seine Experimentierfreudigkeit in der Baukunst veranlasste zahlreiche junge Architekten - im Gegensatz zu manch anerkannter Autorität, wie etwa Apollodorus - aus dem Material alles herauszuholen. Während seiner Regierung vervollkommnete sich etwa die Betonbauweise im Kuppelbau. Trotz manch menschlicher Schwächen, die vielleicht aus innerer Rastlosigkeit und dem Bemühen der eigenen Vervollkommnung (in egozentrischem Sinne) - bei gleichzeitiger Machtfülle alles auch wirklich auszuleben - heraus entstanden, muss man Hadrian zu den guten Kaisern Roms zählen. Ausser Zweifel steht sein Einsatz für das Reich und seine Bevölkerung. Seine fähige Herrschaft bescherte dem Imperium zwanzig Jahre Sicherheit, Frieden und Stabilität. |
Portraitbüste |
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Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser", "Der kleine Pauly" |
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