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Publius Aelius Hadrianus

Herrschaft & Wirken I (Verwaltung)

Hadrian erinnerte sich an die Aussage des Augustus, das Reich nicht über seine natürlichen Grenzen hinaus zu erweitern. So wurden alle Truppen aus Armenien und Mesopotamien abgezogen. Ersteres blieb aber weiterhin römisches Einflussgebiet. Die neue Militärpolitik war das genaue Gegenteils seines Vorgängers. Defensive samt Sicherung der Grenzen hiess die neue Doktrin. Dies war auch dringend notwendig. Die logistischen Wege waren überdehnt, die Ressourcen an Mensch und Material beinahe erschöpft und in der Staatskasse zeigten sich grosse Löcher.

In Mesopotamien wurden in jenen Gebieten, die noch Beziehungen zu Rom hatten, Klientelkönige eingesetzt; dann begann der endgültige Rückzug. Anders als im Osten verfuhr Hadrian mit der Provinz Dakien. Hier hatte die Romanisierung grosse Fortschritte gemacht. Einfälle der Roxolanen und anderer sarmatischer Stämme wurden unter seiner persönlichen Führung zurückgeschlagen und die Verteidigungsanlagen der Provinz ausgebaut. Hadrian teilte Dakien zunächst in zwei, später in drei Teilprovinzen auf.

Obwohl bei weitem keine Kämpfernatur wie sein Vorgänger Trajan, schaffte er es weiterhin für eine straffe Organisation der römischen Legionen zu sorgen. Besonders die Disziplin hatte es ihm angetan. Sie wurde sogar auf Münzen mit der Aufschrift Disciplina Augusti verewigt. Nach Beendigung der östlichen Abenteuer konzentrierte sich Hadrian auf die Sicherung der Grenzen. In Britannien wurde unter seiner Aufsicht der Hadrianswall errichtet. Diese Befestigungsanlage zwischen den britischen Küsten an der Grenze zu Schottland sollte die Provinz vor Einfällen der Caledonier schützen.

Auch in Germanien und Raetien wurde der Limes verstärkt. Wo immer Flussläufe als sichtbare Grenze fehlten, wurden Befestigungen errichtet. Zwischen Oberrhein und Donau entstand so der raetische Limes in einer Länge von über 300 km. Er bestand aus Holzpalisaden, die in steilen Gräben eingelassen waren. Einige Werke wurden auch bereits aus Stein errichtet.

Da der Kaiser nicht überall gleichzeitig sein konnte, übertrug er den Kampf gegen die Mauren seinem fähigen Feldherrn Quintus Marcius Turbo. Nachdem die Ostprovinzen neu geordnet worden waren, zog Hadrian mit seinen von der Donau abgezogenen Legionen über Antiochia wieder in deren Heimat. Die Streitigkeiten mit den Roxoloanen konnten auf diplomatischem Weg beseitigt werden, wohingegen die Sarmaten mit Turbo (als Statthalter von Dakien und Niederpannonien) und den zurückgekehrten Legionären Bekanntschaft machten.

Eine der ersten zivilen Amtshandlung Hadrians nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt am 9. Juli 118 war ein grosszügiger Erlass von Steuerschulden in der Höhe von 900 Millionen Sesterzen. Man feierte diesen Umstand sogar mit der Herausgabe von Münzen. Ab nun traten auf den Münzbildern gerne politische Programme hervor, die unter Frömmigkeit, Eintracht, Gerechtigkeit und Frieden zusammengefasst werden können. Zudem liess sich Hadrian als "Erneuerer des Erdkreises" feiern.

Das von Nerva entworfene und von Trajan umgesetzte Sozialprogramm der alimenta wurde von ihm weiter verbessert und ausgebaut. Mehr als jeder andere Kaiser vor ihm kümmerte er sich um die Provinzverwaltung. So machte er es sich zur Angewohnheit die Regionen selbst zu kontrollieren.

Zu diesem Zweck unternahm Hadrian während seiner Regierungszeit drei ausgedehnte Reisen durch das Reich und wurde dafür von der modernen Literatur mit dem Attribut „Reisekaiser“ bedacht. Sie begannen nach der Zelebrierung des Stadtgründungsfestes in Rom am 21.April 121 (u.a. Weihe eines heiligen Bezirkes für den Roma- und Venustempel) mit einer Visite in Gallien und endeten 133 mit seiner endgültigen Rückkehr in die Hauptstadt.

