Zitate
/ Übersetzung |
Herkunft
/ Anmerkungen |
Labant humana ac
fluunt.
Menschliches schwankt und ist im Fluss. |
Seneca,
Ad Marciam de consolatione 22,2 |
Labitur ex animo
benefactum; iniuria durat.
Eine Wohltat schwindet aus dem
Gedächtnis, Unrecht bleibt. |
Anthologia
Latina 1,716,34 |
Labitur occulte
fallitque volatilis aetas, et celer admissis labitur annus equis.
Heimlich und unmerklich entschwindet die
geflügelte Jugend, und das Jahr jagt schnell dahin mit
galloppierenden Pferden. |
Ovid,
Amores 1,8,49f |
Labor absque
labore.
Arbeit ohne Mühe. |
[die
Herkunft dieses Zitats konnte ich leider nicht eruieren] |
Labor est etiam
ipsa voluptas.
Auch Arbeit ist ein Vergnügen. |
Manilius,
Astronomica 4,155 |
Labor improbus omnia
vincit.
Masslose Arbeit besiegt alles. |
[leider
konnte ich die Herkunft dieses Zitats nicht eruieren] |
Labor ipse
voluptas.
Die Arbeit selbst ist ein Vergnügen. |
[die
Herkunft dieses Zitats konnte ich nicht festmachen] |
Labor omnia vincit
improbus.
Arbeit besiegt alles, unersättlich. |
Vergil,
Georgica 1,145f |
Labor voluptasque,
dissimillima natura, societate quadam inter se naturali sunt
iuncta.
Arbeit und Vergnügen, von Natur aus
Gegensätze, sind durch ein natürliches Band miteinander
verbunden. |
Livius,
Ab urbe condita 5,4,4; man beachte in diesem Zusammenhang das
vor-vorige Zitat |
Laborem quippe non
refugit, qui virtutis gloriam concupiscit.
Vor Arbeit flieht nicht, wer den Ruhm der
Tüchtigkeit begehrt. |
Cassiodor,
Variae 1,24,1 |
Laborem si non
recusses, parum est, posce !
Sich der Mühe nicht zu entziehen ist zu
wenig; fordere sie heraus ! |
Seneca,
Epistulae morales 31,6; man soll beweisen, dass etwas auch ohne
verbissene Anstrengung erreicht werden kann |
Laconicae malo
studere brevitati.
Ich bemühe mich um lakonische Kürze. |
Symmachus,
Epistulae 1,14,1 |
Lacrima nihil
citius arescit.
Nichts trocknet schneller als Tränen. |
Apollonius;
zitiert nach Cicero, De inventione 1,109 |
Lacrimae Christi.
die Tränen Christi |
hochprozentiger Wein aus dem Gebiet um den Vesuv;
aus der Lacrima-Traube gekeltert |
Lacrimae nobis
deerunt ante quam causae dolendi.
Eher werden uns die Tränen ausgehen als die Gründe des
Leidens. |
Seneca, Ad Polybium de
consolatione 4,2 |
Lacrimandum est,
non plorandum.
Weinen darf man, klagen nicht. |
Seneca, Epistulae
morales 63,1 |
Lacrimas lacrimis
miscere iuvat.
Tränen mit Tränen zu vermischen erleichtert. |
Seneca, Agamemnon 664 |
Laedere facile,
mederi difficile.
Verletzen ist leicht, heilen schwer. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200), Proverbia
sententiaeque 13371a |
Laeso doloris
remedium inimici est dolor.
Dem Leidenden ist der Schmerz des Feindes Linderung. |
Publilius Syrus,
Sententiae 294; entspricht dem deutschen Sprichwort
"Geteiltes Leid ist halbes Leid" |
Laesum iniquius est
odisse, quam laesisse, quem oderis.
Es ist ein grösseres Unrecht, einen zu hassen, den man
angegriffen hat, als anzugreifen, den man hasst. |
Pseudo-Publilius,
Proverbia 59f |
Laesus etiam
repugnat ovis.
Auch ein Schaf wehrt sich, wenn es verletzt wird. |
Properz, Elegiae
2,5,20 |
Laeta frons iuvenem
decet, tristis senem.
Heitere Miene ziert die Jugend, eine erste das Alter. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200), Proverbia
sententiaeque 37801 |
Laetandum est vita,
nullius morte dolendum; cur etenim doleas, a quo dolor ipse
recessit.
Man muss sich des Lebens freuen, über den Tod von niemandem
Schmerz empfinden, denn warum soll man den betrauern, den der
Schmerz verlassen hat? |
Disticha
Catonis A1 |
Laetaque diducto
stipite flamma perit.
Die grosse Flamme erlischt, wenn das Holzscheit geteilt wird. |
Ovid,
Remedia amoris 446 |
Laetare et i !
Freue dich und geh ! |
[Die
Herkunft dieses Spruchs konnte ich nicht ermitteln.] |
Laetificat stultum
dives promissio multum.
Dumme fallen leicht auf grosse Versprechungen herein. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200), Proverbia
sententiaeque 13408 |
laetis non credere
dem Glück nicht trauen |
Sprichwort |
Laetus in praesens
animus quod ultra est oderit curare, et amara lento temperet
risu; nihil est ab omni parte beatum.
Früh über die Gegenwart soll man sich nicht um die Zukunft
sorgen und Bitteres mit leichtem Lächeln mildern; denn nichts
ist vollkommen. |
Horaz,
Carmina 2,16,25ff |
Laetus sorte tua
vives sapienter, Aristi.
Weise wirst du leben, wenn du dich deines Lebens erfreust,
Aristus. |
Horaz,
Epistulae 1,10,44 |
Laetus sum laudari
me a laudato viro.
Ich bin erfreut, von einem gelobten Mann gelobt zu werden. |
Naevius
zitiert bei Cicero, Tusculanae disputationes 4,67 |
Lanarum nigrae
nullum colorem bibunt.
