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Heirat

Um heiraten zu können, musste man bereits im alten Rom volljährig sein. Dies war bei Frauen mit zwölf, bei Männern mit vierzehn Jahren der Fall. Es kam aber vor, dass Eltern ihre Töchter bereits vorzeitig ihrem künftigen Ehemann übergaben, um sie quasi dort "in die Schule" zu schicken. Die vorzeitig durchgeführte Ehe hiess iustum matrimonium. Dies bedeutete eine Vormerkung. Die jeweiligen von Ehemann und Ehefrau konnten aber erst mit der Volljährigkeit übernommen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt blieb die Jungvermählte rechtlich unter der Gewalt ihres Vaters.

Die jungen Römerinnen heirateten in der Regel erst im Alter von dreizehn bis siebzehn Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei etwa 20 Jahren, bei den Männern zwischen 27 und 30 Jahren. Dass viele Heiraten so früh durchgeführt wurden muss u.a. in der niedrigen Lebenserwartung seinen Grund gehabt haben.

Die Festlegung des Hochzeitstermins war eine Wissenschaft für sich. Viele Tage im Jahr wurden als ungünstig angesehen. Ausserdem fielen für das erstmalige Verheiraten auch die religiös-gesetzlichen Feiertage weg. Als besonders ungünstig galten die Zeiträume vom 13. bis zum 21. Februar, vom 1. bis 15. März und vom 1. Mai bis zum 15. Juni. Diese Tage waren Totenfeierlichkeiten und Reinigungszeremonien vorbehalten.

Das Brautkleid bestand aus einem langen feuerfarbenen Kleid über die tunica recta (eine weisse saumlose Tunika mit Wollgürtel). Darüber kam noch ein flammeum genannter oranger Schleier. Die Schuhe mussten die gleiche Farbe, wie der Schleier aufweisen. Auch eine eigene Hochzeitsfrisur gab es. Das Haar wurde bereits am Abend zuvor zu sechs Zöpfen geflochten und kegelförmig hochgesteckt.

Am Morgen der Hochzeit wurde ein Tieropfer den Göttern dargebracht, um aus dessen Eingeweiden auf den Willen der Götter schliessen zu können. Dann brachte die Brautführerin das Paar zum Altar, wo ein Schwein geopfert wurde, um bei den Göttern für eine glückliche Ehe zu bitten.

Es folgte die Unterzeichnung des Ehevertrages, das Ja-Wort und der Austausch der Ringe. Zum Zeichen der Treue reichten sich die Brautleute die Hand (dextrarum iunctio). Man erbat zudem den Segen von fünf Gottheiten: Iuppiter als Garanten der Bindung, Iuno als Ehegöttin, Venus als Liebesgöttin, Fides als verkörperte Treue und Diana als Muttergottheit. Wurde die Ehe confarreatio geschlossen, so opferten die Brautleute dem Iuppiter einen Gewürzkuchen. All dem folgten die Glückwünsche der Anwesenden.

Im Anschluss an die Hochzeitszeremonie gab es ein opulentes Mahl. Das Essen war manchmal so teuer, dass die Eltern bereits bei der Geburt des Kindes anfingen dafür zu sparen. Kaiser Augustus wollte im Rahmen seiner Sittengesetzgebung den Auswüchsen Einhalt gebieten, indem er die Kosten für ein derartiges Mahl auf 1000 Sesterzen begrenzen liess. Die Römer liessen sich dennoch nicht davon abbringen und gaben weiterhin grosse Summen für die Hochzeitsgesellschaft aus.

Der Aufgang des Planeten Venus am Abend kennzeichnete das endgültige Aus der Beziehungen zu den Eltern. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Jungvermählte symbolisch der Mutter entrissen. Sie tat so, als ob sie sich fürchten würde und die Gäste zogen sie aus der mütterlichen Umarmung.

Ein domnum decuctio (Brautzug aus drei Knaben, deren Eltern noch lebten) brachte das Paar zum Haus des Ehemannes. Die ausgelassene Gesellschaft begleitete den Zug ebenfalls und brachte manch anzügliches Lied dar. Gesänge, Hymnen und Spässe sollten finstere Gedanken fernhalten. Dabei wurden Nüsse als Zeichen der Fruchtbarkeit an die Passanten verteilt.

Beim Haus des künftigen Ehemannes angelangt, wurde die Braut von ihm über die Schwelle getragen. Es war ihr unter allen Umständen verboten selbst über die Schwelle zu gehen. Man wollte verhindern, dass die Braut über die Schwelle stolpern konnte, denn dies galt als äusserst böses Omen. Anschliessend umwickelte die Braut den Türpfosten mit Wolle und bestrich ihn mit Fett und Öl. Dies diente wahrscheinlich dem Vertreiben von bösen Geistern, die dem Brautpaar in der ersten Nacht hätten schaden können. Wenn der frischgebackene Ehemann seiner Angetrauten den Gürtel zu lösen begann, zog sich die Gesellschaft zurück und feierte an einem anderen Ort weiter.

Die Braut wurde von Frauen, die nur einmal verheiratet sein durften, entkleidet und zum Bett des Mannes gebracht. Dieser empfing sie mit Feuer und Wasser (meist eine Fackel und ein Becher Wasser). Nun sprach sie die altehrwürdige Formel Ubi tu Gaius, ego Gaia. (Wo du auch bist Gaius, werde ich, Gaia, sein.). Die Frau übernahm die beiden Grundelemente des Haushaltes und gab dafür drei Münzen. Eine erhielt ihr Mann, eine wurde für die Laren auf den Herd gelegt und die dritte für die Gottheit der nächsten Kreuzung in den nächstliegenden Kreuzgang geworfen. Der nächste Tag begann mit einem Festmahl in der neuen Familie.

Marmorrelief einer römischen Hochzeit
e libro S.James "Das alte Rom", p.
22; (c) incognitus

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Quellen: H.Pleticha, O.Schönberger, "Die Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)