Den Winter 121/122 verbrachte Hadrian wahrscheinlich in Lugdunum (Lyon). Von dort aus visitierte er die Provinzen an Donau und Rhein. Im Sommer 122 begab er sich mit dem Statthalter von Niedergermanien samt einer Legion nach Britannien. Als Ergebnis dieser Visite war der Bau des Hadrianswalles begonnen worden. Zurück in Gallien fuhr der Kaiser nach Nimes, wo er zu Ehren der Plotina eine Basilika einweihte. Den Winter über weilte Hadrian in Tarragona, wo der Augustustempel wieder instand gesetzt wurde. Für eine Rundreise durch Spanien blieb kaum Zeit, da sich eine erneute Auseinandersetzung mit Parthien ankündigte. Im Frühjahr 123 brach er mit dem Schiff und zahlreichen Truppen auf, um sich mit dem parthischen König persönlich zu bereden und den drohenden Krieg zu verhindern.

Nachdem die strittigsten Punkte hatten beseitigt werden können und ein erneute Krieg vermieden worden war, besuchte Hadrian Palmyra, das ihm wegen seiner Friedenspolitik zu besonderem Dank verpflichtet war. Immerhin lebte die Stadt vom friedlichen Miteinander der beiden Reiche jenseits und diesseits des Euphrats. Es folgte eine Visite der Ostgrenze bis Trapezus (wo der Hafen ausgebaut & ein Tempel errichtet wurde) und bis Ende 123 gelangte er nach Bithynien, wo er vermutlich in Nicomedia überwinterte.

Nicomedia und das nahegelegene Nicaea waren zu Beginn von Hadrians Regierung von einem Erdbeben heimgesucht worden, sodass davon auszugehen ist, der Wiederaufbau hat bei seinem Besuch schon bedeutende Fortschritte gemacht. Auch andere Städte, wie etwa Kyzikos, nannten den Kaiser einen Wohltäter und ganz Kleinasien erfuhr durch die kaiserlicher Gunst einen Aufschwung. Am 29. August 124 besuchte er erwiesermassen Ephesos und Smyrna. In den Wäldern Kleinasiens konnte der Kaiser sich zudem seiner Jagdleidenschaft widmen und in den Städten auf Besichtigungstour gehen (etwa das Grab des Aias). Um die Bevölkerungsverteilung der Provinzen zu optimieren gründete Hadrian einige Städte, so etwa Hadrianoi, Hadrianeia und Hadrianotherai, welches seinen Namen der Tatsache verdankt, dass der Kaiser auf der Jagd dort eine Bärin erlegte. Aber auch die Provinzen Lydien und Phrygien wurden mit neuen Siedlungen bedacht.

Es folgte eine Visitation der griechischen Inseln, allen voran Rhodos und spätestens im September erreichte Hadrian das griechische Festland. Anfang Oktober liess er sich als erster Kaiser seit Augustus in die eleusinischen Mysterien einweihen. Den Winter 124/125 verbrachte Hadrian in Athen, so wie er es später noch zwei Mal machen wird. Die Stadt profitierte enorm vom kaiserlichen Besuch (Gesetzgebung in Bezug auf Stärkung der Wirtschaftskraft, Bibliotheken, Tempelbauten, Spiele, etc.), sodass man begann eine neue Ära in der lokalen Zeitrechnung einzuführen. Mit dem neuen Geldstrom konnte u.a. das Olympeion (ein Komplex mit Tempeln von Hera, dem panhellenischen Zeus und anderen Gottheiten) fertiggebaut werden, das seit Ewigkeiten eine Baustelle war. Nachdem Hadrian auch andere griechische Städte (u.a. Sparta und Delphi) besucht und einen panhellenischen Bund mit Zentralorgan in Athen gegründet hatte, kehrte er über Sizilien - wo er den Ätna bestieg - nach Italien zurück.

Während dieser Reisen verbrachte er viel Zeit damit sich aus erster Hand über die Probleme der Bevölkerung zu informieren. Hadrian versuchte so das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und sich ihrer Sorgen anzunehmen. Er hatte klar erkannt, dass die Wirtschaftskraft des Reiches von den Städten ausging und sie dementsprechend gefördert werden mussten. Aus dem Anlass der Reisen wurde eine spezielle Münzserie aufgelegt. Die Münzbilder zeigen die verschiedenen Provinzen personifiziert in Nationaltracht und die Aufgaben, die der Kaiser dort zu bewältigen hatte. Sorgfältig wurde auf landesspezifische Details geachtet. So ist Asien mit einem Krummdolch dargestellt, Ägypten mit einem Ibis und Griechenland mit seinen grossen Spielen.

Hadrian sah das römische Imperium nicht einfach als eine simple Ansammlung von Provinzen, sondern betonte den Gesamtcharakter des Reiches und Beibehaltung der lokalen Eigenheiten. In dieser Gemeinschaft, sollte jedes Volk stolz auf seine Eigenheiten sein. Der Kaiser verstand sich als Lenker und Symbol der Einheit des römischen Erdkreises. Alle Teile sollten sich gemäss ihrer Eigenart zu einem einzigartigen Organismus zusammenfügen.