Schwarze Wolle nimmt keine Farbe an. |
der
ältere Plinius, Naturalis historia 8,193 |
Languent per
inertiam saginata nec labore tantum, sed motu et ipso sui onere
deficiunt.
Wer sich mit Nichtstun mästet, bleibt ohne Kraft und erschöpft
sich nicht nur durch Anstrengung, sodnern auch durch Bewegung
und das eigene Gewicht. |
Seneca,
De providentia 2,6 |
Languet vis mentis
nimia pinguedine ventris.
Der Geist wird träge, wenn der Bauch fett wird. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200), Proverbia
sententiaeque 13441 |
Lapides loqueris.
Du redest Steine. |
Plautus,
Aulularia 152 |
lapis offensionis
der Stein des Anstosses |
eine
Phrase |
lapis philosophorum
der Stein der Weisen |
eine
Phrase |
Lapsus calami.
Versehen des Schreibrohres |
Bezeichnung
für Schreibfehler |
Lapsus linguae.
Versehen der Zunge |
Bezeichnung
für Sprachfehler oder Versprecher |
Lapsus memoriae.
Versehen des Gedächtnisses |
Bezeichnung
für einen Denk- oder Erinnerungsfehler |
Lapsus semel fit
culpa, si iterum cecideris.
Ein Fehler wird bei Rückfall zur Schuld. |
Publilius
Syrus, Sententiae 303 |
laqueo suo
comprehendi
sich in der eigenen Schlinge verfangen |
[die
Herkunft dieser Phrase konnte ich nicht eruieren] |
Laqueus laqueum
cept.
Eine Schlinge fängt eine Schlinge. |
[die
Herkunft dieses Zitats konnte ich nicht festmachen] |
Largitio non habet
fundum.
Grosszügigkeit hat keinen Boden. |
Cicero,
De officiis 2,55 |
Lasciva est nobis
pagina, vita proba.
Unser Geschriebenes ist ausschweifend, aber unser Leben rein. |
Matial,
Epigrammata 1,4,8 |
Lascivia et laus
numquam habent concordiam.
Ausschweifung und Ruhm sind niemals vereinbar. |
Publilius
Syrus, Sententiae 29 |
Late ignis lucere,
ut nihil urat, non potest.
Ein Feuer kann nicht weit leuchten, ohne dass etwas verbrennt. |
Publilius
Syrus, Sententiae 307 |
Late vivens.
Lebe im Verborgenen. |
Erasmus
von Rotterdam (1465/69-1536), Adagia 1950; zitiert nach Suidas |
Latere semper
patere, quod latuit diu.
Lass immer verborgen bleiben, was lange verborgen war. |
Seneca,
Oedipus 826 |
laterem lavare
einen Ziegelstein waschen |
Terenz,
Phormio 186 |
laterna magica.
Zauberlaterne |
Projektionsapparat des 17.Jh., der für
Bühnenaufführungen verwendet wurde; das Gerät projizierte Diapositive und
filmähnliche Sequenzen |
Latet anguis in
herba.
Die Schlange lauert im Gras. |
Vergil,
Bucolica 3,93 |
lato sensu
im weiteren Sinne |
eine
rhetorische Phrase |
Lauda in illo, quod
non eripi potest nec dari, quod proprium hominis est: animus et
ratio in animo perfecta.
Lobe an ihm, was ihm weder genommen noch gegeben werden kann,
was dem Menschen wesentlich ist: den Geist und den im Geist zur
Reife gelangten Verstand. |
Seneca,
Epistulae morales 41,8 |
Laudabiliter se
subiecit et opus reprobavit.
Er hat sich lobenswerterweise unterworfen und sein Werk
verworfen. |
Eine
Formel der Indexkommission des Vatikans. |
Laudamus veteres,
sed nostris utimur annis; mos tamen est aeque dignus uterque
coli.
Wir loben das Vergangene, aber wir erfreuen uns der Gegenwart;
denn mit beiden zu leben heisst auch beide gleich zu ehren. |
Ovid,
Fasti 1,225f |
Laudandi parcus,
culpandi parcior esto; peccatur, si non adsit utrimque modus.
Sei sparsam mit Lob, noch sparsamer mit Kritik; sträflich ist,
wenn in beidem das Mass fehlt. |
Hildebertus
von Laverdin (1056-1113); De quattuor virtutibus vitae honestae |
Laudant illa, sed
ista legunt.
Jenes loben sie, aber dieses lesen sie. |
Matial,
Epigrammata 4,49,10 |
Laudant, quod non
intellegunt.
Sie loben, was sie nicht verstehen. |
Das
Zitat entstammt der höheren Bildungskritik
[einen Zeithorizont konnte ich leider nicht festmachen] |
Laudare praesentem
aduari est.
Einen Anwesenden loben bedeutet ihm schmeicheln. |
Aristoteles,
Rhetorica 43 |
Laudaris quodcumque
palam, quodcumque probaris, hoc vide, ne rursus levitatis
crimine damnes.
Achte darauf, dass du, was du öffentlich gelobt und anerkannt
hast, nicht später verurteilen musst und dir vorwerfen lassen
musst, voreilig zu urteilen. |
Disticha
Catonis 4,25 |
Laudate Deum in
chordis et organo.
Lobet Gott mit Flöten und Saitenspiel. |
Biblia
Sacra Vulgata, Psalm 150,4 |
Laudate Dominum,
omnes gentes, laudate eum omnes populi !
Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen ! |
Biblia
Sacra Vulgata, Psalm 117,1 |
Laudate, pueri
Domini: laudate nomen Domini.
Lobet, ihr Knechte des Herrn, lobet den Namen des Herrn. |
Biblia
Sacra Vulgata, Psalm 113,1 |
laudatio
Lobrede |
dieser
Begriff hat sich seit der Antike nicht verändert |
laudato pavone
superbior
stolzer als ein gelobter Pfau |
Redensart
nach Ovid, Metamorphoses 13,802 |
Laudator temporis
acti.
