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Status & Idealbild
Allgemeines Zu vorgeschichtlicher Zeit herrschte auch in Italien das Matriarchat. Die hervorgehobene Stellung der Frau wurde jedoch noch vor der Entstehung der Sklaverei beseitigt. Die Stammesorganisation führte zur Arbeitsteilung und damit zur Schaffung getrennter Zuständigkeitsbereiche in der Gesellschaft. Nach der Etablierung echter Sklaverei (nicht Schuldknechtschaft!) setzte sich das Patriarchat im Mittelmeerraum endgültig durch. Die Frau wurde in ihrem Status oft bis zur Rechtsunfähigkeit herabgedrückt; ihre Sphäre auf Dienst im Haushalt und Kindererziehung eingeschränkt. Diese frühen Veränderungen waren in geschichtlicher Zeit schon weit fortgeschritten, aber noch nicht beendet. Mykene und Kreta kannten noch die einigermassen gleichberechtigte Frauen. Die Subordination begann in Homerischer Zeit. Mit der vermehrten Kriegführung in der griechischen Welt und der Herausbildung der Polis verfällt der Status der Frau immer mehr zur Ware (vgl. Raub der Sabinerinnen). Gleichberechtigung und Reste des Matriarchats halten sich nur in exponierten Gegenden mit speziellen Voraussetzungen (z.B. Israel und Germanien). Hohe Ämter für Frauen blieben in Gesellschaften bestehen, die Geschwisterehe als legitim ansahen. Dies waren Ägypten, Assyrien, Carthago und Palmyra. In der Mythologie blieb die Frau lange Zeit gleichberechtigt (z.B. Zeus-Hera). Jedoch verband man auch bewusst negative Aspekte speziell mit Frauen (Pandora, Xanthippe, später Eva). All diese Vorstellungen von der Minderwertigkeit der Frau wurden nicht nur vom Christentum übernommen bzw. verschärft. Auch andere Religionen, wie der Islam, formten sich daraus ihr Frauenbild. Das römische Idealbild Das von den männlichen Römern propagierte Idealbild der Frau war spätestens seit der ausgehenden mittleren Republik mit der Wirklichkeit in keinster Weise mehr vereinbar. Im Vordergrund stand die Matrona (Matrone), die vor allem seit der Moralgesetzgebung des Augustus zum unerreichbaren Ideal hochstilisiert wurde. Zunächst hatte man unter einer Matrone lediglich eine verheiratete Frau verstanden, doch in konservativen Kreisen machte man sich ein restriktiveres Bild: schön und unnahbar, verheiratet, treu, kinderreich und perfekt in der Organisation des Haushalts sowie die eigenhändige Verrichtung der speziellen Hausarbeit (damit ist das Wollspinnen gemeint). Um dem ganzen noch ein Häubchen aufzusetzen, propagierte man die univira (nur einmal verheiratete Frau). Manch ein verkorkster Zeitgenosse wollte denn auch die Frau zum Selbstmord nötigen, wenn ihr Mann den Tod gefunden hatte. Bildung In puncto Schule waren Buben und Mädchen in der Grundschule überraschenderweise völlig gleichgestellt. Erst bei der über das Lesen, Schreiben und Rechnen hinausgehenden Bildung siebte man die Mädchen völlig aus. Lediglich reiche Haushalte leisteten sich deshalb Privatlehrer für ihre Töchter. Damit tauchten neben den erwähnten Fertigkeiten spinnen, weben, malen und singen als etwas weiter verbreitete Unterrichtsfächer auf. Trotz dieser Einschränkungen darf nicht übersehen werden, dass das Ziel der "Mädchenbildung" die Führung des Haushalts war. Damit einher ging aber auch wirtschaftliches Denken. Theoretisch konnten sie soviel Bildung in sich aufsaugen, wie sie wollten, doch erschreckte manchen Mann eine hochgebildete (Ehe)frau. Da hielt man sich lieber an die griechische Tradition der Heterären, deren Stellung in der Gesellschaft sehr niedrig war. Als gebildete "Gespielinnen" waren sie sehr gefragt. Trotz der beschriebenen Beschränkungen gab es genügend Frauen von hohem Ansehen und mit ausgezeichneter Bildung. Dichterinnen und Philosophinnen standen ihren männlichen Kollegen in nichts nach. In diesem Sinne waren sie auch eine der letzten Speerspitzen des Heidentums, bevor die Christianisierung ihnen den letzten Hort der hohen Bildung nahm (vgl. dazu das Schicksal der Hypatia von Alexandria!). Realität Die Wirklichkeit lief dem römischen Idealbild komplett entgegen und nur bei den Frauen von hohen Priestern spielten die Traditionsaspekte noch eine Rolle. Mit ein Grund, dass sich viele Moralapostel über die Ausschweifungen der Frauen aufregten, lag im alten kulturellen Gegensatz von Etruskern und Römern. Bei ersteren