Einer der wichtigsten Faktoren in diesem Zusammenspiel war naturgemäss das Militär. So legte er grossen Wert darauf regelmässig seine Truppen zu besuchen. Trotz der veränderten Maxime der Defensive hielt er das Heer ständig einsatzbereit. Die Soldaten waren nun zumeist an einem Ort fest stationiert. So entwickelten sich die Truppenlager noch mehr als bisher zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor, der die lokale Umgebung beflügelte und romanisierte. Um diese Entwicklung noch zu fördern, wurden den Soldaten in Friedenszeit immer mehr zivile Aufgaben übertragen. Sie beaufsichtigten das Pferdewesen, sorgten für Kleidung, arbeiteten in Steinbrüchen mit, beschützen Viehherden und überwachten die Getreideversorgung.

Die von Trajan im Dakerkrieg aufgestellten irregulären Einheiten wurden in das römische Heer integriert und die Unterscheidung in ortsgebundene und mobile Einheiten nehmen die spätere Unterteilung in Grenztruppen und Feldheer ansatzweise vorweg. Noch waren die Grenzeinheiten nicht völlig an ihren Stützpunkt gebunden. Als vexillationes (eigens für einen Einsatz aus einer Legion heraus zusammengestellte Truppe) konnten einzelnen Einheiten in Notfällen verlegt werden.

Da er sich für das einfache Leben der Soldaten interessierte - seine Jagdleidenschaft kam ihm hier zugute - war er beim Militär genauso sehr beliebt wie sein Vorgänger Trajan. Zu Ehren der Truppen wurden Münzen ausgegeben, die die jeweiligen Vorzüge der Einheiten hervorhoben. Seine Nachfolger verzichteten auf diese Praxis, da sie fürchteten, zu sehr den Separatismus zu fördern.

Nach seiner ersten Rundreise blieb der Kaiser für zehn Jahre in Italien, bereiste jedoch alle Regionen des römischen Kernlandes. 127 erfolgte die Zehnjahresfeier seiner Inthronisation mit zehntägigen Spielen und im Jahr darauf nahm er den Titel Pater patriae (Vater des Vaterlandes) an, den er bei Regierungsübernahme noch abgelehnt hatte.

In Rom war man über die ständige Abwesenheit des Kaisers besorgt gewesen und da auch die Wirtschaft der Hauptstadt dringend einen Anschub benötigte, begann Hadrian intensive Baumassnahmen. Dabei entstanden zahlreiche Monumentalbauten, wie etwa der Doppeltempel für Roma und Venus; die Bauten waren auch nach Hadrians Tod noch nicht vollendet. Als bewusst politische Massnahme ist die Renovierung der augusteischen Bauten zu sehen. Besonders hervorstechend waren die Erweiterung des Pantheons in den Jahren 118 bis 125 sowie der Bau des Hadriansmausoleums (d.i. die heutige Engelsburg). Am meisten mit des Kaisers Namen in Verbindung gebracht wird jedoch die Villa Hadriani (Hadriansvilla), die sich als offene Palastanlage nahe Tivoli auf 150 ha erstreckt und mit der Eindrücke von Hadrians Reisen architektonisch umgesetzt wurden.

Nordafrika war bislang vom Kaiser nicht besucht worden, da er seinerzeit die Reiseroute infolge der Parthergefahr ändern hatte müssen. Dies holte er im Sommer 128 nach, inspizierte dabei die Truppen und hielt in Lambaesis Manöver ab. Dann ging es kurzzeitig zurück nach Rom, nur um im Spätsommer schon wieder gen Osten aufzubrechen. Diese Reise sollte vier Jahre dauern.

Sein erster Aufenthalt führte ihn wieder nach Athen, wo er Februar/ März 129 an einer eleusinischen Mysterienfeier teilnahm. In Griechenland erhielt Hadrian nun den Beinamen Olympios und nach seinem dritten Aufenthalt in der Provinz noch Panhellenios. Alsdann begab er sich nach einer Visite in Sparta erneut nach Kleinasien, wo einige Heiligtümer (u.a. des Apollo in Didyma) besucht wurden und er in Apameia am Grabhügel des Athener Politikers Alkibiades (neben der Aufstellung einer Marmorstatue) die Abhaltung von jährlichen Totenfeiern anordnete. Belegt sind seine Visiten auch noch für Milet,  Laodikeia und Iconium.

Den Winter 129/130 verbrachte Hadrian in Antiochia. Er nutzte die Zeit für Diplomatie mit den Herrschern jenseits der römischen Grenze und versuchte durch persönliche Teilhabe an Gerichtsverfahren seine Volksnähe augenscheinlich zu machen. Privat tat er sich erneut als Bergsteiger hervor, indem er mit dem Kasion den höchsten Berg Syriens bestieg.

Portraitbüste
Hadrians
(c) incognitus


Quellen: C.Scarre "Die römischen Kaiser", M.Grant "Die römischen Kaiser", M.Clauss "Die römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)