Ein Lobredner vergangener Zeit. |
Horaz,
Ars poetica |
Laudatur ab his,
culpatur ab illis.
Von den einen wird er gelobt, von den
anderen angeklagt. |
Horaz,
Sermones 1,2,11 |
Laudatur merito
laudator, amatur amtator: ergo ut lauderis, lauda, ut ameris,
ama !
Wer lobt, wird zu recht gelobt, wer liebt,
geliebt: Also lobe, um gelobt zu werden; liebe, um geliebt zu
werden. |
Iohannes
Audoenus (~1564-1622), Epigrammata 2,104 |
Laudes mercatur,
qui sermones moderatur.
Wer seine Rede mässigt, wird gelobt
werden. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200), Proverbia
sententiaeque 13561 |
Laudet te alienus
et non os tuum; extraneus et no labia tua.
Rühmen soll dich ein anderer, nicht dein
eigener Mund; ein Fremder, nicht deine eigenen Lippen. |
Biblia
Sacra Vulgata, Liber proverbiorum 27,2 |
Laudo Deum verum,
plebem voco, congrego clerum, defunctos ploro, pestem fugo,
festa decoro.
Ich preise den wahren Gott, ich rufe das
Volk, ich versammle den Klerus, ich beklage die Toten, ich
vertreibe die Pest, ich ziere die Feste. |
Glockeninschrift |
Laurea desidiae
praebetur nulla.
Der Faulheit windet man keinen
Lorbeerkranz. |
Marcellus Palingenius Stellatus
(um 1500-um 1543), Zodiacus vitae 2,16 |
Laus alit artes.
Lob ernährt die Künste. |
Seneca,
Epistulae morales 102,16 |
Laus in amore mori;
laus altera, si datur una posse frui: furar o salvus amore meo !
Lobenswert ist, in der Liebe zu sterben;
ebenso, wenn es einem vergönnt ist, eine einzige Liebe zu
geniessen. O dürfte ich meine Lieber sicher geniessen ! |
Properz,
Elegiae 2,1,47f |
Laus magna natis
obsequi parentibus.
Den Eltern zu gehorchen ist für Kinder
grosses Lob. |
Phaedrus,
Liber fabularum, Appendix Gudiana 32,11 |
Laus nova nisi
oritur, etiam vetus amittitur.
Wenn kein neues Lob entsteht, vergeht auch das alte. |
Publilius
Syrus, Sententiae 293 |
Laus sordet
propria, laus nobilis est aliena.
Eigenlob stinkt, fremdes Lob adelt. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200), Proverbia
sententiaeque 13601 |
laus stultitiae
das Lob der Torheit |
eine
Phrase |
Lavabo in
innocentia manus meas.
Ich wasche meine Hände in Unschuld. |
Biblia
Sacra Vulgata, Psalm 26,6; dieses Zitat des alten Testaments hat
nichts mit der ähnlichen Formulierung des Pontius Pilatus zu
tun. |
Lectio, quae
placuit semel, decies repetita placebit.
Eine Lektüre, die einmal gefallen hat, wird auch beim zehnten
Wiederlesen noch gefallen. |
Horaz,
De arte poetica 365 |
Lectori salutem !
Dem Leser zum Gruss ! |
Eine
Einleitungsphrase in Büchern. |
legali modo
auf gesetzliche Weise |
eine
Rechtsphrase |
lege artis.
nach den Regeln der Kunst |
gemeint
sind alle Möglichkeiten, die sich bieten |
Lege et fide.
Durch Gesetz und Glauben. |
ein Wahlspruch von
Kaiser Franz II./I.. (1768-1835) |
Lege totum, si vis
scire totum.
Lies das Ganze, wenn du das Ganze wissen
willst. |
[die Herkunft dieser
Aufforderung konnte ich nicht festmachen] |
Lege vindice.
Unter dem Schutz des Gesetzes. |
eine Rechtsphrase |
Legem enim brevem
esse oportet, quo facilius ab imperitis teneatur.
Ein Gesetz muss kurz sein, damit es
leichter von Ungebildeten eingehalten werden kann. |
Seneca, Epistulae
morales 94,38 |
Legem nocens
veretur, fortunam innocens.
Der Schuldige fürchtet das Gesetz, der
Unschuldige das Schicksal. |
Publilius Syrus,
Sententiae 299 |
Legem solet
oblivisci iracundia.
Der Zorn hält sich gewöhnlich an kein
Gesetz. |
Publilius Syrus,
Sententiae 305 |
Legere enim et non intellegere
neglegere est.
Denn Lesen und nicht verstehen ist nachlässig sein. |
Cato |
Leges ab omnibus
intellegi debent.
Gesetze müssen von allen verstanden
werden. |
Corpus
Iuris Civilis, Codex Iustinianus 1,14,9; schön wär's! |
Leges bonae ex
malis moribus procreantur.
Gute Gesetze entstehen aus schlechten
Sitten. |
Macrobius,
Saturnalia 3,17,10 |
Leges malos erui
iubent, non abscondi, confessos damnari praecribunt, non absolvi.
Die Gesetze befehlen, dass Verbrecher
ermittelt, nicht verschwiegen werden, und ordnen an, dass
Geständige verurteilt, nicht freigesprochen werden. |
Tertullian,
Apologeticum 2,14 |
Leges quoque
proficiunt ad bonos mores.
Auch Gesetze tragen zur Verbesserung der
Sitten bei. |
Seneca,
Epistulae morales 94,37 |
Legi, intellexi,
condemnavi.
Ich habe gelesen, begriffen, verdammt. |
Kaiser Iulianus,
zitiert nach dem Kirchenhistoriker Sozomenos, Historia
ecclesiastica 5,18; anzumerken ist, dass der Kaiser das Christentum nicht
bekämpfte, sondern die Gleichheit der Religionen wieder
herstellte |
Legibus idciro omnes
servimus, ut
liberi esse possimus.
