Version LX

MILITÄR
Die Legionen des Imperiums


XXII DEIOTARIANA
XXII PRRIMIGENIA

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LEGIO XXII PRIMIGENIA

Aufstellung & Aushebung

Die Legion wurde gemeinsam  mit der XV Primigenia vermutlich im Jahre 39 n.Chr. durch Kaiser Caligula für seine Feldzüge in Germanien aufgestellt. Die Nummer XXII dürfte gewählt worden sein, weil sie als Verstärkung der XXI Rapax in Vetera (Xanten) diente. Ihr Beiname Primigenia (Erstgeborene) dürfte sich einerseits auf die Neuaufstellung als Legion beziehen und andererseits mit dem gleichlautenden Beinamen der Göttin Fortuna in Zusammenhang stehen. Nach der Niederschlagung des Saturninusaufstandes verlieh Kaiser Domitianus ihr den Titel Pia Fidelis Domitiana (loyal und treu); wobei nach dessen Tod 96 n.Chr. der Namenszusatz gestrichen wurde. 213 n.Chr. kam der Ehrenname Antoniniana hinzu, den ihr Kaiser Caracalla aufgrund ihres Einsatzes in seinem Germanienfeldzug verlieh. Bereits Severus Alexander verlieh ihr für ihren Einsatz im Perserkrieg mit Alexandriana einen weiteren Ehrentitel. Unter Kaiser Gallienus erhielt die Legion die Titel Pia Fidelis VI und VII verliehen; demnach hatte sie sich seit domitianischer Zeit weitere vier Mal den Loyal-und-Treu-Ehrennamen verdient; wenn auch darüber nichts näheres bekannt wurde.

Ihre Embleme waren der Steinbock, dessen religiöse Symbolik mit der Göttin Fortuna in Verbindung stand, sowie der Gott Hercules. Interessant sind in diesem Zusammenhang Symbole, die auf manchen Dachziegeln aus den Legionswerkstätten auftauchen. Sie zeigen einen Löwen, der sich scheinbar mit einer Amphore spielt. Es handelt sich dabei jedoch um kein Legionsemblem, sondern vermutlich um die Darstellung eines uns unbekannten Legionsmythos.

Stützpunkte & Lager

Seit 43 n.Chr. lag die Einheit im obergermanischen Mogontiacum (Mainz), wo sie sich mit der IV Macodonica das Lager teilte und als jüngere Einheit die weniger ehrenvolle linke Lagerhälfte zugeteilt erhielt. Nach der Niederschlagung des Bataveraufstandes im Herbst 70 n.Chr. verlegte man die Legion kurzzeitig nach Carnuntum (Petronell). Nachdem die zerstörten Lager am Rhein neu aufgebaut worden waren, kehrte sie jedoch frühestens ab 71 n.Chr. nach Untergermanien zurück und zwar nach Castra Vetera (Xanten). Nach der Niederschlagung des Saturninusaufstandes erhielt die Legion erneut Mogontiacum als Stützpunkt zugeteilt.

Einsätze

Der ersten Einsatz dürfte sich bereits im Jahr der Aufstellung 39 n.Chr. ereignet haben, als der Kaiser in den rechtsrheinischen Gebieten bei Wiesbaden einen Feldzug führte, der zwar von den antiken Autoren als unwichtig eingestuft wurde, doch aufgrund des archäologischen Befundes sicher Bedeutung hatte. In den Jahren 40/41 n.Chr. bekämpfte der Statthalter von Germania Inferior, Aulus Gabinius Secundus, die Chauci in Germanien und konnte dabei den letzten in der Varusschlacht verlorengegangenen Legionsadler wiedererlangen. Parallel zog der spätere Kaiser Servius Sulpicius Galba gegen die Chatten bei Mogontiacum (Mainz). Obwohl es keinerlei literarische Belege gibt, ist die Involvierung der Legion in zumindest einer der beiden Feldzüge anzunehmen.

Während des Bürgerkrieges nach dem Tode Neros unterstützten die Soldaten mit Vitellius ihren eigenen Kandidaten und eine vexillatio (gemischtes Truppenkontingent) aus IV Macedonica und XXII Primigenia marschierte im Jänner 69 n.Chr. auf Rom. In der Schlacht von Cremona wurden die Vitellianer jedoch von den vespasianischen Truppen geschlagen und das Dreikaiserjahr hatte ihr politisches Ende gefunden.

Unterdessen kam es zu einem Aufstand der Bataver und nachdem zwei Legionen bei Vetera (Xanten) belagert wurden, schickte Vespasianus die Einheit zusammen mit I Germanica und XVI Gallica als Entsatzheer an den Rhein. Während auch diese beiden Einheiten kapitulieren mussten, verteidigte die XXII Primigenia standhaft Mogontiacum (Mainz). Möglicherweise wurde die Stadt dennoch vom Feind eingen../../personen/gegenkaiser/clodiusalbinus_01.htmommen. Die Rebellion des Statthalters von Obergermanien, Lucius Antonius Saturninus, gegen Kaiser Domitianus 89 n.Chr. schlug ein untergermanisches Expeditionskorps aus I Minervia, VI Victrix, X Gemina und XXII Primigenia nieder.

