PERSONEN |
|||
EINLEITUNG |
Lucius Septimius Severus Herrschaft und Wirken III (Die Affäre Plautianus) Im
Sommer 202 kehrte der Kaiser aus dem Osten wieder nach Rom zurück. Er
traf die für die Zukunft richtungsweisende Entscheidung eine seiner
eigenen neuen Legionen auf italischem Boden zu stationieren. Der neue
Standort war Albanum, das in der Nähe der Hauptstadt lag. So verfügte
Septimius Severus über eine militärische Reserve, die seinen Vorgängern
bislang nicht zur Verfügung gestanden war. Zusammen mit der Verstärkung
der Prätorianer und der Stadtkohorten bedeutete all dies mit etwa
30.000 Mann eine Verdreifachung der Truppen in Italien. Septimius
Severus hatte laufend neue Truppen ausgehoben und das Heer war von 30
Legionen beim Tode Trajans auf nunmehr
33 angewachsen. Zu Zeiten des Augustus
hatte es gerade einmal 25 gegeben. Auch die als numeri
bezeichneten irregulären Einheiten wurden erweitert. So wurden
berittene Bogenschützen aus Osrhoene und Palmyra überall an der
Reichsgrenzen verteilt. Zu
diesem Zeitpunkt war er nach antikem Massstab nicht mehr der Jüngste.
Mehrere Krankheiten hatten zeitweilig seinen Tatendrang behindert. Da
er seinen Sohn Caracalla bereits 198 zum Augustus erhoben
hatten, war die Thronfolge praktisch geregelt. Nun ging Septimius
Severus daran seinen Sohn zu verheiraten; wollte er doch eine neue
Dynastie gründen. Der
Kaiser dachte dabei an Publia Fulvia Plautilla, einer Tochter des Prätorianerpräfekten
Gaius Fulvius Plautianus. Dieser stammte auch aus Leptis Magna und war
zudem mit Severus’ Mutter verwandt. Er hatte alle Feldzüge
mitgemacht und war ein enger Freund des Herrschers. Hinter
vorgehaltener Hand erzählte man sich, Severus und Plautianus hätten
als Jugendliche ein Verhältnis miteinander gehabt. Als Lohn für
seine Treue war er mit grossen Reichtümern und Machtbefugnissen
ausgestattet worden. Ab dem Jahr 197 hatte er fast den ganzen
Verwaltungsapparat des Reiches unter seiner Kontrolle. Das
Urteil der Römer über Plautianus fiel denkbar schlecht aus. Er soll
seine Macht derart missbraucht haben, dass man ihn als den gefürchtetsten
Präfekten aller Zeiten ansah. Angeblich liess er Männer kastrieren,
damit sie als Eunuchen seiner Tochter aufwarten können. Man kann
heute nicht mehr sagen, was wahr, was Erfindung ist, doch dürfte es
sich in der Tat um eine wenig vertrauensvolle Person gehandelt haben. Caracalla
war von dieser Ehe ganz und gar nicht begeistert. Er konnte weder
Braut, noch Stiefvater leiden. So weigerte er sich mit seiner Gattin
zusammenzuleben und drohte beide umbringen zu lassen, wenn er erst
Kaiser wäre. Auch Severus’ Frau Julia Domna schloss sich der
Meinung ihres Sohnes an. Als der Bruder des Kaisers Anfang 205 im
Sterben lag, bezichtigte er Plautianus der Vorbereitung einer Verschwörung. Der
Gipfel der Ereignisse fand am 22. Jänner 205 statt. Es existieren
mehrere Versionen über die Vorgänge. Caracalla soll drei Centurionen
überredet haben, Plautianus mit falschen Vorwürfen anzuschwärzen.
Nach Feierlichkeiten zum Gedächtnis der Ahnen vor Beginn eines
Banketts, traten die drei vor den Kaiser und berichteten, dass ihnen
und sieben weiteren Offizieren befohlen worden war, Severus und
Caracalla umzubringen. Einer anderen Version nach war der Anschlag tatsächlich
geplant. Der vermeintliche Attentäter hatte aber umgehend seine Opfer
gewarnt. Wie auch immer, das Ergebnis blieb das Gleiche. Plautianus
wurde umgehend getötet, auf die Strasse geworfen und von einer wütenden
Menge zerrissen. Der Sieger war eindeutig Caracalla, der den gefährlichen
Schwiegervater los war. Die ungeliebte Ehefrau blieb vorerst verschont
und wurde auf die Insel Lipari verbannt. Der Hass gegen sie war aber
derart gross, dass er sie bei Thronbesteigung umbringen liess. Die
Nachfolge des Plautianus traten zwei neue Präfekten an. Einer von
ihnen war der ausgezeichnete Rechtsgelehrte Papinianus. Leider
beeinflussten die beiden Neuen die Verwaltung des Reiches in noch viel
stärkerem Masse; wenn auch nicht in derart verbrecherischer Absicht
wie Plautianus. Sie traten im Kronrat sogar als die persönlichen
Vertreter des Kaisers auf. |
Bildnis der kaiserlichen Familie mit in caracallischer Zeit ausgelöschtem Bild des Geta |
|
|
|||
Sie wollen Fragen stellen, Anregungen
liefern oder sich beschweren? |
(PL) |