Den Gesetzen dienen wir alle deshalb, damit wir frei
sein können. |
Cicero, Pro Cluentio
146 |
Legio patria nostra.
Die Legion ist unser Vaterland. |
Motto
der französischen Fremdenlegion |
Legitime
certantibus.
Mit den ehrlich Kämpfenden. |
ein Wahlspruch von
Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) |
Legum conditores
festos instituerunt dies, ut ad hilaritatem homines publice
cogerentur.
Die Gesetzgeber haben Feiertage
eingeführt, um die Menschen zur Heiterkeit anzuhalten. |
Seneca, De
tranquillitate animi 17,7 |
Legum praesidio,
qui plurimum in illas peccaverunt, proteguntur; quaedam non
poterant certis contingere, nisi universis darentur.
Den Schutz der Gesetze geniessen auch
jene, die am meisten gegen sie verstossen haben; manches kann
Einzelnen nur zuteil werden, wenn es allen zugute kommt. |
Seneca, De beneficiis
4,28,5f |
Lenis alit flammas,
grandior aura necat.
Ein sanfter Wind schürt die Flammen, ein
heftigerer löscht sie aus. |
Ovid, Remedia amoris
808 |
Lenit albescens
animos capillus.
Das ergraute Haar mildert die
Leidenschaften. |
Horaz, Carmina 3,14,25 |
Leniter, ex merito
quicquid patiare, ferendum est; quae venit indigne, poena
dolenda venit.
Leicht ist es zu ertragen, wenn man
verdient leidet, doch kommt sie unverschuldet, ist die Strafe
schmerzhaft. |
Ovid, Heroides 5,9f |
Lente hora, celeriter
anni.
Langsam vergeht die Stunde, doch schnell die Jahre. |
Sprichwort |
Lentescunt tempore
curae.
Zeit mildert die Sorgen
|
Ovid, Ars amatoria
2,357 |
Leones non sunt
papilionibus molesti.
Löwen sind den Schmetterlingen nicht lästig.
|
Matial, Epigrammata
12,61,5f |
Leonis aliter
catuli longe olent, aliter sues.
Löwenkinder riechen anders als Schweine.
|
Plautus, Epidicus 579 |
Leonis catulum ne
alas.
Löwenjunge soll man nicht aufziehen.
|
Valerius Maximus,
Facte et dicta memorabilia 9,3 |
Lepores duos
insequens neutrum capit.
Wer zwei Hasen jagt, fängt keinen.
|
Erasmus
von Rotterdam (1465/69-1536), Adagia 2236; zitiert nach
Apostolios; entspricht dem deutschen "Man kann nicht auf
zwei Hochzeiten tanzen." |
Leve aes alienum
debitorem facit, grave inimicum.
Kleine Schulden machen einen zum Schuldner, grosse zum Feind.
|
Seneca, Epistulae
morales 19,11 |
Leve est miserias
ferre, perferre est grave.
Leicht ist es, Unglück zu ertragen, es zu überstehen ist
schwer. |
Seneca, Thyestes 307 |
Leve fit, quod bene
fertur, onus.
Eine Last, die gut getragen, wird leicht. |
Ovid, Amores 1,2,10 |
leve peccatum
eine lässliche Sünde |
aus dem Kirchenlatein |
Levemus corda
nostra cum manibus ad Dominum in caelos.
Erheben wird Herz und Hand zu Gott im Himmel. |
Biblia Sacra Vulgata,
Lamentationes Ieremiae 3,41 |
levi defungi poena
mit leichter Strafe davonkommen
|
Livius, Ab urbe
condita 29,21,6 |
Levior est rerum quam temporis
iactura.
Leichter ist der Verlust von Dingen, als jener von
Zeit zu ertragen. |
Aufschrift
auf Sonnenuhren |
Levis est
consolatio ex miseriis aliorum.
Das Elend anderer ist nur ein schwacher
Trost. |
Cicero,
Ad familiares 6,3,4 |
Levis est dolor,
qui capere consilium potest.
Leicht ist der Schmerz, der noch eine
Entscheidung zulässt. |
Seneca,
Medea 155 |
Levis est dolor, si
nihil illi opinio adiecerit.
Leicht ist der Schmerz, wenn ihn die
Einbildung nicht vergrässert. |
Seneca,
Epistulae morales 78,13 |
Levis est fortuna;
cito reposcit, quod dedit.
Das Glück ist leicht; was es gegeben hat,
fordert es schnell zurück. |
Publilius
Syrus, Sententiae 295 |
Levissimus quisque
futuri improvidus spe vana tumens.
Gerade dei Leichtsinnigen und die für die
Zukunft Sorglosen schwellen an vor eitler Hoffnung. |
Tacitus,
Historiae 1,88,3 |
Lex iniusta non est
lex.
Ein ungerechtes Gesetz ist kein Gesetz. |
aus
dem Rechtslatein |
Lex itaque
libertatis lex caritatis est.
Das Gesetz der Freiheit ist das Gesetz der
Liebe. |
Augustinus,
Epistulae 167,19 |
Lex lege tollitur.
Ein Gesetz wird nur durch ein Gesetz
aufgehoben. |
aus
dem Rechtslatein |
Lex non promulgata non obligat.
Ein nicht bekannt gemachtes Gesetz verpflichtet
nicht. |
ein
römischer Rechtsgrundsatz |
Lex prospicit, non
respicit.
Ein Gesetz blickt nach vorne, nicht
zurück. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 13711 |
Lex universa est,
quae iubet nasci et mori.
Es ist das Gesetz der Welt, das etwas
entsteht und vergeht. |
Publilius
Syrus, Sententiae 296 |
Lex videt iratum,
iratus legem non videt.
Das Gesetz sieht den Zornigen, aber der
Zornige das Gesetz nicht. |
Publilius
Syrus, Sententiae 304 |
Libenter homines id,
quod volunt, credunt.