Während ihrer Aufenthalte in den germanischen Provinzen betätigten sich die Legionäre als wahre Grossproduzenten von Töpferwaren und Ziegeln, die in zahlreichen Lagern und Städten der beiden germanischen Provinzen Verwendung fanden. Auch bei der militärtechnischen Erschliessung des Ager Decumantes im heutigen Baden-Württemberg war die Legion beteiligt. Teileinheiten wurden auch an andere Standorte verlegt, so etwa nach Bonna (Bonn) als Ersatz für die im ersten Dakerkrieg von 101 bis 106 n.Chr. kämpfende I Minervia. Eine Präsenz ihrer Legionäre ist aber auch belegt bei den grossen Bauvorhaben in Brtiannien: 119 n.Chr. am Hadrianswall und von 139 bis 142 n.Chr. am Antoninuswall. Teileinheiten kämpften weiters unter Antoninus Pius gegen aufständische Mauren in Africa, unter Lucius Verus gegen die Parther und unter Marcus Aurelius gegen die Markomannen.

Im Bürgerkrieg von 193 n.Chr. verlieb die Legion an ihrem Standort und beteiligte sich weder am Marsch des Septimius Severus auf Rom, noch an der Niederschlagung des Gegenkaisers Pescennius Niger 194 n.Chr. und auch nicht am folgenden Partherkrieg. Erst bei der Revolte des Clodius Albinus musste sie Augusta Treverorum (Trier) verteidigen. Vielleicht war ein Teil auch an der Schlacht vor Lugdunum (Lyon) beteiligt und möglicherweise wurde dann dieser Teil für des Kaisers Feldzug nach Schottland herangezogen.

Kaiser Caracalla setzte sie 213 n.Chr. zusammen mit III Italica und VIII Augusta erfolgreich in seinem Germanienfeldzug ein und als Vorleistung auf diesen errichteten ihre Legionäre bei Mogontiacum eine neue Brücke über den Rhein. Eine Teileinheit kämpfte dann unter Severus Alexander in dessen Krieg gegen die Perser. Den Truppenabzug in den Osten nutzten derweilen am Rhein die Alamannen aus und rückten auf den Ager Decumanes vor. 235 n.Chr. wurde ihr Angriff zurückgeschlagen und es ist anzunehmen, dass die XXII Primigenia dabei eine wichtige Rolle spielte, auch wenn keine literarischen Befunde hierfür vorliegen. Nach der Ermordung des Kaisers und seiner Mutter Julia Mamaea führte der neue Kaiser Maximinus Thrax den Krieg erfolgreich zu Ende.

Während der ersten Jahre des Gallischen Sonderreiches hielt die Legion treu zum rechtmässigen Kaiser Gallienus. Dieser setzte eine Teileinheit auch gegen die Westgoten ein, wie eine Inschrift in Perinthus an der Nordküste des Marmarameers beweist. Nach Gallienus' Tod wechselten die Soldaten die Seite und unterstützten ihren eigenen Kommandanten Laelianus. Nach dessen Ermordung diente die Einheit dem gallischen Sonderreich. Die Wiedereingliederung in das Imperium unter Aurelianus und den Franken- und Alamannensturm vom 274 n.Chr. scheint die Truppe unbeschadet überstanden zu haben.

Die letzten Hinweise auf die Existenz der Legion datieren in die ersten Jahre des 4.Jh.n.Chr. Während oder kurz nach der Herrschaft des Konstantin von 306 bis 337 n.Chr. verschwindet die Einheit aus den Truppenlisten. Ihr Verbleib ist somit völlig ungeklärt. In Betracht käme allenfalls eine Auslöschung im Zuge des Abwehrkampfes gegen Alamannen, Brukterer und Franken kurz nachdem Konstantin Tetrarch geworden war.

Personal

Die Mannschaften setzten sich fast ausschliesslich aus italischen Rekruten zusammen. Während des Bürgerkrieges von 68/69 n.Chr. kommandierte Gaius Dillius Vocula die Legion. Mehrere spätere Kaiser hatten im Zuge ihrer Laufbahn das Kommando über diese Einheit: Hadrianus 97/98 n.Chr., Didius Iulianus 170/171 n.Chr. und der Gegenkaiser Laelianus 268/269 n.Chr.

Legionär der
hohen Kaiserzeit

Ziegelstempel
mit Löwe und Amphore
(c) lilvius.org

Ring eines Soldaten mit der Nennung seiner Legion
(c) livius.org


Quellen: M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.LeBohec "Die römische Armee", www.livius.org 

 

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(PL)