hatte die Frau einen viel höheren und freieren Status. Der Gipfel dieses Gegensatzes hat dann sogar den Zusammenbruch der etruskischen Königsherrschaft in Rom gebracht. Im wesentlichen konnte eine Frau, die über genug Geld verfügte, auf ihren Status "pfeifen". So war es Ende der Republik und in der Kaiserzeit nicht unüblich, dass Frauen drei, vier, ja sogar bis zu siebenmal verheiratet waren. Dabei zeigte sich eine durchaus politische Orientierung Frauen. Man heiratete (von beiden Seiten her) des Geldes und des Ansehens wegen. Änderten sich die politischen Konstellationen, so konnte sich unter den Patriziern schon auch eine Frau die Scheidung einreichen. Mit ein Grund für das schlechte Frauenbild waren ihre prominentesten Vertreterinnen: die Frauen der Kaiser. Sie mischten gerne fleissig mit bei Intrigen und nahmen sich infolge ihrer bevorrangten Stellung alles, was sie in die Finger bekommen konnten. Damit zeigte sich auch das scharfe politische und wirtschaftliche Kalkül der Frauen. Persönlicher Status und Geschick im Umgang mit der Gesellschaft konnten über Stagnation oder Förderung der politischen Karrieren der männlichen Haushaltsbewohner sehr wohl mitentscheiden. Dies galt nicht nur für Rom, sondern auch für das kleinste Provinznest! Der literarische Befund konzentrierte sich vor allem auf die Oberschicht, sodass über den Status und das Idealbild der Frau in den mittleren und unteren Gesellschaftsschichten nur wenig bekannt ist. Sicher wird es - vor allem in der Mittelschicht - den Zug nach dem obigen Ideal gegeben haben, wie zu allen Epochen. Für die grosse Masse der Menschen galten die bislang erwähnten Regeln sicher nur eingeschränkt, denn ausserhalb der politischen und hoch-gesellschaftlichen Sphäre mussten sich alle Menschen "zusammenraufen". Die grossen Städte boten in dieser Hinsicht sicher einen Katalysator in Richtung mehr Freiheit für die einzelne Person. Sexualität Die weibliche Sexualität gehörte in aller Regel dem Ehemann. Aus diesem Grund sahen viele Männer immer eine Mitschuld der Frau bei einer Verführung oder Vergewaltigung. Die christlich beeinflusste Gesetzgebung seit Konstantin goss diese Meinung in tatsächliche Gesetze. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte jungfräulich lebende und verwitwete Frauen wenigstens einen moralischen Aspekt des Frevels vorbringen, wenn ihnen ein solches Verbrechen angetan wurde. Ovid stellt in seiner Ars amatoria (bewusst oder unbewusst) das Idealbild der Realität gegenüber. Demnach war es in den Ehen nicht selbstverständlich, dass die Frau ihrem Mann im Bett immer willfährig war. Die stereotype Verwendung der Matrone bei traditionell gesinnten Autoren zeigt indes, dass die Betrachtungen Ovids der tatsächlichen täglichen Praxis entsprungen waren. Ein ganz anderes Bild wird literarisch von den unteren Schichten vermittelt - nämlich keines. Hier ist man vor allem auf die archäologische Fundlage angewiesen. Sie zeigt, dass Auslebung der Sexualität eine weitverbreitete Praxis beider Geschlechter war. Im Gegensatz zur späteren christlichen Sexualmoral, wurde diese mit Fruchtbarkeitsriten in Zusammenhang gebracht und stand natürlich unter göttlichem Schutz. Die institutionalisierte Prostitution entstand aus der Gruppenehe und war schon früh mit der religiösen Sphäre verbunden. Tempelprostitution diente damit der Liebesgöttin und war angesehen. Aus diesem Ansehen erwuchs später für einige Kulte das genaue Gegenteil: die Keuschheit (vgl. Vestalinnen) von Priesterinnen. Somit wurde ein Teil der Prostitution zum rein gewerblichen Akt. Es ist hierbei eine Groteske, dass die Prostituierten um sie öffentlich zu erkennen, im frühen Rom die männliche Toga zu tragen hatten! Im gleichen Atemzug war sie nämlich den anderen Frauen verwehrt worden. In der christlich dominierten Spätantike wurde die Jungfräulichkeit zum Idealbild der Gesellschaft. Besonders hohes Ansehen genossen jene Frauen, die sich jeglicher sexueller Beziehung entsagten und das Leben in einem Kloster dem rauen Alltag vorzogen. |
Wandmalerei einer Römerin bei der
Abfüllung eines Parfumfläschchens; |
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Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger, "Die Römer", "Der kleine Pauly" |
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