Die Menschen glauben gerne das, was sie
sich wünschen. |
Gaius
Iulius Caesar, De bello Gallico 3,18,6 |
Libentius audias
quam loquaris.
Hör lieber zu, als dass du sprichst. |
Pseudo-Seneca,
Liber der moribus 9 |
Liber est autem
non, in quem parum licet fortunae, sed in quem nihil.
Frei ist nicht,, wem das Schicksal wenig
anhaben kann, sondern wem es nichts anhaben kann. |
Seneca,
Epistulae morales 1110,20 |
Liberae sunt enim
nostrae cogitationes.
In der Tat sind unsere Gedanken frei. |
Cicero,
Pro Milone 79 |
Liberalitas non
cumulo patrimonii, sed largitatis definitur affectu.
Freigiebigkeit wird nicht and er Grösse
der Gabe gemessen, sondern an der Liebe, mit der gegeben wird. |
Ambrosius,
De viduis 5,27 |
Liberos cuique
propinquos suos natura carissimos esse voluit.
Kinder und Verwandte sind nach dem Willen
der Natur jedem das Liebste. |
Tacitus,
De vita Iulii Agricolae 31,1 |
Libertas animi
cibus est et vera voluptas. Qua qui dives erit, ditior esse
nequit.
Freiheit ist Nahrung für die Seele und
wahre Lust; wer sie hat, kann nicht reicher sein. |
Anonymus
Neveleti 54,21f |
Libertas est
potestas vivendi, ut velis.
Freiheit ist die Macht zu leben, wie man
will. |
Cicero,
Paradoxa Stoicorum 34 |
Libertas et
iustitia.
Freiheit und Gerechtigkeit. |
ein
bekanntes Motto |
Libertas iuxta
bonis et malis, strenuis atque ignavis optabilis est; verum eam
plerique metu deserunt.
Freiheit wünschen in gleicher Weise die
Guten und die Schlechten, die Tüchtigen wie die Faulen; doch
die meisten geben sie aus Furcht auf. |
Sallust,
Epistulae ad Caesarem senem de re publica 2,11,4 |
Libertas liberis
curae.
Die Freien sorgen für die Freiheit. |
Motto
der Stadt Bern |
Libertas, praedulce
bonum, bona cetera condit; qua nisi condita, nil sapit esca mihi.
Die Freiheit, das zuckersüsse Gut, würzt
alle übrigen Güter; nur damit gewürzt schmeckt mir das Essen. |
Anonymus
Neveleti 54,19f |
Libertas quoniam
nulli iam restat amanti, nullus liber erit, si quis amare volet.
Da einem Liebenden keine Freiheit bleibt,
ist keiner frei, wenn er lieben will. |
Properz,
Elegiae 2,23,23f |
Libertate unanimus.
Einmütig in Freiheit. |
Motto
der Niederländischen Antillen. |
Libertatem, quam
peperere maiores, digne studeat servare posteritas.
Die von den Vorfahren errungene Freiheit
mögen die Nachkommen würdig wahren. |
Inschrift
am Rathaus von Hamburg |
Libidinem
abstinentia domat.
Enthaltsamkeit zähmt die Sinne. |
Isidor
von Sevilla (um 560-636), Sententiae 2 |
Libidinis initia
tunc timebis, cum de exitu cogitabis.
Den Anfang der Sinnlichkeit muss man
fürchten, wenn man an den Ausgang denkt. |
Pseudo-Seneca,
Liber der moribus 66 |
Libido cunctos
etiam sub vultu domat.
Die Sinnlichkeit beherrscht alle, auch
wenn man es nicht merkt. |
Publilius
Syrus, Sententiae 301 |
Libido effrenata
effrenatam appetentiam efficit.
Ungezügelte Lust führt zu ungezügelter
Begierde. |
Cicero,
Tusculanae disputationes 4,15 |
Libri muti magistri.
Bücher sind stumme Lehrer. |
Gellius,
Noctes Atticae 14,2,1 |
librum signatum
sigillis septem
ein Buch mit sieben Siegeln |
Biblia
Sacra Vulgata, Apocalypsis Ioannis 5,1 |
Liceat concedere
veris.
Der Wahrheit sei die Ehre. |
Horaz,
Sermones 2,3,305 |
licentia poetica.
dichterische Freiheit |
Seneca, Naturales quaestiones |
Licentiam des
linguae, cum verum petas.
Lass die Zunge frei, wenn du die Wahrheit suchst. |
Publilius Syrus,
Sententiae 308 |
Licet enim sine
luxuria agere festum diem.
Ein Fest kann man auch ohne Luxus feiern. |
Seneca, Epistulae
morales 18,4 |
Licet ipsa vitium
sit ambitio, frequenter tamen causa virtutum est.
Mag auch der Ehrgeiz selbst ein Laster sein, oft ist er der
Grund der Tugend. |
Quintilianus,
Institutio oratoria 1,2,22 |
Licet, quod cuique
libet, loquatur, credere non est necesse.
Mag jeder reden, was ihm beliebt, man muss ihm ja nicht glauben. |
Cicero, Orationes
Philippicae 1,33 |
Licet sapere sine
pompa, sine invidia.
Man kann weise sein ohne Angeberei und ohne Neid zu erregen. |
Seneca, Epistulae
morales 103,5 |
Licet vastum
traieceris mare, licet, ut ait Vergil noster, "terraeque
urbesque recedant": sequentur te, quocumque perveneris,
vitia.
Magst du auch über das ferne Meer fahren, mögen auch, wie
unser Vergil sagt, "Länder und Städte entschwinden":
wo du auch hinkommst, folgen die deine Fehler nach. |
Seneca, Epistulae
morales 28,1 |
Licuit semperque
licebit signatum praesente nota producere nomen.
Der Dichter darf - und wird immer dürfen - ein Wort schaffen,
das ein Zeichen der Zeit ist. |
Horaz, De arte poetica
58f |
Ligna in silvam
portare stultum est.
