Version LX

MILITÄR
Die Legionen des Imperiums


XXX ULPIA VICTRIX

zurück zur
Legionsübersicht

zurück zum
Heeresindex

zurück zum
Militärindex

zurück zum Index

LEGIO XXX ULPIA VICTRIX

Aufstellung & Aushebung

Die Legion wurde um 105 n.Chr. durch Kaiser Trajan wahrscheinlich im Legionslager von Brigeto aufgestellt und nach ihm selbst Ulpia (Ulpius = zweiter Name Trajans) benannt. Nach ihrer erfolgreichen Feuertaufe im zweiten Dakerkrieg erhielt sie noch den Beinamen Victrix (die Siegreiche). Ob die Pläne der Aufstellung bis 101 n.Chr. zurückreichen bleibt spekulativ. Da es die 30. aktive Legion des Imperiums war, wurde ihr auch diese Nummer gegeben und die fortlaufenden Zahlen von 23 bis 29 ausgelassen.

Im ersten Dakerkrieg war es für die römische Heeresleitung von vorne her nicht erkennbar, dass die vorhandenen Truppenkontingente sich als zu schwach erweisen würden. Erst nach der Heranziehung der letzten Reserven 102 n.Chr. war die Notwendigkeit von neuen Legionen deutlich geworden. Wollte man konzentrierte Angriffe führen, konnte man nicht beliebig Truppen von den Grenzen abziehen. Auch dachte man damals bereits an Aktionen gegen das Reich der Nabatäer und gegen die Parther.

Nach der Niederschlagung des Aufstandes von Clodius Albinus wurde der Einheit für ihren Einsatz der Titel Pia Fidelis (loyal & treu) verliehen. Ihre Embleme waren der Gott Neptun, der Steinbock sowie zeitweise auch der Göttervater Iuppiter. Dabei ist interessant anzumerken, dass unter Gallienus ausschliesslich der Neptun in Verwendung stand, unter dem Gegenkaiser Victorinus nur der Steinbock und unter dem britischen Gegenkaiser Carausius wieder nur alleine der Neptun. Die Gründe hierfür bleiben unbekannt.

Stützpunkte & Lager

Der erste Stützpunkt war im oberpannonischen Brigetio, wo zuvor die XI Claudia gelegen war. Danach lag sie womöglich kurz im dakischen Sarmizegetusa. Um 110 n.Chr. erscheint die Legion in Obermoesien; vielleicht im Zuge eines Transfers in einem der Donaukastelle. Nach dem zweiten Dakerkrieg Trajans in Dakien stationiert, wurde sie zwischen 117/119 und 122 n.Chr. als Ersatz für die nach Britannien verbrachte VI Victrix ins untergermanische Castra Vetera (Xanten) verlegt, wo sie noch im 3.Jh.n.Chr. nachweisbar ist. Die zivile Lagersiedlung wurde denn auch Tricensimae (die Dreissigste) genannt und eine halbe Zenturie Legionäre kümmerte sich um die sechs Brennöfen der legionseigenen Ziegelei bei Iversheim. Das Lager in Brigetio wurde an die aus dem Partherkrieg zurückgekehrte I Adiutrix weitergereicht. Teile der Legion tauchen gegen Ende der Regierung von Antoninus Pius gemeinsam mit der I Minerva in Bonna (Bonn) auf; andere in Riomagus (Remagen). Überhaupt arbeiteten beide Legionen gerne Hand in Hand. Teileinheiten aller germanischen Legionen (I Minervia & XXX Ulpia Victrix aus Niedergermanien, VIII Augusta & XXII Primigenia aus Obergermanien) wurden von Septimius Severus als vorübergehende Garnison von Lugdunum (Lyon) auserkoren. Darüber hinaus waren ihre Legionäre scheinbar in ganz Gallien als Ingenieur- und Bausoldaten aktiv, wie zahllose Inschriften in Auch, Bourges, Châlons, Paris und nahe des Sankt Bernhard belegen. Ab 269 ist die Truppe vom Grundsatz her wieder vereint in Vetera.

Einsätze

Die Einheit kämpfte mit einer staken Vexillation im zweiten Dakerkrieg und möglicherweise auch im folgenden Partherkrieg. Es wird jedoch angenommen, dass in letzterem lediglich eine kleine Teileinheit mit der XV Apollinaris in Mesopotamien aktiv war; das Hauptkontingent lag derweilen sicher an der Donau und beschäftigte sich mit dem Ausbau der dortigen Grenze. In hadrianischer Zeit diente die Legion wohl hauptsächlich der Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit in Dakien. Eine Teileinheit war unter Antoninus Pius bei der Bekämpfung des Maurenaufstandes in Africa aktiv und ein anderer Teil begleitete die I Minervia in den Partherkrieg des Lucius Verus. Ein Einsatz im Markomannenkrieg des Marcus Aurelius ist wahrscheinlich; ebenso wie in der Aktion gegen die Chauci 173 n.Chr. unter dem Statthalter der Gallia Belgica, dem späteren Kurzzeitkaiser Didius Iulianus.