Holz in den Wald tragen ist dumm. |
Horaz, Sermones
1,10,34 |
Lignum tortum haud
umquam rectum.
Krummes Holz wird nicht gerade. |
Erasmus
von Rotterdam (1465/69-1536), Adagia 1942; zitiert nach
Diogenianos |
limbus patrum.
oder limbus puerorum.
der Rand der Väter / der Rand der Kinder |
gemeint ist das Gebiet am Rande der
Hölle, die sogenannte Vorhölle; seit Papst Benedikt XVI.
nicht mehr gültige Lehrmeinung: die
Wohnung jener Seelen der Menschen des Alten Testaments, denen die
Aufnahme in den Himmel versagt blieb. Für den Ort der ungetauften
Kinder gab es die andere Bezeichnung. |
Lingua ligata tibi
multos acquirit amicos.
Wenn du deine Zunge beherrscht, gewinnst du viele Freunde. |
Monosticha
Catonis A51 |
Lingua mente cuique
nocentior est. Non rimaberis viscera ad videndum, quid senseris.
Die Zunge ist für jeden schädlicher als der Geist. Man wird
keinem das Gehirn durchwühlen, um festzustellen, was er gedacht
hat. |
Sententiae
Varronis 103f |
Lingua placata sibi
multos acquirit amicos.
Sanfte Zunge gewinnt viele Freunde. |
Columbanus
(540-615), Praecepta vivendi 196 |
lingua quam manu
promptior
schneller mit der Zunge als mit der Hand |
Sallust,
Bellum Iugurthinum 44,1 |
Lingua, quo vadis ?
Zunge, wohin gehst du ? |
Erasmus
von Rotterdam (1465/69-1536), Adagia 1139; zitiert nach Suidas |
Linque metum leti:
nam stultum est, tempore in omnni dum mortem metuas, amittere
gaudia vitae.
Lass deine Furcht vor dem Tode, denn es ist einfältig, die
ganze Zeit, während du den Tod fürchtest, die Freude am Leben
zu verlieren. |
Disticha
Catonis 2,3 |
Lis litem serit
parit.
Streit bringt Streit hervor. |
Erasmus
von Rotterdam (1465/69-1536), Adagia 1941; zitiert nach
Apostolius |
Lis minimis verbis
interdum maxima crescit.
Aus wenigen Worten entsteht manchmal der grösste Streit. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 13872 |
Litem inferre cave
cum quo tibi gratio iuncta es, ira odium generat, concordia
nutrit amorem.
Meide den Streit, der dir in Dankbarkeit verbunden ist, Zorn
erzeugt Hass, Eintracht nährt die Liebe. |
Disticha
Catonis 1,36 |
Lites interdum fert,
qui vult dicere verum.
Manchmal fängt Streit an, wer die Wahrheit sagen will. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 13886 |
litigare cum ventis
mit den Winden kämpfen |
Petron,
Satyricon 83,7 |
Litore quot conchae,
tot sunt in amore dolores.
So viele Muscheln am Strand, so viele Schmerzen sind in der
Liebe. |
Ovid,
Ars amatoria 2,519 |
Littera enim
occidit, spiritus autem vivificat.
Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. |
Biblia
Sacra Vulgata, Epistula ad Corinthios II 3,6 |
Littera gesta docet,
quid credas, allegoria, moralis, quid agas, quo tendas anagogia.
Der Buchstabe lehrt, was geschehen ist, was du glauben sollst,
die Allegorie, die Moral, was du tun sollst, die Mystik, wohin
du streben sollst. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 13899 |
Littera non
erubescit.
Ein Buchstabe errötet nicht. |
Cicero,
Ad familiares 5,12,1 |
Littera scripta
manet.
Es bleibt bei dem, was geschrieben ist. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 37919a3 |
Litterae emim sunt
adventicia ornamenta, ratio autem insita ipsiusque hominis pars
est.
Bildung ist nur Schmuck, die Vernunft ist angeboren und Teil des
Menschen. |
Petrarca,
De ignorantia |
Litterae non dant
panem.
Die Schriftstellerei bringt kein Brot. |
Petron,
Satyricon 83,9 |
Litterae non
erubescunt.
Briefe laufen nicht rot an. |
vom
Inhalt her entspricht dieses Zitat dem deutschen "Papier
ist geduldig" |
Litterarum radices
amaree,
fructus dulces.
Die Wurzeln der Bildung sind bitter, die
Früchte süss. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 37919g |
Litteratura omnium
virtutum maxima est.
Bildung hat den höchsten Rang unter den
Tugenden. |
Codex
Theodosianus 14,1,1 |
Litus ama et laeva
stringat sine palmula cautes; altum alii teneant.
Bleib am Ufer, lass zur Linken dasa Ruder
die Riffe streifen, auf das offene Meer mögen andere fahren. |
Vergil,
Aeneis 5,163f |
litus arare
den Strand beackern |
Ausonius,
Epistulae 4,4 |
Livor separat,
sanitas iungit.
Missgunst trennt, Fürsorge einigt. |
Augustinus,
In Johannis evangeliuim tractatus 32,8 |
Loca nos non
contaminant per se, sed quae in locis fiunt.
Orte beschmutzen uns nicht, sondern was
dort geschieht. |
Tertullian,
De spectaculis 8,10 |
Loci distantia non
separat amicitiam, sed operationem.
Grosse Distanz beeinträchtigt nicht die
Freundschaft, sondern nur ihre Pflege. |
Aristoteles,
Ethica 148 |
loco citato
(abgekürzt loc.cit.)
am angeführten Ort |
ein
Aktenvermerk |
loco sigilli
(abgekürzt L.S.)
anstelle des Siegels |
Stelle in einer Kopie eines Schriftstückes, an der in
der Originalurkunde das Siegel angebracht war. |
Loculus clarius numquam
tinnit.
Lauter die Kassen nie klingen. |
ein
moderner lateinischer Spruch mit Bezug zum Weihnachtsgeschäft |
Locupletem facit no
multa possidere, sed modica desiderare.
Reich macht nicht grosser Besitz, sondern
Zurückhaltung im Begehren. |
Valerius
Maixmus, Facta et dicta memorabilia 4,3,6 |
locus amoenus
ein lieblicher Ort |
eine
Phrase der Bewunderung |
locus communis
der Gemeinplatz |
aus
dem Rechtslatein |
Locus est, qui
defendit excessus.
Der Ort ist es, der den Exzess
entschuldigt. |
Cassiodor,
Variae 1,27,5 |
Locus minoris
resistentiae.
Ort des geringeren Widerstandes |
aus
dem Medizinerlatein; bezeichnet eine Stelle, an der ein
Organismus besonders anfällig gegenüber Erregern ist. |
Locus regit actum.
Der Ort bestimmt die Handlung. |
aus
dem Rechtslatein |
Locutum me
aliquando paenituit, tacuisse numquam.
Geredet zu haben habe ich manchmal bereut,
geschwiegen zu haben nie. |
Caecilius
Balbus, Sententiae 26,1 |
Longa est vita, si
plena est.
Das Leben ist lang, wenn es erfüllt ist. |
Seneca,
Epistulae morales 93,2 |
Longa mora est
nobis omnis quae gaudia differt.
Lang kommt uns jedes Zögern vor, das die
Freuden hinausschiebt. |
Ovid,
Heroides 19,3 |
Longa via est,
propera !
Die Reise ist lang, beeile dich ! |
Ovid,
Tristia 1,1,127 |
Longa vita non
semper emendat, sed saepe culpam magis auget.
Langes Leben führt nicht immer zur
Besserung, sondern vergrössert die Schuld. |
Thomas
a Kempis (um 1380-1471), Imitatio Christi 1,23,11 |
Longe fuit,
quisquis suos fugit.
Weit flieht, wer vor den Seinen flieht. |
Petron,
Satyricon 43,5 |
longe lateque
weit und breit |
eine
Phrase der Ausdehnung |
Longinquum est omne,
quod cupiditas flagitat.
In weiterer Ferne liegt alles, was die
Begierde sich wünscht. |
Publilius
Syrus, Sententiae 302 |
Longius aevum
destruit ingentes animos.
Allzu langes Leben zerstört grosse
Geister. |
Lucanus,
Bellum Civile 8,27f |
Longius aut propius
mors sua quemque manet.
Über kurz oder lang erwartet jeden den
Tod. |
Properz,
Elegiae 2,28,58 |
longo, sed proximus
intervallo
als Nächster, doch in grossem Abstand |
Vergil,
Aeneis 5,320 |
Longo silentio res
habetur pro derelicto.
Nach langem Stillschweigen giilt eine
Sache als aufgegeben. |
Corpus
Iuris Civilis, Digesta 39,2,15,21; dieser Grundsatz geht auf den
Rechtsgelehrten Ulpianus zurück |
Longum iter est per
praecepta,
breve et efficax per exempla.
Lang ist der Weg durch Vorschriften, kurz und
wirksam durch Beispiele. |
Seneca,
Epistulae morales 6,5 |
Longus dolorem
forsitan vincet sopor.
Langer Schlaf wird vielleicht den Schmerz
besiegen. |
Seneca,
Hercules Oetaeus 1429 |
Loquare, quod
delectat, facias, quod iuvat.
Sprich, was erwünscht ist, aber tu, was
nützlich ist. |
Caecilius
Balbus, Sententiae 105 |
Loquaris ut omnes,
sentias ut pauci !
Sprich wie alle, denk wie wenige ! |
Sententiae
Varronis 8; vergleiche hierzu das folgende Zitat |
Loquendum est ut
plures, sapiendum vero ut pauci.
Reden muss man wie viele, doch denken wie
wenige. |
Aristoteles,
Topica 26; vergleiche hierzu das vorangegangene Zitat. |
Loqui ignorabit,
qui tacere nesciat.
Wer nicht zu schweigen versteht, versteht
auch nicht zu reden. |
Pseudo-Ausonius,
Septem sapientum sententiae 8 |
Loqui nobis
communiter datum est, solus ornatus est, qui discernit indoctos.
Die Sprache ist uns allem gemeinsam
gegeben; alleine die Beredsamkeit ist es, die den Ungebildeten
unterscheidet. |
Cassiodor,
Variae pr.3 |
Loqui oportet, non
quia id melius, sed quia contrarium difficile.
Ich muss reden, nicht weil das besser
wäre, sondern weil das Gegenteil zu schwer ist. |
Petrarca
(1304-1374), De ignorantia |
Loqui qui nescit,
discat aliquando reticere.
Wer nicht zu reden versteht, soll auch
einmal still sein. |
Hieronymus,
Epistulae 109,2 |
Luat in corpore,
qui non luet in aere.
Mit dem Leib soll büssen, wer nicht mit
Geld büssen kann. |
aus
dem Rechtslatein |
Lubrici sunt
fortunae gressus.
Schlüpfrig ist der Lauf des Glücks. |
Sprichwort |
Lucem demonstrat
umbra.
Erst der Schatten zeigt das Licht. |
Inschrift
auf Sonnenuhren |
Lucri bonus est
odor ex re qualibet.
Gewinn riecht gut, wo er auch herkommt. |
Iuvenal,
Saturae 14,204f |
Lucrum amare nullum
amatorem addecet.
Wer verliebt ist, darf nicht auf Gewinn
aus sein. |
Plautus,
Poenulus 328 |
Lucrum est dolorem
posse damno exstinguere.
Es ist vorteilhaft, wenn man Schmerzen
stillen kann, indem man Schaden zufügt. |
Publilius
Syrus, Sententiae 668 |
Lucrum est
sapientiae, ut te redducat tibi.