Im Bürgerkrieg von 193 n.Chr. stellte sich die Legion - wie Münzfunde nahe legen - rasch auf die Seite von Septimius Severus. Bei der Usurpation des Clodius Albinus stand die Einheit gegen diesen Usurpator im Felde und kämpfte nach 208 n.Chr. wahrscheinlich in Schottland. Severus Alexander musste 235 n.Chr. Teileinheiten für seinen Abwehrkampf gegen die Perser abziehen. Zur selben Zeit drangen die Alamannen auf das Reichsgebiet vor und verwüsteten es. Es scheint möglich, dass die Legion in dieser Zeit eine Niederlage erlitt, aber rasch wieder an Terrain gewann und die Eindringlinge mit Hilfe zugezogener Truppen wieder vertreiben konnte. Beim Franken- und Alamannensturm der Jahre 256 bis 258 n.Chr. dürfte die Legion ebenfalls eine tragende und siegreiche Rolle gespielt haben.

Im Zuge der Etablierung des Gallischen Sonderreiches wechselte sie die Seiten und unterstützte fortan den fähigen Kommandeur Postumus, der sich nach seinem Sieg über die Franken 260 n.Chr. zum Kaiser hatte ausrufen lassen. Fortan schaffte es die Truppe ganz gut die germanischen Eindringlinge vom Reichsgebiet fernzuhalten. Nach der Wiedereingliederung des Sonderreiches in das Imperium zog Kaiser Aurelianus zahlreiche Truppen ab, was die Franken für ein Vierteljahrundert zu einer ungehinderten Besetzung von Reichsgebiet nutzen konnten. Erst Constantius Chlorus war in der Lage die Franken wieder zurückzudrängen.

Mit der Heeresreform des Gallienus wurden die Rheintruppen in ihrer Bedeutung herabgestuft. Die Hauptaufgabe der nun fix in Vetera stationierten Legion war die Grenzverteidigung gegen das freie Germanien. Noch im Militärkonzept des Diocletianus spielte sie neben I Minervia, XXII Primigenia und VIII Augusta eine Hauptrolle in diesem Szenario. Konstantin, seine Söhne sowie der Usurpator Magnentius zogen immer wieder Teile der Einheit für eigene Zwecke ab. In der Mitte des 4.Jh.n.Chr. dürften die verbliebenen Reste dieser vier Legionen von den Franken mehr und mehr in Bedrängnis gebracht worden sein.

Personal

Von Grabsteinen sind u.a. folgende Personen der Legion bekannt: der Centurio Petronius Fortunatus aus Tunesien, der zuerst noch in der III Gallica gedient hatte; der Centurio Marcus Annius Martialis, der zunächst in der III Augusta gedient hatte; Lucius Aemilius Carus als Legat der Legion sowie der gemeine Legionär Celerinius Fidelis aus der Gegend von Amsterdam. Nach 118 n.Chr. war Quintus Marcius Turbo ihr Kommandant.

Das Ende

Ein Teil der Legion (oder auch als Gesamtheit) wurde von Kaiser Constantius II. an das östliche Ende des Römerreiches verbracht um gegen die Perser zu kämpfen. Die Verteidigung der Stadt Amida dürfte 359 für die Einheit das Ende bedeutet haben, da die Perser nach anfänglichen Fehlschlägen eine missliche Lage der römischen Verteidigung ausnutzen konnten und die Stadt einnahmen. Wenn noch Teile am Rhein gestanden haben, so gingen sie spätestens mit dem Zusammenbruch der Flussgrenze im Jahre 407 n.Chr. unter; bzw. wurden anderen Truppenkörpern zugeschlagen.

Revers eines Aureus des Gegenkaisers Victorinus zu Ehren der legio XXX mit Steinbock und Iuppiter als Embleme der Truppe
(c) incognatus

Altar mit einer Weihe
an die kapitolinische Trias durch einen signifer (Standartenträger)
der legio XXX

(c) Rhein.Landesmuseum Bonn


Quellen: M.Junkelmann "Die Legionen des Augustus", Y.LeBohec "Die römische Armee", www.livius.org 

 

Sie wollen Fragen stellen, Anregungen liefern oder sich beschweren?
Dann klicken Sie auf meine Kontaktseite!

(PL)