Ein Vorzug der Weisheit ist, dass sie zu
einem selbst zurückführt. |
Publilius
Syrus, Sententiae A90 |
Lucrum gaudium.
Gewinn macht Freude. |
Sprichwort |
Lucrum omne turpe
fugias tit dispendium.
Meide jeden schändlichen Gewinn wie einen
Verlust. |
Caecilius
Balbus, Sententiae 106 |
Ludere si cupias,
aequos socios tibi quaeras !
Wenn du spielen willst, such dir
gleichwertige Partner ! |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 14031 |
Ludi quoque semina
praebent nequitiae.
Auch die Spiele sind ein Grund zur
Leichtfertigkeit. |
Ovid,
Tristia 2,279f |
ludibrio habere
zum Gespött machen |
Phrase |
Ludit in humanis
divina potentia rebus, et certam praesens vix habet hora fidem.
Tu quoque fac timeas, et quae tibi laeta videntur, dum loqueris
fieri tristia posse puta.
Die göttliche Macht treibt ihr Spiel mit
den menschlichen Dingen, und der gegenwärtigen Stunde kann man
kaum vertrauen. Fürchte auch du dich, und denk daran, dass, was
dir fröhlich erscheint, während du sprichst, in Trauer
umschlagen kann. |
Ovid,
Epistulae ex Ponto 4,3,49f & 57f |
Ludunt formosae,
casta est, quam nemo rogavit.
Die Schönen vergnügen sich; züchtig ist
die, von der keiner etwas wissen will. |
Ovid,
Amores 1,8,43 |
Ludus bonus non sit
nimius.
Ein schönes
Spiel soll nicht lange dauern. |
Salvianus
(um 400-um 480), De gubernatione Dei 6,89 |
lumen naturale
das natürliche Licht |
mit
dieser Phrase ist nicht nur das Tageslicht gemeint, sondern auch
das Licht der Vernunft |
Lumina inter umbras
clariora sunt.
Im Schatten strahlen die Lichter heller. |
Quintilian,
Institutio oratoria 2,12,7 |
lupo agnum eripere
dem Wolf ein Lamm entreissen |
Plautus,
Poenulus 776 |
lupo ovem
committere
dem Wolf ein Schaf anvertrauen |
Terenz,
Eunuchus 832 |
lupos apud oves
custodes relinquere
die Wölfe bei den Schafen als Wachen
zurücklassen |
Plautus,
Pseudolus 140f |
Lupus est homo
homini, non homo, cum, qualis sit, non novit.
Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein
mensch, wenn er nicht weiss, was er ist. |
Plautus,
Asinaria 495 |
Lupus et agnus pascentur simul et leo et bos
comedent paleas et serpenti pulvis panis eius.
Wolf und Lamm weiden zusammen, der Löwe frisst Stroh
wie das Rind, doch die Schlange nährt sich vom Staub. |
Biblia Sacra Vulgata, Jesaia 65,25;
Wer wirklich nur Unheil stiften will, kann nicht mit den anderen leben. |
Lupus in fabula.
Der Wolf in der Fabel. |
Terenz, Adelphi;
unerwartetes Erscheinen dessen, von dem man gerade
spricht. Im Deutschen ausgedrückt als "Wenn man den Esel nennt,
kommt er g'rennt." oder "Wenn man vom Teufel
spricht..." |
Lupus non curat
numerum.
Der Wolf sorgt sich nicht um die Zahl. |
Vergil, Bucolica 7,51f |
Lupus pilum mutat, non
mentem.
Der Wolf ändert sein Haupt, aber nicht seinen
Geist. |
Erasmus
von Rotterdam (1465/69-1536), Adagia 2219; zitiert nach
Apostolios;
der Mensch mag altern, aber sein Verhalten ändert
er nicht. |
Lusor est aut dives
aut multum laborans aut fur.
Ein Spieler ist entweder reich oder arbeitsam oder ein Dieb. |
Heinrich
Bebel (1472-1518),
Proverbia Germanica 125 |
Lusus animo debent
aliquando dari, ad cogitandum melior ut redeat tibi.
So muss man dem Geist manchmal Zeit zum Spielen gönnen, damit
er gestärkt zum Nachdenken zurückkehrt. |
Phaedrus,
Liber fabularum 3,14,12f |
Lusus habet finem.
Das Spiel ist zu Ende. |
Ovid,
Ars amatoria 3,809 |
lusus naturae
eine Laune der Natur |
dieser
Spruch bezeichnet etwas Aussergewöhnliches, das die Natur
hervorgebracht hat |
lux doctrinarum.
Leuchte der Wissenschaft |
der
ältere Plinius, Naturalis historia |
Lux in tenebris
lucet et tenebrae eam non conprehenderunt.
Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es
nicht erfasst. |
Biblia
Sacra Vulgata, Evangelium secundum Ioannem 1,5; mit
"es" ist das Wort Gottes gemeint. |
lux mundi
das Licht der Welt |
ein
Spruch zur Geburt |
Lux post tenebras.
Licht nach der Finsternis. |
vgl.
hierzu den deutschen Spruch "Das Licht am Ende des
Tunnels" oder "Nach jedem Regenguss kommt wieder die
Sonne." |
Luxuriae desunt
multa, avaritiae omnia.
Der Verschwendung fehlt vieles, der Habier alles. |
Publilius
Syrus, Sententiae 236 |
Luxuriae quicquid
dederis, perfluet.
Was du den Ausschweifungen zollst, wird die entfliehen. |
Walther
von
Châtillon (um 1135-nach 1200),
Proverbia sententiaeque 14149a |
Luxuriosa res vinum
et tumultuosa sicera; quicumque his delectatur, non erit
sapiens.
Ein Zuchtloser ist der Wein, ein Lärmer das Bier; wer sich
hierin verfehlt, wird nie weise. |
Biblia
Sacra Vulgata, Liber proverbiorum 20,1 |